Ein harter Brexit macht Briten krank

Ein harter Brexit macht Briten krank
Ein EU-Austritt ohne Deal wird realistischer. Der KURIER analysiert, was er für britische Bürger bedeuten würde

Es wird knapp. Die Brexit-Verhandlungen in Brüssel sind festgefahren, die Hoffnungen auf einen geordneten Austritt des Königreiches aus der Europäischen Union werden kleiner. Auf der Insel bereitet man sich auf einen harten Brexit am 29. März 2019 vor, also einen Austritt, ohne vorher die Regeln mit der EU abgesteckt zu haben. Die Regierung veröffentlichte auf ihrer Homepage Tipps für Briten, wie sie sich am besten auf einen harten Brexit vorbereiten können.

Insbesondere die Wirtschaft steht vor einer Monsteraufgabe, die Ein- und Ausfuhr nach dem Tag X zu organisieren. Ein ungeordneter Brexit hätte nicht nur zur Folge, dass die Abkommen mit der EU von heute auf morgen fallen, sondern auch jene mit mehr als 60 anderen Ländern weltweit.

Irland Grenze

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Grenzgebiet zwischen Irland und Nordirland

Ohne Deal würde am 30. März die Grenze zwischen Irland und Nordirland wieder geschlossen werden. Und das will im Grunde keiner. Doch an der Frage, wie künftig mit dieser Grenze umgegangen werden soll, sind die Brexit-Verhandlungen diese Woche schlussendlich gescheitert und ein Austritt ohne Deal rückte wieder näher.

Harter Brexit ist ungesund

 

Ein harter Brexit macht Briten krank

Spitäler könnten unter Brexit kräftig leiden

 

Doch was bedeutet ein harter Brexit für die Bürger des Königreiches? Etwa im Bereich Gesundheit: Experten warnen davor, dass sich als Folge eines harten Brexit Krankheiten schneller verbreiten könnten. Einerseits wegen schlechterer Kooperation mit EU-Behörden, andererseits, weil es schlicht an Medikamenten mangeln könnte. Gesundheitsminister Matt Hancock forderte Pharmaunternehmen kürzlich dazu auf, die Medikamentenvorräte aufzustocken. Ab dem 30. März könnte es schwieriger werden, Medikamente nach Großbritannien einzuführen. Grenzkontrollen und Bürokratie würden Zeit kosten.

EU-Ausländer auf der Insel

Eine wichtige Säule des Gesundheitssystems sind zudem EU-Ausländer, die auf der Insel als Ärzte oder Krankenpfleger arbeiten und noch nicht wissen, was mit ihren Aufenthalts- und Arbeitserlaubnissen passieren wird. Ministerpräsidentin Theresa May hat den mehr als drei Millionen EU-Bürgern im Königreich versichert: „Selbst im Falle eines No-Deal werden eure Rechte geschützt. Wir wollen, dass ihr bleibt.“ Festgeschrieben sind deren Rechte aber noch nicht.

„Ich habe Angst um meinen Aufenthaltsstatus in Portugal“, sagt Jason zum KURIER, ein Engländer, der ausgewandert ist, als Brexit noch kein Thema war. Für Millionen andere britische Bürger, die im EU-Ausland leben, ist die Zukunft ebenfalls ungewiss. Wer in der EU mit dem Auto fahren will, kann das künftig nicht mehr mit britischem Führerschein. Man bräuchte eine internationale Fahrerlaubnis. Sie kostet 5,50 Pfund. Dass bisher noch weniger als 100 ausgestellt wurden, zeugt vom Optimismus der Insulaner, dass es doch noch zu einem Deal kommt.

Preise, Jobs, Pässe

 

Ein harter Brexit macht Briten krank

Verliert das Pfund an Wert?

 

Aber auch für Briten, die in Großbritannien leben, bleibt vieles ungewiss. Das Pfund könnte an Wert verlieren, wegen möglicher neuer Zölle könnten Preise zudem steigen, Jobs werden unsicher, reisen wird komplizierter: Die längere Schlange bei der Einreise in EU-Länder, weil sie keinen EU-Pass mehr haben, ist da nur ein kleineres Problem. Die Regierung weist darauf hin, dass man die Pass-Verlängerung „rechtzeitig“ beantragen soll – auch hier kommt es zu Wartezeiten.

Reisen, Roaming, Netflix

 

Ein harter Brexit macht Briten krank

Reisen wird komplizierter

 

Wer in andere EU-Staaten reist, wird mit seinem Handy Ärger haben. Etwa könnten diejenigen Roaming-Gebühren zahlen müssen, die in der EU mit einer britischen SIM-Karte telefonieren – wobei die meisten Anbieter kein Roaming einführen wollen. Außerdem könnte es sein, dass das Netflix- oder Spotify-Konto für Filme, Serien bzw. Musik im Ausland nicht funktioniert. Denn das grenzenlose Unterhaltungsprogramm garantierte bisher eine EU-Verordnung. Die fällt ohne Brexit-Deal wohl weg.

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