Lehnen die Richter den Antrag auf Berufung ab, „könnte er in den Tagen danach im Flugzeug sitzen“, sagte seine Ehefrau Stella bei einer Pressekonferenz in der Royal Overseas League in Zentrallondon am Mittwoch. Erlauben die Richter das Berufungsverfahren, wäre Assange aber auch nicht frei. „Dann bekommt er einzig das Recht, gehört zu werden.“
Veröffentlicht, verfolgt
Zur Erinnerung: 2010 und 2011 wurden auf der Online-Plattform WikiLeaks (die Assange vier Jahre zuvor mitbegründet hatte) Tausende, geheime amerikanische Militärdokumente über die Kriege in Irak und Afghanistan veröffentlicht.
Zunächst stellte daraufhin Schweden einen Haftbefehl wegen Vorwürfen der Vergewaltigung aus (die Anklage wurden später wegen mangelnder Beweise eingestellt). Assange floh in die Londoner Botschaft von Ecuador und erhielt dort Asyl – bis dieses 2019 aufgehoben wurde. Seitdem fordert Amerika von Großbritannien seine Auslieferung.
Assange sitzt im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. „Er ist isoliert“, sagt Stella Assange. Er lebe in einer 3x2 Meter großen Zelle. Ausgang habe er auf einem Platz in Parkplatzgröße. Wenn er Dokumente für den Gerichtsfall lesen möchte, komme er in einen Raum, den er nicht verlassen dürfe. Auch nicht um auf die Toilette zu gehen. „Er musste in die Ecke urinieren.“
2021 hatte Richterin Vanessa Baraitser entschieden, Assange dürfe aufgrund seiner schwachen psychischen Verfassung nicht ausgeliefert werden. Es bestünde ein reales Risiko, dass er sich das Leben nehmen würde.
Amerika ging in Berufung – und bekam Recht.
Präzedenzfall
Bei dem Fall ginge es zudem nicht nur um Assange, betont der aktuelle WikiLeaks-Chef Kristinn Hrafnsson. Es sei das erste Mal, dass die US-Regierung versuche, das Spionagegesetz gegen einen Journalisten und Verleger anzuwenden. Einen Journalisten, der weder Amerikaner ist (sondern Australier) und dessen Werk auch nicht in Amerika veröffentlicht wurde (sondern in Großbritannien).
Das Urteil könnte dramatische Auswirkungen auf investigative Journalisten in der ganzen Welt haben.
„Es ist ein politischer Fall“, ergänzt Stella, „und braucht eine politische Lösung.“
Australiens Premier findet, es reicht
Hoffnung setzen sie auf Australien. „Genug ist genug“, erklärte der australische Premier Anthony Albanese laut Al Jazeera am Mittwoch. Er hat im australischen Parlament einen Antrag unterstützt, der ein Ende der Strafverfolgung von Assange forderte: „Diese Sache kann nicht endlos weitergehen.“
Chelsea Manning, die WikiLeaks die Informationen der US-Armee zugespielt haben soll, wurde 2017 von Präsident Obama nach sieben Jahren Haft begnadigt.
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