Dündar: Journalisten sind Geiseln türkischer Regierung

Der türkische Journalist Can Dündar
Can Dündar, regierungskritischer Journalist, sagt, dass es derzeit keine Chance auf Freilassung gibt.

Der regierungskritische türkische Journalist Can Dündar schließt eine Freilassung inhaftierter Kollegen in der Türkei vor der Volksabstimmung über die Einführung eines Präsidialsystems aus. "Die Kollegen wissen, dass die türkische Regierung sie als Geiseln genommen hat", sagte Dündar der Welt.

Recht und Gesetz seien ausgeschaltet. "Vor dem Referendum am 16. April gibt es meines Erachtens keine Chance auf Freilassung."

Auch Welt-Korrespondent Deniz Yücel sitzt in der Türkei in Untersuchungshaft. Yücel sei einer von 150 inhaftierten Journalisten, sagte Dündar. Wenn man sich anschaue, was Yücel vorgeworfen werde, sei eigentlich klar, "dass sie ihn wegsperren". Von den türkischen Behörden habe er nichts anderes erwartet. "Es ist sehr beliebt, Journalisten Terrorismus vorzuwerfen."

Dündar: Erdogan wird Referendum verlieren

Yücel, der einen deutschen und einen türkischen Pass besitzt, war am Montag nach 13 Tagen im Polizeigewahrsam in Untersuchungshaft genommen worden. Ihm wird Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung vorgeworfen.

Dündar zeigte sich überzeugt, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das Referendum verlieren wird. "Die Türkei ist auf einem absteigenden Ast. Die Stimmung ist schlecht, die Wirtschaft ist im Niedergang. Selbst die AKP-Anhänger haben die Nase voll davon. Viele haben den Eindruck, dass sich die Türkei auf dem Weg in eine Art Diktatur befindet."

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