Epstein, Trump und Putin: E-Mail-Fund sorgt in Washington für Unruhe

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Kurz vor dem Treffen in Finnland 2018 bot der Sex-Straftäter Moskau direkte Trump-Einblicke an. Kam der Präsident darum dem Kreml-Herrscher entgegen?

Das Gipfel-Treffen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump im Juli 2018 im finnischen Helsinki wird in Washington auch sieben Jahre danach noch immer als Mysterium betrachtet.

Die Tatsache, dass Trump damals den russischen Präsidenten vor der Weltöffentlichkeit vor Vorwürfen der US-Geheimdienste (Wahlbeeinflussung gegen Hillary Clinton 2016) in Schutz nahm, wirkt bis heute ebenso nach wie der Umstand, dass nie umfänglich bekannt wurde, was die beiden Männer, begleitet nur von Dolmetschern, besprochen haben.

Jetzt kommt - durch ein Abfall-Produkt der jüngsten massenhaften E-Mail-Veröffentlichungen des einst mit Trumps eng verbandelten Sex-Straftäters Jeffrey Epstein - möglicherweise neue Bewegung in die Sache.

Einblicke in Trumps Gedankenwelt

Denn einen Monat bevor Trump in Helsinki Putin traf, versuchte Jeffrey Epstein dem obersten Diplomaten Russlands eine Botschaft zu übermitteln. Tenor: Wenn Sie Donald Trump wirklich begreifen wollen, dann lassen Sie uns reden.

"Ich denke, Sie könnten Putin vorschlagen, dass Lawrow Einblicke gewinnen kann, wenn er mit mir spricht", schrieb Epstein in einer E-Mail vom 24. Juni 2018 an den ehemaligen norwegischen Ministerpräsidenten Thorbjorn Jagland. Der Skandinavier war damals Chef des Europarats, einer wichtigen Menschenrechtsorganisation, und war bemüht, via Epstein mehr über Trumps Gedankenwelt zu erfahren.

"Trump ist nicht kompliziert"

In einer themenverwandten Mail ließ Epstein durchblicken, dass er bereits mit Vitaly Churkin, dem früher einflussreichen russischen UN-Botschafter über Trump gesprochen hatte, der 2017 verstorben war. "Churkin war großartig", schrieb Epstein, "er hat Trump nach unseren Gesprächen verstanden. Es ist nicht kompliziert. Man muss ihn sehen, um etwas zu verstehen, so einfach ist das."

Wie die vom Kongress veröffentlichten E-Mails belegen, schrieb Jagland unmittelbar nach dem Gesprächsangebot, dass er sich unverzüglich mit Lawrows Assistent treffen würde, um den Kontakt herzustellen. Ob daraus jemals etwas geworden ist, ist bis heute offiziell unbekannt. Russische und amerikanische Stellen gaben bisher keine Kommentare ab.

"Haben die Russen etwas gegen Trump in der Hand?"

Nach Helsinki äußerte sich Epstein jedoch umfangreich zu Trumps Treffen mit Putin, das weltweit auf Kritik stieß, weil Trump den Eindruck erweckt hatte, vor dem russischen Diktator in die Knie gegangen zu sein. "Haben die Russen etwas gegen Trump in der Hand? Selbst für seine Verhältnisse war der heutige Tag erschreckend", schrieb Larry Summers, einst Finanzminister von Präsident Bill Clinton, in einer E-Mail an Epstein am 16. Juli 2018, dem Tag des Gipfeltreffens mit Putin in Helsinki. "Meine E-Mail ist voll mit ähnlichen Kommentaren. Wow", entgegnete Epstein am folgenden Tag. 

"Ich bin sicher, dass er der Meinung ist, dass es super gelaufen ist. Er glaubt, seinen Gegner bezaubert zu haben. Zugegebenermaßen hat er keine Ahnung von Symbolik. Er hat von den meisten Dingen keine Ahnung."

Die E-Mails von Epstein mit Russland-Trump-Bezug machen nur einen Bruchteil der Dokumente aus, die am Mittwoch vom US-Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses veröffentlicht wurden. 

Sie vermitteln einen bisher vernachlässigten Aspekt im Epstein-Komplex: Der reiche Finanzinvestor pflegte auch noch weit nach seiner strafrechtlichen Verurteilung im Jahr 2008 wegen Anwerbung einer minderjährigen Frau zur Prostitution und bis kurz vor seiner erneuten Verhaftung im Jahr 2019 wegen Sexhandels intensiv den Zugang zu internationalen Politikern von Saudi-Arabien über Israel bis zur Slowakei. Die Frage bleibt: Warum?

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