Für Mohammed Bin Salman (MbS), Saudi-Arabiens Kronprinz und Regierungschef, ist der Besuch Trumps ebenfalls ein Großereignis. Nach Jahren weltweiter Ächtung kehrt die internationale Achtung wieder zu ihm zurück.
Nachdem der iranische Konkurrent vom Golfstrand gegenüber aus mehreren Kriegen seiner verlängerten Arme - von der Hamas über die Hisbollah bis zu den Houthi-Rebellen - geschwächt hervorging, gilt MbS als starker Mann in Nahost. Er hält sich nach allen Seiten offen, auch in Richtung China und Russland. Sogar mit dem Erzfeind Iran hält er Kontakt. Doch keiner ist wichtiger als Trump.
Erhält Trump seine geforderte Billion an Investitionen aus Nahost?
MbS hat nicht vergessen, dass Trump 2019 bis auf Lippendienste wenig bis nichts tat, als die saudischen Ölfelder von iranischen Drohnen angegriffen wurden. Doch jetzt geht es um riesige Geschäfte. Obwohl sinkende Ölpreise die Wirtschaft am Golf gerade schwächeln lassen, stehen 600 Milliarden Dollar schon jetzt in seinem Investitionsplan. Zumindest auf dem Papier.
Trump würde sie gerne auf eine ganze Billion anwachsen lassen. Seine Gastgeber Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) erwarten dafür umfassende Hochtechnik-Hilfe und Waffen aus den USA. Auch das Einverständnis, ein eigenes ziviles saudisches Nuklearprogramm zu entwickeln. Was bislang immer am Widerspruch Israels scheiterte.
Was Trump letztlich aus seiner Reise herausschlagen kann, bleibt noch offen. Die Medien spekulieren auf vollen Touren: Je nach Aussichten könnten weitere arabische Staatschefs zur geplanten Sitzung des Golf-Kooperationsrates geladen werden. Kommt doch noch ein Abstecher nach Jerusalem? Die große Frage hinter dem großen Geschäft bleibt: Folgt dem angestrebten wirtschaftlichen Erfolg auch ein politischer?
Normalisierung der saudisch-israelischen Beziehung zeichnet sich nicht ab
Eine Normalisierung der saudisch-israelischen Beziehung zeichnet sich derzeit nicht ab. Bislang war sie die Bedingung für eine formelle Ausweitung des regionalen Verteidigungsbündnisses gegen die iranische Bedrohung.
Ohne ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen und zumindest einer taktischen Wiederaufnahme der Verhandlungen Israels mit der palästinensischen Autonomieregierung (PA) in Ramallah wird MBS den letzten Schritt in Richtung Jerusalem nicht wagen. Für Israels Premier Benjamin Netanjahu wiederum wäre eine politische Annäherung an die PA das Ende seiner scharfrechten Koalition.
Nicht nur Trumps Überfliegen Israels signalisiert, dass zurzeit die Pflege seiner alten Freundschaft zu Netanjahu nicht oben auf seiner To-do-Liste steht. Auch die direkten Verhandlungen mit dem Iran über ein neues Nuklearabkommen brüskieren die israelische Regierung.
Hamas ließ letzte US-Geisel frei - Israel wusste vorab nichts
Selbst die Freilassung des US-Bürgers Idan Alexander am Montag erfolgte ohne Absprache mit Netanjahu. Sein Geheimdienst informierte ihn darüber. Trumps Nahost-Chefunterhändler Steve Witkoff leitete die Freilassung ohne Israel ein.
Nach mehrwöchiger Abwesenheit befindet sich Witkoff seit Montag wieder in Israel. Die Rede ist von neuen Verhandlungen: Über eine Rückkehr aller 58 verbliebenen Geiseln (23 sollen noch leben). Im Gegenzug für ein Kriegsende. Wie die Hamas es vorschlägt.
Netanjahu zieht die Freilassung eines Teils der Geiseln vor. Mit einem zeitlich begrenzten Waffenstillstand. Wie es aussieht, erinnert sich Trump jedoch zumindest während seiner Nahostreise wieder an sein ursprüngliches Versprechen: „Freilassung aller Geiseln und Kriegsende.“
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