Trump muss ins Gefängnis – vorübergehend
Einen krasseren Kontrast wird der an Luxus und livrierte Türöffner gewöhnte amerikanische Ex-Präsident noch nie am eigenen Leib erlebt haben. Donald Trump musste Donnerstagabend (19.30 Uhr Ortszeit) an der Rice Street Nr. 901 in Atlanta/Georgia wie jeder gewöhnliche Angeklagte im Landkreis Fulton zur erkennungsdienstlichen Behandlung erscheinen.
"Unhygienische Lebensbedingungen"
Das Gefängnis dort gehört laut Justizministerium in Washington zu den übelsten im Strafvollzug. Von „unsicheren, unhygienischen Lebensbedingungen“ ist die Rede. Auch von „übermäßiger Gewalt“. An diesem unwirtlichen Ort musste sich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten zum vierten Mal binnen weniger Monate der Justiz stellen, die fast drei Jahre nach der Präsidentschaftswahl 2020 rigoros nachkartet, was Trump damals versuchte: die nachträgliche Korrektur des Wahlresultats.
Gewicht wird ermittelt
Zum Prozedere gehören Fingerabdrücke und die aktuelle Ermittlung des Gewichts. Zur Erinnerung: Trump gilt laut Body-Mass-Index als fettleibig. Eine Kaution von 200.000 Dollar wurde festgesetzt. Die Summe muss der Milliardär anteilig hinterlegen, um Untersuchungshaft zu vermeiden.
„Suite mit Wladimir“
In der mit Trumps Anwälten ausgehandelten Kautionsvereinbarung ist auch definiert, was Trump nun nicht mehr darf: Mitangeklagte und Zeugen beleidigen, bedrohen oder einschüchtern. Tut er es trotzdem, wird die Kaution erhöht. Sogar Beugehaft ist möglich.
Einen Vorgeschmack darauf, dass sich der 77-Jährige den Mund nicht verbieten lässt, gab Trump mit einem sarkastischen Flucht-Hinweis: „Ich könnte weit wegfliegen, vielleicht nach Russland, Russland, Russland, um mit Wladimir eine Suite mit Goldkuppel zu teilen und niemals wieder gesehen oder gehört werden.“
Bei Verurteilung drohen fünf Jahre Haft
Bei einer Verurteilung drohen ihm fünf Jahre Haft. Mindestens. Sich selbst zu begnadigen, wie bei anderen Verfahren in gleicher Sache möglich, funktioniert in Georgia nicht. Staatsanwältin Fani Willis wirft Trump und 18 Mitangeklagten, darunter sind etliche seiner ehemaligen Top-Anwälte, eine breit angelegte Verschwörung vor. Mit dem Ziel, den Wahlausgang von 2020 zu verfälschen.
Das Verfahren selbst, das am 5. September mit der Anklageverlesung beginnt, wird dann öffentlich stattfinden. Trumps Verteidiger-Armada will den Start mit allen rechtlichen Mitteln über die Präsidentschaftswahl im November 2024 hinauszögern.
Bis zur letzten Minute blieb gestern unklar, ob Trump im „Fulton County Jail“ eine Demütigung zuteilwerden würde: das erkennungsdienstliche Polizei-Foto für die Akten – „mugshot“ genannt. Sheriff Patrick Labat sagte, Trump werde „so behandelt wie jeder andere auch“.
Das Gefängnis war am Nachmittag hermetisch abgeriegelt, dennoch fanden sich Trump-Anhänger ein, die von der Unschuld ihres Idols überzeugt sind. Trump, der vom Secret Service auf Schritt und Tritt beschützt wird, sieht die Risiken anderswo. Wächter hätten im Rice-Street-Knast „über 1000 shanks“ sichergestellt, behauptet er. Im Gefängnis-Jargon sind damit von Insassen selbst gebastelte Stichwaffen gemeint.
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