Dort richtete er zunächst für die marokkanische Regierung die Casablanca Finance City (CFC) ein, die Firmen, die sich hier niederlassen, immense Steuervorteile gewährt. Seine eigene Beratungsfirma Parnasse International hat ihren Sitz ebenda.
Laut dem französischen Magazin L’Obs hat DSK noch nie so viel verdient wie jetzt als 71-Jähriger. Parnasse verbuchte zwischen 2013 und 2018 einen Gewinn von 21 Millionen Euro und zahlt keine Steuern. Strauss-Kahn ist der einzige Aktionär seiner Firma und auch ihr einziger und erster „Angestellter“. Seine Togo- und Kongo-Geschäfte sollen ihn um ein Vielfaches reicher gemacht haben.
Und das alles wegen einer flüchtigen Begegnung ...
Am 14. Mai 2011 wurde DSK vor dem Abflug aus New York wegen des Verdachts einer versuchten Vergewaltigung festgenommen und der Weltöffentlichkeit in Handschellen vorgeführt. Vier Tage später musste er als geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurücktreten. Seine damalige Frau, Anne Sinclair, eine in Frankreich beliebte TV-Moderatorin, setzte Kohorten von Anwälten in Bewegung.
Im August ließen die USA die Klage fallen, doch nach einer triumphalen Rückkehr folgten weitere Anklagen in Frankreich, unter anderem wegen schwerer Zuhälterei.
Staunend erfuhr die Welt, dass sich der begnadete Wirtschaftsfachmann bei Frauen wie ein Sex-Maniac aufgeführt, bei dubiosen Partys im Zuhältermilieu mitgefeiert und sich damit erpressbar gemacht hatte. Dann kam heraus, dass DSK schon beim IWF übergriffig gewesen sein soll. Bereits seit 2008 waren diskrete Nachforschungen angeordnet worden.
"Originelle Geschäfte"
Ist der Ruf einmal ruiniert, lebt sich’s ziemlich ungeniert – so scheint sein Motto zu lauten. Nach der Scheidung von seiner Frau 2013 und einer zivilrechtlichen Einigung mit dem New Yorker Zimmermädchen wurde Strauss-Kahn geschäftlich innovativ oder „originell“ wie es die NZZ nennt.
Der gefallene Superstar brauchte damals viel Geld, um seine Anwaltsschulden und das Schweigegeld für die Hotelangestellte zu begleichen. Und auch in Frankreich hatte er für die endlich erfolgten Freisprüche teuer bezahlt.
Zunächst blieb er in Europa: 2013 bekam er einen Aufsichtsratssitz bei der Russian Development Bank, einer Tochterfirma des russischen Ölproduzenten Rosneft. Die Gründung einer Bank im Südsudan, dem ölreichen Staat mit der bitterarmen Bevölkerung, endete eher desaströs. 2013 musste der neue Bankdirektor Strauss-Kahn aus Juba vor dem aufflammenden Bürgerkrieg flüchten.
Von der Ukraine nach Afrika
Nach einem Zwischenspiel bei ukrainischen Banken, für die DSK Verbindungen zur serbischen und tunesischen Regierung aufbaute, suchte er für eine Schweizer Firma, die Sicherheitsdruckfarben für Banknoten herstellt, Kunden in Westafrika. Strauss-Kahn hat ein Faible für Afrika, denn bis zum großen Erdbeben in Agadir, 1960, wuchs er in Marokko auf. Dann übersiedelte die Familie – der Vater war Finanzberater – nach Monaco.
Laut Jeune Afrique und NZZ kümmert sich Strauss-Kahn seit 2017 um die Finanzen der despotischen Präsidenten von Togo und Kongo.
Für den kongolesischen Langzeit-Präsidenten Denis Sassou-Nguesso ist er eine Art Staatsbuchhalter. Und mit Fauré Gnassingbé, dessen Familie Togo seit 50 Jahren ausplündert, verbindet ihn auch eine enge Freundschaft. Laut Weltbank muss in Togo mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit weniger als 1,76 Euro pro Tag auskommen. Strauss-Kahn wollte auch seriösere Regierungen wie die der Elfenbeinküste beraten. Doch dort kannte man ihn aus dem IWF – und lehnte ab.
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