Doch nicht Donald? Forderung nach Neuauszählung

Der nächste US-Präsident?
Informatiker wollen Unregelmäßigkeiten ausgemacht haben und fordern nun eine Untersuchung. Von der Clinton-Kampagne gibt es noch kein Statement.

Es geht um 55.000 Stimmen, schreibt Heba Abedin, Schwester von Clintons engster Vertrauten Huma auf Facebook. Würden 55.000 Stimmen in den drei Bundesstaaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania von Trump zu Clinton wechseln, wäre der 45. Präsident der Vereinigten Staaten eine Frau. Zum Vergleich: In Österreich trennten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer 30.863 Stimmen bei 4,4 Millionen abgegebenen Stimmen; in den drei Bundesstaaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania haben mehr als 13 Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben. Es war also richtig knapp, und bei aller Liebe zum österreichischen Bundespräsidenten: Die Konsequenzen wiegen ein bisschen schwerer.

Eine Gruppe von Clinton-Unterstützern fordert deshalb eine Neuauszählung der Stimmen in diesen drei Bundesstaaten, die die Wahl Donald Trumps kippen könnten und hat sich diesbezüglich auch bereits mit der Clinton-Kampagne in Verbindung gesetzt, von der es noch kein offizielles Statement dazu gibt. Die Kampagne müsste eine solche Neuauszählung beantragen.

Unregelmäßigkeiten vermutet

Viele derer, die an eine Wahlmanipulation glauben, sind Informatiker, die behaupten, dass Clinton in jenen Gebieten der Bundesstaaten schlechter abgeschnitten hat, in denen die Stimmabgabe elektronisch passiert – und dass diese Wahlmaschinen gehackt sein könnten. Auch hier eine Parallele zu Österreich: Die Wissenschaftler haben keine Beweise, wollen aber Unregelmäßigkeiten ausgemacht haben. Clinton habe in jenen Bezirken mit elektronischen Wahlmaschinen durchschnittlich rund 7 Prozent weniger Stimmen erhalten als in solchen, wo beispielsweise mit Stimmzetteln abgestimmt wird (in den USA ist das je nach Bezirk geregelt).

Der Verdacht ist nicht ganz unbegründet: Der Direktor der nationalen Geheimdienste gab im Oktober bekannt, dass die Geheimdienste davon ausgehen, dass Russland hinter dem Hack von Hillary Clintons Kampagnenmails steckt. Und auch, dass russische Hacker versucht hätten, in US-amerikanische Wahlsysteme einzudringen. In Meinungsumfragen vor der Wahl führte Clinton in allen drei Bundesstaaten zum Teil deutlich.

Daten-Guru Nate Silver, dessen Seite fivethirtyeight.com Donald Trump bereits vor der Wahl weitaus höhere Chancen gab als die meisten anderen Prognosen, glaubt allerdings nicht an eine Manipulation, das sei „wahrscheinlich Bullshit“: Der Effekt würde verschwinden, wenn man die Faktoren ethnische Zugehörigkeit und Bildungsniveau berücksichtige, schreibt er auf Twitter.

Forderung nach Untersuchung

Allerdings fordern auch mehrere Abgeordnete des Kongresses, darunter der republikanische Senator Lindsay Graham, eine Untersuchung zu den Vorgängen rund um die Wahl und eine mögliche Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf – allerdings nicht explizit eine Neuauszählung.

Einen anderen Weg, um die Wahl zu einem anderen Ergebnis zu führen, gäbe es übrigens auch noch, ganz ohne Neuauszählung: Wenn die 538 Wahlmänner, die am 19. Dezember abstimmen, nicht so abstimmen, wie es das Ergebnis in den Bundesstaaten verlangt. Das ist eigentlich verboten, aber dennoch möglich. Und die Strafe, die – je nach Bundesstaat – darauf steht, übersteigt die Summe von tausend Dollar nicht. Wenn keine 270 Wahlmänner für Donald Trump stimmen, wird die Wahl im Repräsentantenhaus entschieden. Es gibt aktuell drei Wahlmänner, die ankündigten, Trump nicht zu wählen – und sie versuchen nun, weitere Verbündete zu finden.

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