Für die Kandidatenkür vor der Präsidentschaftswahl im April 2022 hält EELV Ende September Primärwahlen ab. Fünf Bewerber gibt es bereits.
Der Bekannteste ist der Europa-Abgeordnete Yannick Jadot. In der Öffentlichkeit tritt er als heimlicher Parteichef auf, seit er bei den Europawahlen 2019 als Listenführer mit 13,5 Prozent den dritten Platz erreicht hat. Der 53-Jährige betont seinen Pragmatismus und seine Nähe zu den deutschen Grünen.
Nicht für alle in der Parteibasis ist dies jedoch ein Argument für ihn. Denn in Frankreich, wo sich die Grünen am linken Rand verorten, wäre eine Zusammenarbeit mit den Bürgerlich-Konservativen undenkbar, würde als Verrat an den eigenen Idealen gesehen werden.
Vor fünf Jahren gewann Jadot die Primärwahlen seiner Partei, reihte sich aber hinter den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Benoît Hamon ein, um dessen Chancen zu erhöhen. Hamon erhielt dann aber nur 6,3 Prozent der Stimmen.
Nun sagt Jadot, er wolle „alle linken Kräfte zusammenbringen, die erkannt haben, dass die Frage der Ökologie zentral ist“. Die Gefahr, dass sich die Stimmen von Links- und Grün-Wählern auf mehrere Kandidaten verteilen, die allesamt die zweite Runde verpassen, besteht.
Der Führungsanspruch von EELV ist mit den jüngsten Wahlerfolgen gewachsen. Bei den Regionalwahlen im Juni legte die Partei zu, bei den Kommunalwahlen 2020 konnte sie rund 20 Rathäuser erobern. Seitdem stellen sie die Bürgermeister in großen Städten wie Lyon, Bordeaux und Straßburg. In Paris und Marseille regieren sie mit den Sozialisten.
Grenoble bekam 2014 als erste Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern einen grünen Bürgermeister: Éric Piolle kandidiert ebenfalls für die Präsidentschaftswahl und gilt als Jadots Hauptrivale. Piolle vertritt den linken Parteiflügel und steht für einen radikalen Systemwechsel mit der Kritik am liberalen Wirtschaftssystem. Er befürwortet systematische Bürgerbefragungen, eine grüne Energiewende und den Atomausstieg sowie die Zusammenarbeit mit der Partei „Widerspenstiges Frankreichs“ des Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon.
Daneben bewerben sich der wenig bekannte, für eine „grüne Politik der Mitte“ eintretende Jean-Marc Governatori sowie die Wirtschaftswissenschaftlerin und Feministin Sandrine Rousseau, die unter anderem für mehr Rechte für die Natur und ein Grundeinkommen eintritt.
Gerade hat Delphine Batho, Ex-Umweltministerin in der sozialistischen Regierung von François Hollande, ihre Kandidatur angekündigt. Hollande entließ sie nach gut einem Jahr im Amt, weil sie Budgetkürzungen für ihr Ressort kritisiert hatte. Sie stehe für die „ökologische Regulierung der Marktwirtschaft“, so Batho. Dass sie und Rousseau ihre Parteifreunde überzeugen, gilt jedoch als unwahrscheinlich. Die konsequente Gleichstellung von Frauen und Männern hat sich bei EELV noch nicht durchgesetzt.
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