Die wichtigsten Köpfe der Sicherheitskonferenz

Mike Pence
Die Ungewissheit über die Außenpolitik der neuen US-Regierung macht die Münchner Sicherheitskonferenz so spannend wie selten zuvor.

Die Münchner Sicherheitskonferenz, die in diesem Jahr zum 53. Mal stattfindet, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Foren für Außen- und Sicherheitspolitik weltweit entwickelt. Jahr für Jahr geben sich Staatspräsidenten, Regierungschefs, Minister, Chefs internationaler Organisationen, Sicherheitsexperten und Spitzenmanager hier ein Stelldichein.

Die Konferenz dauert rund 48 Stunden, von Freitag- bis Sonntagmittag. Teilnehmer schätzen die Sicherheitskonferenz unter anderem aus zwei Gründen: Weil es sich um keine offizielle, staatlich organisierte Konferenz handelt, können sie gerade hier oftmals Klartext reden. Viele Teilnehmer nutzen die Gelegenheit zudem zu vertraulichen Gesprächen am Rande - in einem der vielen Hinterzimmer des Nobelhotels Bayerischer Hof mitten in München. Diesmal werde die Zahl von 1000 solcher bilateralen Gespräche überschritten, hieß es.

Die wichtigsten Köpfe der Sicherheitskonferenz

MIKE PENCE: Als US-Vizepräsident ist er der ranghöchste Vertreter der neuen US-Regierung in München. Alle Augen werden deshalb auf ihn gerichtet sein. Der 57-Jährige mit dem stets akkurat getrimmten Silberhaar gilt im Gegensatz zu seinem Chef als Ruhepol. Pence steht aber auch für strammen Konservatismus. Am Samstag wird er die künftige Außenpolitik der USA erstmals auf großer Bühne darstellen.

ANGELA MERKEL: Die Bundeskanzlerin will sich am Samstag mit Pence unter vier Augen unterhalten - das erste Treffen Merkels mit einem Vertreter der Trump-Regierung überhaupt. Zudem hält die 62-Jährige direkt vor Pence eine Rede. Die Kanzlerin hatte ungewöhnlich deutlich Trumps Einreiseverbot gegen Muslime kritisiert. Auch mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres ist Merkel verabredet.

SERGEJ LAWROW: Der russische Außenminister kann 45 Jahre diplomatische Erfahrung in die Waagschale werfen. Lawrow gilt als "Mann fürs Feine" von Kremlchef Wladimir Putin. "Ich bin Diplomat, die Politik überlasse ich dem Präsidenten", unterstrich der Chefdiplomat einmal. Seit 2004 schon ist der 66-Jährige im Amt. Er ist bekannt als harter Verhandlungsführer, der die diplomatische Klaviatur auszureizen versteht.

JOHN McCAIN: Der US-Senator ist ein alter Haudegen, der auf seinen Kriegseinsatz in Vietnam ebenso stolz ist wie auf seine Kämpfe in der Politik. Seit den 1980ern sitzt McCain im US-Senat, 2008 trat der Republikaner gegen Barack Obama im Kampf um das Weiße Haus an - und verlor. Der 80-Jährige gilt als schärfster Trump-Kritiker unter den Republikanern - bereits im Wahlkampf entzog er ihm seine Unterstützung.

ANTONIO GUTERRES: Seit Oktober 2016 steht der Portugiese an der Spitze der Vereinten Nationen. Vorher war Guterres portugiesischer Ministerpräsident und UN-Flüchtlingskommissar - er bringt also reichlich Erfahrung mit, kennt sich mit Krisen ebenso aus wie mit den Korridoren der Macht. Nun soll der 67-Jährige als UN-Generalsekretär in einer fragmentierten Welt Brücken bauen.

PETRO POROSCHENKO: Der ukrainische Präsident wünscht sich mehr Härte des Westens gegen Russland. Angesichts des Wiederaufflammens der Ukraine-Krise dürfte das auch in München der Fall sein. Der 51 Jahre alte Multimillionär hat beide prowestliche Revolutionen der Ex-Sowjetrepublik 2004 und 2014 mitfinanziert. Der Westen moniert, dass auch die Ukraine sich schwer damit tut, die in Minsk formulierten Bedingungen zum Frieden in der Ukraine zu erfüllen.

VIKTOR ORBAN: Der ungarische Ministerpräsident hat sich in der Flüchtlingskrise als Rivale von Angela Merkel profiliert - und Zäune an der Grenze hochgezogen. Muslime betrachtet der rechtsnationale Regierungschef als Gefahr. Orban ist sicher nicht bei allen Besuchern der Sicherheitskonferenz gerngesehener Gast - schon wegen der Einschränkung der Medienfreiheit in Ungarn. Verfolgt eine Annäherung an Russland und setzt sich für ein Ende der EU-Sanktionen ein.

BORIS JOHNSON: Der Londoner Ex-Bürgermeister ist die wohl schillernste Figur im Brexit-Lager. Seine Entscheidung, für den EU-Austritt zu kämpfen, überraschte viele. Nach dem Votum dann folgte die zweite Volte des 52-jährigen Blondschopfs: Er stehe als Premier nicht zur Verfügung. Doch Johnson wurde belohnt: Jetzt ist er britischer Außenminister und einer der beliebtesten Politiker des Landes.

AVIGDOR LIEBERMAN: Schon der Spitzname des ultrarechten israelischen Verteidigungsministers spricht Bände: "Der Bulldozer". Der 58-Jährige wettert gerne gegen Palästinenser und schürt anti-arabische Ressentiments. Mit seinen martialischen Sprüchen überholt der ehemalige Türsteher auch immer wieder seinen konservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu von rechts - der gewiefte Taktiker gilt als gefährlicher Rivale Netanjahus im rechten Lager - mit Ambitionen auf dessen Amt.

MOHAMMED DSCHAWAD SARIF: Irans Außenminister gilt als Architekt des Atomabkommens. Mit seiner eloquenten und verbindlichen Art war der 57-Jährige genau der richtige Mann für das Top-Projekt von Präsident Hassan Ruhani: Versöhnung mit der Welt durch eine Einigung im Atomstreit. Ohne Sarif wäre ein Einigung wohl viel schwieriger geworden. Sarif hat in San Francisco studiert, besitzt einen Doktortitel in Politologie von der Universität Denver und spricht perfekt Englisch.

BINALI YILDIRIM: Der türkische Ministerpräsident ist langjähriger Weggefährte von Recep Tayyip Erdogan. Schon in den 1990er Jahren war Yildirim an der Seite des heutigen Staatspräsidenten. Der 61-Jährige folgte Erdogan in die Politik und gründete gemeinsam mit ihm und anderen Mitstreitern die islamisch-konservative AKP. Durch die Aushöhlung demokratischer Rechte in der Türkei und die Verhaftung tausender Staatsbeamte nach dem Putschversuch sind die Beziehungen zu den westlichen Nachbarn nicht einfacher geworden.

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