Ob es tatsächlich stimmt, dass die russische Luftabwehr – wie behauptet - eine Rakete vom Typ GLSDB (Ground Launched Small Diameter Bomb) abgeschossen hat, sei dahingestellt. Sollte das aber zutreffen, brechen für die russischen Streitkräfte noch härtere Zeiten an, denn es würde bedeuten, dass die ukrainischen Streitkräfte die Reichweite ihrer Waffen nahezu verdoppelt haben. Als im Jänner erste Berichte über eine bevorstehende Lieferung die Runde machten, sorgten diese in prorussischen Militärblogs für mehr Unbehagen als die damals diskutierten Kampfpanzer Leopard 2-Lieferungen.
Doch was sind überhaupt GLSDBs?
„GL“ bedeutet, dass sie vom Boden aus abgefeuert werden, „SDB“ bedeutet „small diameter bomb“, also eine Bombe mit geringem Durchmesser. Die Gleitbombe fährt im Flug zwei Tragflächen aus, gleitet dann GPS- oder lasergesteuert zum Ziel. Ihre Reichweite beträgt 150 Kilometer – also fast das Doppelte der derzeitigen HIMARS-Munition, die die ukrainischen Streitkräfte derzeit einsetzen.
Galt das HIMARS vergangenen Sommer als „Gamechanger“, weil damit präzise russischen Munitionslager oder Kommando-Unterstände getroffen werden können, dürften die GLSDB – sofern sie tatsächlich bereits im Einsatz sind – erneut für Probleme in der russischen Versorgung sorgen. Es kostete die russischen Streitkräfte im Sommer einige Zeit, um sich an die neue Lage anzupassen. Ein Beispiel: Mit den Gleitbomben könnten die ukrainischen Truppen von der Südfront bei Saporischschja bis zum Asowschen Meer wirken, also jeglichen Nachschub der Russen um Melitopol beschießen.
Ihre Triebwerke wurden mit einer Lenkrakete kombiniert – das ergibt einen hochpräzisen Flugkörper, der unter anderem von HIMAR-Systemen aus gestartet werden kann. Der Raketenantrieb bringt die Gleitbombe auf eine Höhe, die etwa der Abwurfhöhe von Bomben aus einem Flugzeug entspricht. Dort trennt sich die GLSDB vom Antrieb, beginnt zu fallen, klappt die Tragflächen aus. Und sucht ihr Ziel.
Ihr geringer Durchmesser macht es selbst für Flugabwehrsysteme schwierig, sie abzufangen. Zudem kommt, dass sie mit etwa 40.000 US-Dollar pro Stück nicht so viel kostet wie andere High-Tech-Munition. Es ist nicht klar, wie viele Gleitbomben die US der Ukraine geliefert haben, oder über wie viele die US-Streitkräfte verfügen. Ihre Anzahl wird darüber entscheiden, ob die Gleitbomben tatsächlich etwas am Kriegsverlauf ändern.
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