Die Russland-Affäre kommt Trump bedrohlich näher

Während der US-Präsident in Schottland golft, wächst zu Hause der Druck, ein Vertrauter ist im Visier.

Nein, das alles werde natürlich keine Auswirkungen auf das Gipfeltreffen mit Putin am Montag haben, tönte es am Wochenende reflexartig aus dem Weißen Haus. Blockadehaltung also, wie schon so lange in der sogenannten Russland-Affäre. Doch die rückt mit den jüngsten Schritten von Sonderermittler Robert Mueller dem US-Präsidenten erneut einen Schritt näher – und zwar einen gewaltigen.

Denn die am Freitagabend vorgelegte Anklageschrift macht auf 29 Seiten einige Tatsachen deutlicher denn je. 12 russische Spione sind nun wegen eines umfassenden Hacker-Angriffs im Sommer 2016 angeklagt - also mitten im Finale des US-Wahlkampfs. Ihre Ziele waren der Parteitag der Demokraten und die Kampagne von Trumps Gegnerin Hillary Clinton. Wie Mueller in der Anklage eigens betont, waren die Spione offiziell unterwegs, also im Auftrag der russischen Führung.

Die Russland-Affäre kommt Trump bedrohlich näher

In Washington aber ist ihm Ermittler Mueller auf den Fersen.

Kontakte zu Agenten

Das Dokument weißt außerdem auf einen Mann hin, der einerseits mit den russischen Agenten während ihrer US-Aktivitäten in Verbindung stand, andererseits aber regelmäßigen Kontakt zu Trumps Wahlkampagne gehabt haben soll. Laut US-Medien kann es sich dabei nur um Roger Stone handeln: Der Lobbyist hat Trump während seiner Präsidentschaftskandidatur beraten und ist bis heute einer seiner engsten Vertrauten. Stone hatte während des Wahlkampfs öffentlich dazu aufgerufen, Emails über Hillary Clinton der umstrittenen Aufdecker-Plattform Wikileaks zuzuspielen, um so deren amerikafeindliche Aktivitäten zu enthüllen. Genau das geschah kurz darauf. Alle Erkenntnisse der FBI-Ermittler deuten darauf hin, dass es russische Hacker waren, die diese Emails an Wikileaks lieferten.

Wie kürzlich bekannt wurde, hatte sich Stone in dieser Zeit auch mit einem Russen in Florida getroffen, der ihm belastendes Material über Clinton anbot. Laut Stones Anwalt habe sein Klient das Angebot abgelehnt.

Doch nicht nur Stone rief öffentlich dazu auf, belastendes Material über Hillary an die Öffentlichkeit zu bringen. Auch Trump persönlich tat das, und er adressierte seine Forderung direkt an die Russen. „ Russland, wenn du zuhörst: Ich hoffe, du kannst die 30.000 verschwundenen E-mails (von Clinton, Anm.) finden.“ Eine von Trumps typischen Provokationen. Bemerkenswert daran ist allerdings der Zeitpunkt. Am Tag als Trump das auf offener Bühne von sich gab, wurde auch – das zeigt die neue Anklageschrift – der Großangriff der russischen Hacker eröffnet.

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