Kritik an der WHO wird weltweit lauter - auch ohne Trump

Kritik an der WHO wird weltweit lauter - auch ohne Trump
Nicht nur die USA, auch Australien, Japan und Indien kritisieren die Weltgesundheitsorganisation als viel zu China-hörig.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO mit Sitz in Genf steht in der Kritik. Nicht nur Donald Trump wettert gegen die Organisation und friert die Zahlungen ein. Auch Japan, Indien und Australien üben jetzt heftige Kritik, wollen aber immerhin weiterzahlen. Sie kritisieren die WHO, weil sie zu China-hörig sei.

Kritik zum falschen Zeitpunkt

Trumps Frontalangriff auf die WHO „sendet mitten in einer Pandemie die falsche Botschaft“, sagte Dr. Amesh Adalja, Experte für Infektionskrankheiten und leitender Wissenschafter der Johns Hopkins Universität. Adalja sagte, die WHO mache Fehler, ebenso wie die Verzögerung der Reaktion auf den Ebola-Ausbruch in den Jahren 2013 und 2014 in Westafrika. Er sagte, dass möglicherweise Reformen erforderlich sind, aber dass dies nach dem Ende der Pandemie stattfinden muss. „Es ist nicht mitten in einer Pandemie die Zeit, so etwas zu tun.“

Australien gegen offene Märkte

„Es ist unglaublich, wirklich sehr außergewöhnlich, dass die WHO es für richtig hält, die offenen Lebensmittelmärkte (wet-markets) in China wieder öffnen zu lassen – sie waren die Quelle des Ausbruchs, der Menschen rund um die Erde tötet“, sagte Schatzkanzler Josh Frydenberg am Mittwoch. Die WHO hat ihre ursprüngliche Entscheidung wieder zurückgenommen.

Der konservative Ministerpräsident Scott Morrison „sympathisiert“ mit Trumps Kritik, die allerdings vom eigenen Unvermögen der USA im Kampf gegen das Coronavirus ablenken soll.
„Hätten wir auf den Rat der WHO gehört, hätten wir dasselbe Schicksal wie viele andere Länder erlitten, denke ich“, sagt Morrison.

Schon vor zwei Wochen hatte sich die frühere australische Außenministerin Julie Bishop die WHO vorgeknöpft: Ihre Büros  rund um die Welt  würden wie „Fürstentümer“ geführt.
Der stellvertretende japanische Ministerpräsident  Taro Aso schlug auf Twitter vor, die WHO in CHO umzubenennen, weil sie mehr eine chinesische Gesundheitsagentur sei.
Besondere Kritik wird am Leiter der China-Mission der WHO, Bruce Aylward geübt.

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Bruce Aylward

Die schlichte Frage in Hongkong, warum Taiwan so gut durch die Krise gekommen sei, überhörte er ganz einfach.

WHO lobte China überschwänglich

Noch am 14. Januar verbreitete die WHO unter Berufung auf chinesische Behörden, man habe „keine eindeutigen Belege“ für die Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus gefunden.
Hinweise aus Taiwan wurden da wohl geflissentlich ignoriert.   Die Regierung in  Taipeh versichert glaubhaft, sie hätte schon Ende Dezember die WHO informiert, dass medizinisches Personal in China bei der Behandlung von Covid-19-Fällen erkranke – ein klares Indiz für eine Übertragung von Mensch zu Mensch.

Die WHO ignorierten den Hinweis aus Taiwan. Der demokratische Inselstaat gehört der Weltorganisation (und auch den Vereinten Nationen) nicht an, weil Pekings Ein-China-Politik nicht unterlaufen werden soll. Dabei gibt es für Notfälle Mechanismen, über die Taiwan und die WHO Informationen austauschen. Diese aber war offenkundig nicht erwünscht.

Keine Reisebeschränkungen

Erst am 30. Jänner rief die WHO eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ aus, betonte aber, sie empfehle KEINE Reisebeschränkungen. Vielmehr lobte die WHO die Maßnahmen der Chinesen in den höchsten Tönen.

Dem Instinktpolitiker Trump passte das nicht: Schon einen Tag später, am 31. Jänner verhängte  er ein Einreiseverbot aus China. Zu diesem Zeitpunkt landeten in Europa noch jeden Tag die Flieger aus Peking und Schanghai.  Keiner dachte daran, Chinesen und heimkehrende Europäer an den Flughäfen zu kontrollieren, geschweige denn in Quarantäne zu schicken.

Die WHO ist mit einem Zweijahresbudget von vier Milliarden Dollar ausgestattet.  Ihr wird ein aufgeblähter Apparat und ineffiziente Strukturen nachgesagt. Kritiker sagen, die Weltgesundheitsorganisation sei bei etlichen Krisen als Problemlöser ausgefallen. 

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Tedros Adhanom Ghebreyesus

Ihr Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus, zuvor von 2005 bis 2012 Gesundheitsminister Äthiopiens, ist Teil des Problems. Ihm wird nachgesagt, mehrere Cholera-Epidemien in seinem Heimatland heruntergespielt und als „akut wässrigen Durchfall“ bezeichnet zu haben. Doch in Stuhlproben wurden Cholera-Bakterien nachgewiesen.

 

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