USA

Dick Cheneys Töchter im Streit über Homo-Ehe

Eine Tochter des Ex-Vizepräsidenten will Senatorin werden – und muss sich daher von ihrer offen lesbischen Schwester distanzieren.

Es sei sehr schmerzhaft für ihn, dass dieses Thema, das er immer als Privatangelegenheit behandelt habe, jetzt an die Öffentlichkeit gezerrt werde. Dick Cheney, einst mächtiger, wenn nicht übermächtiger Vizepräsident von George W. Bush, muss wider Willen Stellung in einem offenen Konflikt beziehen – zwischen seinen beiden Töchtern. Es geht um die lesbische Ehe, die Tochter Mary im Vorjahr geschlossen hat, und die Haltung ihrer Schwester Liz dazu.

Dass diese Haltung jetzt zum Politikum geworden ist, liegt an Liz und ihrer Kandidatur für einen Senatssitz in Wyoming. Dort, in einem der konservativsten Bundesstaaten der USA und Teil des sogenannten Bibelgürtels, hat der rechte Flügel der republikanischen Partei Liz und ihre Schwester jetzt als lohnendes Ziel entdeckt.

Attacken in TV-Spots

In Fernsehspots wird die Kandidatin wegen ihrer angeblich zu laxen Haltung beim Thema Homo-Ehe attackiert. Untergriffig werden darin die gute persönliche Beziehung der Kandidatin zu ihrer Schwester und ihre politischen Ansichten verknüpft. Cheney wird vorgeworfen, sich für die Ausweitung von Rechten homosexueller Paare eingesetzt zu haben. Außerdem soll sie sich gegen einen geplanten Zusatz zur US-Verfassung gestellt haben, der die Ehe als ausschließliche Beziehung zwischen Mann und Frau definiert.

Liz Cheney geriet durch die Angriffe derart in die Defensive, dass sie vor der Presse ihre Ablehnung der Homo-Ehe deutlich machte. Sie glaube an die traditionelle Auffassung von Ehe.

Das wiederum fassten ihre lesbische Schwester und deren Ehefrau als brutale Kränkung auf. „Liz war zu Gast in unserem Haus und hat mit unseren Kindern gemeinsame Ferien verbracht“, erklärten die beiden über Facebook: „Sie hat uns ohne Zögern mitgeteilt, wie sehr sie sich für uns freut. Dass sie jetzt öffentlich verkündet, dass sie uns unser Recht auf Ehe abspricht, ist – um es vorsichtig zu formulieren – beleidigend.“

Eingezwängt zwischen dem militanten rechten Parteiflügel und ihrer eigenen Schwester geriet Liz Cheney politisch zunehmend ins Schleudern. Sie versuchte öffentlich zu erklären, dass sie die Homo-Ehe zwar ablehne, die Partnerschaft aber unterstütze – und verhedderte sich völlig. Die Parteirechte brandmarkte sie als prinzipienlosen Wendehals.

Vater Dick, der sie ohnehin im Wahlkampf unterstützt, musste schließlich zu Hilfe eilen und betonte gemeinsam mit Ehefrau Lynne, dass Liz schon immer gegen die Homo-Ehe gewesen sei. Für den Ex-Vizepräsidenten ein schmerzhafter Schritt, der zeigt, wie sehr sich Teile der Partei nach seiner Zeit radikalisiert haben. Dick Cheney selbst war – wegen seiner Tochter – immer offen für die Homo-Ehe eingetreten.

Gespalten: Die USA und die Homo-Ehe
Legal: In insgesamt 14 Bundesstaaten ist die Ehe zwischen Partnern des selben Geschlechts legal und der Ehe zwischen Mann und Frau rechtlich gleichgestellt. Vorreiter war Massachusetts 2004. Danach folgten Kalifornien, New York und sogar Iowa.
Ablehnung
: Während man sich in einigen weiteren Staaten wie Illinois auf Kompromisse wie die Legalisierung von Homo- Partnerschaften geeinigt hat, haben Staaten wie Texas oder Georgia das Verbot der Homo-Ehe sogar in der Verfassung verankert.

Bilder: Wo gilt die Homo-Ehe?

Kommentare