Deutschland wirft Moskau "Staatsterrorismus" vor: Mord in Berlin war russischer Auftrag

Deutschland wirft Moskau "Staatsterrorismus" vor: Mord in Berlin war russischer Auftrag
Der Mord an einem Exil-Tschetschenen im Berliner Tiergarten letzten Sommer hat weitreichende Folgen: Laut Generalbundesanwalt soll er ein Auftrag aus dem Kreml gewesen sein.

Vergangenen Sommer hat der Mord für viel Aufsehen gesorgt: Im Berliner Kleinen Tiergarten war damals der Exil-Tschetschene Zelimkhan Kangoshvili am helllichten Tag erschossen worden. "Wie bei einer Hinrichtung" sei es zugegangen, berichteten Augenzeugen später. Der Täter hatte sich seinem Opfer auf einem Fahrrad genähert und ihn mit zwei Schüssen getötet.

Schon damals stand im Raum, dass es sich dabei wohl um keine simple zu lösende Tat handeln dürfte. Der mutmaßliche Täter, der kurz nach dem Mord festgenommen worden war – Jugendliche hatten ihn dabei beobachtet hatten, wie er in einem Gebüsch verschwand und danach sein Fahrrad und einen Beutel in der Spree versenkte -, hatte nämlich eine falsche Identität. Und die war dem Russen wohl von staatlichen russischen Stellen besorgt worden.

Kreml hatte Opfer angeschwärzt

Ein Auftragsmord der russischen Regierung also?

Ja, danach sieht es aus – zumindest sagt das die Generalbundesanwaltschaft, die in dem Fall Anklage erhebt: "Stellen der Zentralregierung der Russischen Föderation" hätten den Täter "beauftragt, das Opfer zu liquidieren", zitiert der SPIEGEL aus der Anklageschrift.

Der mutmaßliche Täter, dessen echter Name wohl Vadim Krasikov lautet, stand nach Recherchen des Blattes in engem Austausch mit einem Verein ehemaliger FSB-Agenten, also russischen Geheimdienstlern. Sein Opfer, ein Tschetschene aus Georgien, hatte im zweiten Tschetschenien-Krieg gegen russische Kräfte gekämpft und später für georgische Sicherheitsbehörden und in der Ukraine gegen russische Kräfte gearbeitet.

Moskau hatte ihn bereits kurz nach der Tat als vermeintlichen „Terroristen“ an geschwärzt. Er sei Mitglied des "kaukasischen Emirats", behauptete Moskau damals; er sei ein „Bandit“ und ein „blutrünstiger und brutaler Mensch" gewesen, hatte Russlands Präsident Putin damals selbst gesagt. In den vergangenen Jahren wurden mehrere im Exil lebende Ex-Tschetschenienkämpfer ermordet, auch Kangoshvili hatte zuvor schon einen Anschlag überlebt.

Eine Beteiligung des russischen Staates an dem Mord hat der Kreml aber freilich stets zurückgewiesen. Was man dort zur Anklageerhebung sagt, bleibt abzuwarten – die Beziehungen verbessern wird der Schritt jedenfalls nicht.

 

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