Pegida: Wohin steuert die Anti-Islam-Bewegung?
Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Bürgern, die sich von meinen Postings angegriffen fühlen. Es waren unüberlegte Äußerungen, die ich so heute nicht mehr tätigen würde. Es tut mir leid, dass ich damit den Interessen unserer Bewegung geschadet haben (sic!), und ziehe daraus die Konsequenzen."
Mit diesen Worten hat Pegida-Gründer Lutz Bachmann seinen Rückzug erklärt. „Viehzeug“ und „Dreckspack“ soll er in einem Posting pauschal alle Zuwanderer genannt haben, dazu tauchte ein Foto von ihm mit Hitlerbärtchen auf – das war selbst seinen Kollegen im Vorstand zu viel, Pressesprecherin Kathrin Oertel rückt nun an die Spitze (mehr zu Bachmanns Rücktritt lesen Sie hier).
Neue Chefin
So richtig viel weiß man über die 37-Jährige nicht. Anders als bei ihrem Vorgänger und Jugendfreund Bachmann, dessen kriminelle Vergangenheit ihn auch in der Öffentlichkeit definierte, hat die Mutter von drei Kindern vor ihrer Pegida-Zeit nicht viel Auffälliges gemacht – sie ist geschieden, werkt als Immobilien-Sachverständige und war früher FDP-Wählerin. Was man sich an ihr am ehesten merkt, ist die Optik – denn auch im TV war sie wie immer streng in Schwarz gekleidet, ihre Füße steckten in schwarzen Lederstiefeln.
Chaos und Randale
Wohin die Bewegung mit ihr steuert, ist also ungewiss. Derzeit sieht es so aus, als würde mehr Chaos als Disziplin vorherrschen: Der Leipziger Ableger konnte am Mittwoch nicht wie erhofft bis zu 40.000 Menschen mobilisieren, sondern nur 15.000 – und einige von ihnen randalierten dann zu allem Überdruss. Böller, Flaschen und Laserpointer wurden eingesetzt, Polizisten und Journalisten wurden verletzt - die Angriffe kamen, so berichten Leipziger Medien, aus dem Legida-Lager.
Das wundert wenig. Denn die Mitglieder und Sympathisanten der dortigen Organisation haben auch eine andere Richtung eingeschlagen als ihre Kollegen in Dresden – die wollten nämlich, dass sich die Leipziger vom Positionspapier ihres Organisators, des Militariahändlers Jörg Hoyer, verabschieden. Dort ist nämlich etwa vom Ende des „Kriegsschuldkults“ die Rede – und derlei Nazi-Begrifflichkeiten braucht man nach dem Fall Bachmann nicht mehr.
Leipzig trotzt
Leipzig beantwortete dies dennoch mit einem trotzigen „Nein“. Die Konsequenz? Pegida will nun eine Unterlassungsklage gegen die kleine Leipziger Schwester prüfen. Oertel machte schon im Vorfeld der gestrigen Demo klar, dass nichts, was in Leipzig passiere, mit Pegida abgesprochen sei. „Das kann sich für die einheitliche Wahrnehmung unserer Bewegung als kontraproduktiv erweisen", sagte sie.
Die Politik hat unterdessen auch noch keinen Umgang mit den Unzufriedenen auf der Straße gefunden. Die Grüne Claudia Roth etwa warnte nach dem Rückzug Bachmanns, man dürfe sich nicht blenden lassen. „Pegida ist und bleibt eine rassistische Veranstaltung" meinte sie; auch die Linken sehen die Organisation dadurch entlarvt. „Wer jetzt noch diesen geistigen Brandstiftern nachläuft, macht sich mit ihnen und ihren Positionen gemein", sagte Linksfraktionsvize Dietmar Bartsch. Derzeit scheint jedenfalls die Hoffnung zu überwiegen, dass sich die Bewegung von selbst wieder auflöst.
Kommentare