Grüne und Linke: Kleine schlugen sich besser als erwartet

Cem Ozdemir und Katrin Goering-Eckardt von den Grünen
Inhalte. Die Grünen sind weniger grün als früher, bei den Linken dominierte der Anti-SPD-Flügel.

Es war wie verhext. Zuerst das VW-Desaster, dann der Eier-Skandal, und im Juli löste sich auch noch ein Eisberg in der Antarktis – den Grünen boten sich im Sommer viele Themen an, für die sie sich stark machen hätten können. Zwar wurden sie von den Spitzenkandidaten aufgegriffen, aber bei den Wählern ist davon nichts richtig hängen geblieben. Bis zuletzt konnten sich die Ökos nicht aus dem Umfragetief retten. Am Ende wurden es dann doch rund neun Prozent, mehr als Prognosen erwarten ließen.

Die Grünen hatten versucht, einen Spagat zu bewältigen: auf der einen Seite neue Wähler, wenn möglich aus der Mitte, zu gewinnen, die noch nie für die Ökos votiert haben. Und auf der anderen Seite Stammwähler zu befriedigen.


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Mit einer blassen Kampagne und nichtssagenden Sprüchen schien die Partei zunächst keiner der Gruppen wirklich Anlass zu geben, sie zu wählen. Dazu kam die Vorsicht, mit der sie ins Rennen ging, auch aus der Angst heraus, als Verbotspartei abgestempelt zu werden.

Mehr Provokation und zurück zu den Wurzeln, das wäre der Wunsch einiger Stammwähler gewesen. Aber für manche Themen haben die Ökos keine Antworten mehr, etwa beim Stopp von Tierversuchen oder dem Bienensterben, raunte das grüne Publikum bei einer Diskussion in Stuttgart. Unter den Bürgerlichen zu fischen war in den Augen vieler Fundis der größte Fehler. So unterscheide man sich kaum noch von SPD und CDU. Das zeige sich etwa beim Thema Diesel. Der grüne "Übervater" und Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Kretschmann, streichle die Autoindustrie zu sehr.

Was sich für die Spitzenkandidaten vereinbaren lässt ("Zwischen Umwelt und Wirtschaft gehört kein Oder"), tut es für den Wähler noch lange nicht. Für eine Regierungsbeteiligung mit der Union haben die Grünen damit aber durchaus Chancen. "Wir sind als Akteur im Spiel. Wir sind kein gerupftes Hühnchen, über das sich die anderen hermachen können", sagte denn auch Ex-Parteichef Chef Reinhard Bütikofer am Sonntagabend.

SPD-Bashing

Für die Linken war eine Regierungsbeteiligung hingegen nie wirklich Thema. Dass sich ein Bündnis mit der SPD und den Grünen nicht ausgeht, zeichnete sich vor Wochen in den Umfragen ab. Jetzt, wo die Linken zwar bei neun Prozent liegen und die SPD desaströs abgeschnitten hat, ist es auch amtlich. Bereits vorab ließ Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht keine Gelegenheit aus, auf die SPD zu schimpfen, die es "vermasselt habe". Als sie etwa Gerhard Schröder auf die Wahlkampfbühne holten, sei jedem klar gewesen, dass die Sozialdemokraten keinen Wechsel wollten. Für den Geschmack mancher Linker war dies zu viel SPD-Bashing. Auch sonst war Wagenknecht mit ihren Themen omnipräsent, tingelte durch Talkshows. In ihrem Schatten kämpfte Dietmar Bartsch, gemäßigter Spitzenkandidat. Wie sich die Linke mit der SPD in der Opposition tut, wird sich zeigen. Harmonisch dürfte es nicht werden.

Sabine Schuster (ORF) über das Wahlergebnis

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