Der ewige Horst: Warum Seehofer sein eigener Nachfolger wird

"Die Leidenschaft hat mich nicht losgelassen": Seehofer wollte 2018 gehen, nun tritt er wieder an.
Der CSU-Chef tritt nochmals an. Sein Erbe bleibt damit ungeregelt – für Merkel ist das gar nicht schlecht.

"Ich habe auch mit der Kanzlerin gesprochen. Es ist ja auch eine Erleichterung für sie", sagt Horst Seehofer; und der Saal lacht.

Als der bayerische Ministerpräsident am Montag ankündigt, dass er seine CSU "auch über 2018 hinaus" führen will, ist eigentlich niemand überrascht. Schon zuvor war durchgesickert, dass der oberste Bayer seine eigene Ankündigung, den Sessel in der Münchner Staatskanzlei für einen Jüngeren zu räumen, rückgängig machen wird – was bei anderen politischem Selbstmord wäre, ist bei Seehofer eine Lappalie: "Man lernt, auch in meinem Alter", sagt er dazu, gefolgt von einem Grinsen.

Der bubenhafte Charme, mit dem der 67-Jährige die Politik immer wieder aufwirbelt, macht ihn bei seinen Wählern beliebt – man verzeiht ihm Fehler und Entgleisungen. Angela Merkel, seine Unions-Partnerin in Berlin, hat Seehofer alias "Crazy Horst" damit jedoch an den Rand der Verzweiflung getrieben. Nicht vergessen wird sie ihm, wie er sie am Höhepunkt der Flüchtlingskrise am CSU-Parteitag wie ein Schulmädchen abkanzelte; das Verhältnis der beiden ist seither mehr als nur angeschlagen.

Kronprinzen-Kampf

Dass der als "Alpha-Alpha-Tier" verschriene Seehofer nochmals als CSU-Chef ins Rennen geht, bei der Bayern-Wahl 2018 wieder die Absolute holen will, dürfte ihr aber tatsächlich nicht ungelegen kommen. Der Grund, wieso er den Rückzug vom Rückzug ankündigte, liegt nämlich weniger in seiner Unzufriedenheit mit Merkels Politik – Seehofer umschrieb das euphemistisch mit "Herausforderungen" in der Migration. Vielmehr ist es sein Scheitern einer geregelten Erbfolge, das ihn dazu zwang.

Statt einen Nachfolger aufzubauen, hat Patriarch Seehofer nämlich nur einen Machtkampf entfesselt. In dessen Zentrum: Bayerns wortgewaltiger Finanzminister Markus Söder, der sich Seehofer nicht nur körperlich überlegen fühlt – der 1,94-Meter-Mann ist um einen Zentimeter größer als sein Chef –, sondern vor allem inhaltlich. Dass der Ober-Bayer mit solcher Attitüde gar nicht kann, verwundert kaum – Seehofer geißelte seinen Minister deshalb öffentlich schon mal als "von Ehrgeiz zerfressen" und unterstellte ihm charakterliche "Schmutzeleien".

Auftritt: Guttenberg

Dass sein ungeliebtester Kronprinz nun gedroht hatte, gegen alle anderen potenziellen Kronprinzen in eine Kampfkandidatur ziehen zu wollen, hätte vermutlich die Partei gesprengt. Eine Absolute, wie Seehofer sie zuletzt holte, wäre damit unerreichbar geworden; und auch die CDU hätte daran zu leiden gehabt. Darum scheint es nur logisch, dass Seehofer nicht nur sich selbst als Nachfolger den Vorzug gibt, sondern still und leise zwei andere in Stellung bringt: Zum einen Joachim Herrmann, den äußerst beliebten und durchaus zähen Innenminister, den er als Spitzenkandidat in den Bundestags-Wahlkampf schickt; zum anderen Karl-Theodor zu Guttenberg, der ihm Wahlkampf-Hilfe leistet.

Der über sein Doktorats-Plagiat gestolperte Guttenberg gilt nach wie vor als Seehofers Favorit. Der Ex-Verteidigungsminister selbst zierte sich aber stets, aus seinem Exil in den USA zurückzukehren; dass er nun sieben Mal in Bayern auftritt, hat schon Signalwirkung – nach innen wie nach außen. Seine Rückkehr kann damit auch Merkel freuen: Jede Stimme, die die CSU mit ihm und Seehofer im Herbst macht, ist schließlich auch eine für sie.

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