CDU-Politiker nimmt zwei Flüchtlinge auf

CDU-Politiker nimmt zwei Flüchtlinge auf
Bundestagsabgeordneter Patzelt möchte mit seiner Initiative Aggressionen gegen Asylwerber abbauen.

Können Sie sich vorstellen, einen Asylweber bei sich unterzubringen?", fragte Hans Bürger Neos-Chef Matthias Strolz im ersten ORF-Sommergespräch. Dieser konterte, er habe drei Kinder und keinen Platz. Eine Woche später stellte Bürger dieselbe Fragen im Gesprächschaos mit Team Stronach-Parteigründer und Namensgeber Frank Stronach. Der 83-Jährige sagte etwas, blieb eine konkrete Antwort jedoch schuldig. Auch Innenministerin Johanna Mikl-Leitner wurde darauf angesprochen. Ihre "ganze Energie" gelte der Herausforderung, Flüchtlinge unterzubringen, sagte sie am Wochenende etwas ausweichend.

"Damit Flüchtlinge ein Gesicht sowie einen Namen bekommen und aus der anonymen Masse der Asylbewerber rauskommen."

Ganz anders sieht es in Deutschland aus. Dort hat Martin Patzelt, Bundestagsabgeordneter für die konservative CDU, zwei Flüchtlinge aus Eritrea bei sich zu Hause aufgenommen. Der in Frankfurt an der Oder lebende Politiker will den jungen Männern helfen, Praktika in der Umgebung zu finden. So hätten sie etwas zu tun und könnten sich integrieren, so Patzelt.

Flüchtlingszahlen aktualisiert

"Patenschaften anbieten, eine Herberge geben, sie begleiten und einladen - das sind kleine Brücken, damit Flüchtlinge ein Gesicht sowie einen Namen bekommen und aus der anonymen Masse der Asylbewerber rauskommen können", sagte der Politiker gegenüber der deutschen ARD. Mit seiner Initiative möchte der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt die Aggressionen gegen Asylwerbern abbauen. Denn der Flüchtlingsstrom werde sich in nächster Zeit nicht beruhigen.

Seit gut einem Monat teilen sich Haben (19) und Awet (24), so die Namen der zwei Eritreer, den obersten Stock des Hauses mit einem erwachsenen Sohn von Patzelt. Der CDUler habe die beiden in der Kirche angetroffen und ihnen sein Heim als Unterkunft angeboten. Wenn mehr Mensch so handeln würden, wäre man längst auf einem guten Weg, erklärte der Politiker.

CDU-Politiker nimmt zwei Flüchtlinge auf
African would-be immigrants sit near the border fence between Israel and Egypt near the Israeli village of Be'er Milcha September 6, 2012. Israel ruled out entry on Wednesday for 20 Africans, whom Israeli media said were from Eritrea and included at least one woman and child, who have camped on its desert border with Egypt for almost a week, part of a crackdown on migrants who walk across the porous frontier. The fence along the 260 km (160 mile)-long frontier with the Egyptian Sinai, which is still being built and is due to completed by the end of the year, is among measures introduced by Israel to bar African migrants. REUTERS/ Nir Elias (ISRAEL - Tags: POLITICS SOCIETY IMMIGRATION)

Das deutsche Bundesamt für Migration hat für 2015 mit rund 300.000 Flüchtlingen gerechnet. Nachdem im Juli und Juni mehr Asylwerber als erwartet nach Deutschland gekommen sind, hat man die Zahlen aktualisiert. Nun geht man davon aus, dass bis zu 450.000 Menschen kommen werden.

Repressiver Militärdienst

Auch von Eritrea werden vermehrt Flüchtlinge erwartet. Die Regierung im nordafrikanischen Staat, das auch "Nordkorea Nordafrikas" genannt wird, zwingt seine Bürger zu einem repressiven Militärdienst. Statt der offiziellen Laufzeit von 18 Monaten kann die Ausbildung unter den schrecklichsten Bedingungen Jahrzehnte dauern. Gründe, warum man nun länger in der Armee dienen muss, gibt es nicht. Das Land ist in einem permanenten Zustand der Generalmobilmachung.

Normalerweise erhalten Menschen aus Eritrea - sofern sie Europa erreichen - einen Asylstatus und können sich einen Job suchen. Aber die Vorbehalte gegenüber Menschen mit positivem Asylbescheid erschweren ihnen den Alltag. Die Asyldebatte in Deutschland - vergleichbar mit Österreich - ist rauer geworden. Fremdenfeindliche Angriffe auf Flüchtlinge und Notunterkünfte reißen nicht ab. Zuletzt entging eine Familie in Brandenburg einen Brandanschlag. Unbekannte zündeten vor der Wohnungstür eine mit Brandbeschleuniger getränkte Zeitung ab, teilte die örtliche Polizei mit.

Fixanstellung

Mit den Bewohnern sprechen Haben und Awet Englisch, doch sie nehmen bereits an einem Deutschunterricht teil, schreibt die Welt. Sie wollen sich integrieren und nach verschiedenen Praktika auch eine Fixanstellung bekommen. CDU-Politiker Patzelt ist zuversichtlich, dass es klappen wird.

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