Abhörskandal
Schnell werden kurz vor Gerichtsbeginn hohe Stapel weißer Boxen in den Saal 15 geschoben. Denn auch für das Medienhaus ist der Vorwurf keine Lappalie. Ein Abhörskandal hatte 2007 das Ende von Rupert Murdochs News of the World bedeutet.
Doch gleich zu Beginn seines großen Moments zieht Harry den Unmut des Richters auf sich. Der Prinz glänzt im Gerichtssaal nämlich mit Abwesenheit. Er sei schon „etwas verwundert“, sagte Richter Timothy Fancourt im roten Stuhl vor dem Königssiegel, dass Prinz Harry am Auftakttag nicht erscheinen würde.
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Harrys Anwalt David Sherborne (der übrigens bereits Prinzessin Diana gerichtlich vertreten hatte) eilt zur Verteidigung: „Seine Reisevorbereitungen und seine Sicherheitsvorkehrungen“ seien eben ein wenig schwierig. Der Duke von Sussex sei erst Sonntagabend angekommen. Er habe tagsüber noch den zweiten Geburtstag seiner Tochter Lilibet gefeiert.
Medien-Verteidiger Andrew Green nutzt die Chance, den Prinzen in schlechtem Licht dastehen zu lassen: Harrys Seite „verschwende die Zeit des Gerichts“, erklärt Green und besteht darauf, weiterhin eineinhalb Tag lang Zeit für sein Kreuzverhör zu bekommen.
Konkret stehen beim Gerichtsprozess 33 Zeitungsartikel von 1996 bis 2011 im Fokus, deren Inhalt – so beginnt Sherborne am Montag zu argumentieren – auf illegale Weise beschafft worden sein sollen. Sie würden stellvertretend für 2.500 Artikel stehen, die in der Zeit entstanden seien.
Denn seit jeher sei „jeglicher Aspekt“ Harrys Lebens auf Doppelseiten ausgeschlachtet worden: Details über Krankheiten in der Schule, einem Streit mit seinem Bruder, Gerüchte über erste Beziehungen – intime Geschichten, „zu gut, um sie nicht zu drucken“. Und dafür, so Sherbornes, sei diesen Zeitungen jedes Mittel Recht. Dass kein einziger der Journalisten, die diese Geschichten verfasst hatten, vor Gericht aussagen würde, sei doch Beweis genug.
Er zitiert daraufhin Informationen aus einem früheren Gerichtsverfahren gegen die Mirror-Gruppe und listet dubiose Zahlungen und Verbindungen zu Personen auf, die als Telefon-Hacker bekannt seien. Seine These: Wer einmal schmutzig arbeitet, tut es immer. Konkrete Beweise kann die Klägerseite jedoch nicht vorweisen.
Heute werden alle Augen auf dem Prinzen hängen, wenn er dann aussagt.
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