Das Ziel: Kim Jong-Un im Zaum halten
Isoliert, bettelarm – doch ein Staat, der die Welt in einen verheerenden Atomkrieg stürzen könnte: Nordkorea. Die Gefahr, die vom Regime in Pjöngjang ausgeht, wird mittlerweile als so hoch eingeschätzt, dass sogar China, Nordkoreas einziger Verbündeter, in die bisher härtesten Sanktionen gegen das Land einwilligte. Japan warnte gestern erneut: Man befürchtet, dass das Atomprogramm des Nachbarstaates "eine neue Phase" erreicht hat. Was dies bedeutet und warum die Möglichkeiten, Diktator Kim Jong-Un von seiner Atompolitik abzubringen, verschwindend gering sind, versucht der KURIER zu beantworten.
Gibt es eine "Rote Linie", die Nordkorea nicht überschreiten darf?
Weder Drohungen noch UNO-Sanktionen haben die Führung des kommunistischen Landes bisher am Vorantreiben seines Atomprogrammes gehindert. Fünf Atomtests hat Nordkorea in den vergangenen zehn Jahren durchgeführt. Mit Hochdruck arbeitet die Armee nun daran, atomare Sprengköpfe so zu verkleinern, dass sie damit Raketen bestücken kann. Einige Sicherheits-Experten in den USA sind überzeugt davon, dass Nordkorea bereits in der Lage ist, Kurz- und Mittelstrecken mit atomaren Sprengköpfen auszustatten. Auch Japans Verteidigungsministerium spricht diesbezüglich von einer "neuen Phase". Ein absolutes No-Go aber wäre aus Sicht der USA, wenn es Nordkorea gelänge, auch atomar bestückte Langstreckenraketen abzufeuern. Diese könnten die Westküste der USA erreichen.
Werden die jüngsten, verschärften Sanktionen Diktator Kim Jong-Un zum Einlenken zwingen?
Unwahrscheinlich. Es wird schwieriger werden, aber die erforderlichen Mittel für die Weiterentwicklung seines Atomwaffenprogrammes wird sich die Diktatur auch auf anderen als legalen und offiziellen Wegen organisieren. Wohl und Wehe der eigenen Bevölkerung spielen für die Elite des Landes ohnehin keine Rolle. Auch der zu erwartende Rückgang der geringen Exporterlöse wird das autoritäre Regime nicht ins Schwanken bringen.
Verhandlungen? Oder ein großzügiger Deal, um Pjöngjang aus seinem Programm "herauszukaufen"?
Alle – gescheiterten – Gesprächsversuche ruhen seit Jahren. Lukrative Ausstiegs-Angebote gab es bereits zwei Mal: Beide Mal nahm das Regime gerne das Geld – und rüstete weiter auf.
Aber selbst China scheint sich doch mittlerweile abzuwenden. Sind die nun laufenden Militärmanöver in diesem Zusammenhang zu sehen?
Die von langer Hand geplanten Übungen vor der Küste der koreanischen Halbinsel werden von Nordkorea nicht als Warnung gedeutet. Peking ist der einzige Verbündete des Landes und sein allerwichtigster Handelspartner: 90 Prozent aller Wirtschaftsbeziehungen laufen zum übermächtigen China. Auch Peking will im Grunde ein atomwaffenfreies Nordkorea. Vorrang hat für China aber vor allem: Nordkorea soll nach außen hin stabil bleiben, also China nicht mit Flüchtlingen überschwemmen und nicht in einen Krieg hineinziehen – wie es schon im Koreakrieg geschehen ist (1950–53). China gelobte deshalb nun, die UN-Sanktionen gegen Pjöngjang mitzutragen. Doch den Stopp von Erdöllieferungen, der Nordkorea wirklich ernsthaft getroffen hätte, hat China auch dieses mal vor der UNO verhindert.
Aus der Perspektive seiner Führung hat das im Verhältnis wirtschaftlich extrem schwache Nordkorea (sein BIP ist 50 Mal kleiner als jenes von Südkorea) mit Atomwaffen die beste Existenzgarantie: Niemand greift einen Atomstaat an, wenn er nicht befürchten will, einen atomaren Gegenschlag zu riskieren. Dem Enkel von Staatsgründer Kim il-Sung wiederum dürfte wenig daran gelegen sein, sein eigenes Land in eine apokalyptische Wüste zu verwandeln und seine eigene Herrschaft zu beenden, indem er die USA angreift – und diese mit voller Härte atomar zurückschlagen würden.
Könnten die USA mit einem Militärschlag Nordkoreas Atomwaffen zerstören?
Auch US-Präsident Donald Trump weiß es: Selbst bei einem präventiven Militärschlag gegen Nordkorea wäre es den USA unmöglich, sofort alle unterirdisch gebauten Anlagen zu zerstören. Dann aber würde das Regime grausame Vergeltung üben – vielleicht nicht an den USA, zumindest aber an Südkorea. Auch Japan liegt in Reichweite Tausender nordkoreanischer Raketen. Eine US-Intervention würde in jedem Fall in einen verheerenden Krieg münden.
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