Das Powerpaar: Das Comeback der Clintons
"Leute, kostet euren Weihnachtsurlaub aus und erholt Euch gut, denn danach geht es los. Wir werden dann jeden einzelnen Tag draußen sein." Nicht wie ein Ehemann hörte sich Bill Clinton vor wenigen Tagen an, sondern wie ein Wahlkampfmanager. Und auch wenn der ehemalige Präsident der USA im Wahlkampfteam seiner Frau kein offizielles Amt einnimmt, gilt er doch als Hillary Clintons treffsicherste Geheimwaffe.
Wo immer der frühere Chef des Weißen Hauses auftritt und für die demokratische Präsidentschaftskandidatin die Wahlkampftrommel rührt, fließen die Dollarströme: Gemeinsame Abendessen, bei denen die mit am Tisch Sitzenden für Hillarys Sache locker bis zu 100.000 Dollar ablegen, Spendengalas und öffentliche Auftritte. Wer bei den Präsidentenwahlen im Herbst Hillary Clinton wählt, so unken es bereits ihre konservativen Gegner, der bekommt Ehemann Bill gleich mitgeliefert.
Böse Zungen lästern bereits über eine "dritte Amtszeit" des Ex-Präsidenten, sollte die Demokratin als Erste Staatschefin in der Geschichte der USA ins Weiße Haus einziehen.
Das Powerpaar
Bei den Wahlen im November könnte sie beginnen: die nächste Ära der Clintons. Die Rückkehr des Powerpaares ins Herz der Macht, nur dieses Mal mit umgekehrten Vorzeichen: Präsidentin Hillary Clinton und First Husband Bill. Auch Tochter Chelsea mischt mit. Die demnächst zweifache junge Mutter, mit einem reichen Investmentbanker verheiratet, treibt bereits fleißig Wahlkampfspenden ein.
Doch bis zum entscheidenden Urnengang ist es noch ein weiter Weg. Die leichteste Übung für die ehemalige Außenministerin der USA ist es dabei noch, ihre parteiinternen Kandidaten an die Wand zu spielen. Kontrahent Bernie Sanders erfreut sich zwar vieler Anhänger am linken Flügel der Demokraten. Doch punkto Professionalität, Ambitionen, Welterfahrung, Netzwerke und nicht zuletzt Wahlkampfgelder kann es der greise Parteilinke mit Hillary nicht aufnehmen. Als Kandidatin der Demokraten für das Präsidentenamt steht die 67-Jährige deshalb schon jetzt so gut wie fest.
Doch ihre konservativen Gegner werden bald zum Generalangriff auf ihre Lieblings-Hassfigur blasen. Spätestens dann, wenn sich unter den vielen republikanischen Kandidaten im Lauf des Frühlings ein klarer Favorit abzeichnet – und sie aufhören werden, sich untereinander zu zerfleischen.
Angriffsflächen bietet die ehemalige First Lady so einige – besonders in ihrer Funktion als Außenministerin während der ersten Amtszeit von Präsident Barack Obama. Da hatte die damalige amerikanische Chefdiplomatin ihren privaten eMail-Account für dienstliche Mails genutzt. Nach US-Gesetzgebung ist dies streng verboten.
Und auch in den Terrorangriff radikaler Extremisten auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem 2012 vier Amerikaner ums Leben kamen, verbeißen sich ihre republikanischen Kontrahenten immer wieder. Sie wollen ihr die Hauptverantwortung für die Todesfälle anhängen und damit ihre Präsidentschaftskandidatur sabotieren.
Gegenschlag
Doch diese Front hat Hillary Clinton vor Kurzem geschlossen. Elf Stunden lang trotzte sie im Herbst souverän dem Kongressausschuss zum Bengasi-Anschlag. Am Ende hatte sie ihre Gegner rhetorisch brillant geschlagen – und all ihre Stärken ausgespielt: großes Wissen, Beharrlichkeit, eisernen Willen, Humor und nicht zuletzt Charme.
Zudem kann die bald zweifache Großmutter auf eines vertrauen: Dem amerikanischen Durchschnittswähler bereiten weder ihre eMail-Eskapaden noch die undurchsichtige Bengasi-Attacke schlaflose Nächte.
Auf persönlich beleidigende Untergriffe, wie sie von Donald Trump kommen, pflegt Hillary Clinton gleich gar nicht zu reagieren. Sich auf das Rüpelniveau des streitbaren Baumilliardärs herabzulassen, widerspricht ihrem Lebensmotto: in der Öffentlichkeit Gefühle der Verletztheit oder gar Schwäche zu zeigen.
Dafür hätte es im Lauf ihres Lebens genug Gelegenheit gegeben.
Nicht zuletzt durch Gatten Bill, der es mit der Treue nicht immer sonderlich genommen hatte.
Das alles aber ist längst passé. Heute präsentieren sich die Clintons als ein durch alle Stürme der Zeit zusammengeschweißtes Paar.
Die konservative Presse, die Hillary Clinton herzhaft hasst, aber argwöhnt: Die beiden seien weniger ein Ehepaar als eine gut eingespielte "Clinton AG", die für ihren persönlichen Ehrgeiz alles opfern.
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