Das müssen Sie über den US-Vorwahlkampf wissen

US-Wähler geben bei einem Caucus ihre Stimmen ab.
Wir haben für Sie die wichtigsten Fragen beantwortet.

Die Vorwahlen zu den USA laufen nach einem System ab, das nicht so einfach zu durchschauen ist. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, erläutern wir die wichtigsten Begriffe. Sechs Fragen, sechs Antworten.

1. Wozu sind Vorwahlen überhaupt gut?

Eigentlich ist es bis zu den Präsidentschaftswahlen in den USA noch eine Zeit hin: Der Präsident wird erst im November gewählt. Bei den Vorwahlen geht es um die Nominierung der Kandidaten der beiden großen Parteien in den Vereinigten Staaten: Demokraten und Republikaner. Vorwahlen sind in der amerikanischen Verfassung gar nicht verankert, sondern wurden von den beiden großen Parteien im 19. Jahrhundert eingeführt. Das politische System ist in den USA stärker auf Einzelpersonen zugeschnitten als etwa in vielen repräsentativen Demokratien Europas. Am Ende des Tages wird dann der aus den Vorwahlen als Sieger hervorgegangene Kandidat bei den Parteitagen offiziell mit viel Pomp zum Kandidaten gekürt.

2. Was ist eigentlich ein Caucus?

In 17 Bundesstaaten organisieren die beiden großen Parteien Wahlversammlungen. Die nennt man dann Caucus. Diese Versammlungen finden meist auf lokaler Ebene statt, bürgernah in einem Turn- oder Gemeindesaal. Dort wird offen über den Kandidaten abgestimmt. Wer an einem Caucus teilnehmen darf, ist unterschiedlich: Prinzipiell dürfen nur als Wähler registrierte Personen teilnehmen. Bei der Registrierung muss man Parteipräferenzen angeben (Demokrat, Republikaner, Unabhängiger). Das entscheidet auch darüber, ob ein Wähler bei einem geschlossenen Caucus teilnehmen darf: Dort darf nämlich nur abstimmen, wer als Wähler für die jeweilige Partei registriert ist. Im Gegensatz zu einem offenen Caucus: Dort darf jeder registrierte Wähler hingehen. Allerdings darf ich als Unabhängiger nicht zu den Caucuses beider Parteien gehen.

3. Und was ist eine Primary?

Dieses Jahr finden zu den 17 Caucuses 40 Primaries statt. Die laufen im Großen und Ganzen ab wie die Präsidentschaftswahlen selbst: Die Bundestaaten legen ein Datum fest, an dem die Wähler in eine Wahllokal gehen können, um sich dann für einen Kandidaten zu entscheiden. Sowohl die Demokraten als auch die Republikaner tendieren in den letzten Jahren eher zu Primaries. Aus einem einfachen Grund: Die Parteien müssen sich nicht um die Organisation kümmern, dafür sind die Bundesstaaten zuständig. Bei den Primaries gibt es drei Varianten: offen ("open"), geschlossene ("closed") und halboffene ("semi-closed"). Vom Prinzip her funktioniert die Unterscheidung ähnlich wie bei einem Caucus: Es dürfen entweder nur deklarierte Demokraten oder Republikaner ("closed"), Deklarierte oder Unabhängige („semi-closed“) oder Jeder („open“) für einen Kandidaten stimmen.

4. Es gibt 57 Wahlen, aber nur 50 Bundesstaaten. Wie geht das?

Zu den Wahlen in den 50 Bundesstaaten kommen noch ein paar andere dazu: Einerseits wählt der Bundesstaat District of Columbia – der auch gleichzeitig die Hauptstadt Washington D.C. ist - separat. Dann zählt die Briefwahl ebenfalls als eigener Wahlgang. Zu guter Letzt wird in den Überseegebieten ebenfalls noch gewählt: In Amerikanisch-Samoa, Guam, den Nördliche Marianen, den Jungferninseln und Puerto Rico. Das Interessante dabei: Bewohner der Überseegebiete dürfen dann bei den eigentlichen Präsidentschaftswahlen im November nicht teilnehmen.

5. Was passiert, wenn die Vorwahlen beendet sind?

Nachdem alle Wahlgänge beendet sind, treffen sich die Delegierten der Bundesstaaten und Überseegebiete am Parteitag. Die Republikaner veranstalten ihre "National Convention" vom 18. bis zum 21. Juli. Die Demokraten folgen ein paar Tage später und tagen vom 25. bis zum 28. Juli. Dort geben dann die Delegierten ihre Stimmen für jenen Kandidaten ab, der in ihrem Gebiet die Mehrheit errungen hat. Deshalb steht im Normalfall auch schon lange vor dem Parteitag fest, wer denn nun Kandidat wird. Außer das Ergebnis ist besonders knapp: Denn so genannte „Superdelegierte“ können die Nominierung noch beeinflussen. Diese außerordentlichen Delegierten werden von der Partei nominiert und sind an keinen Kandidaten gebunden. Ein Kandidat braucht zumindest 50 Prozent der Stimmen, um als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden.

6. Und wenn kein Kandidat eine Mehrheit bekommt?

Sollte kein Kandidat durch die Stimmen von Delegierten und Superdelegierten eine absolute Mehrheit erhalten, dann gilt ein Parteitag als "Brokered Convention". Von diesem Zeitpunkt an sind alle Delegierten bei einem Parteitag von dem Ergebnis in ihrem Wahlbezirk entbunden und können für jeden Kandidaten stimmen; genauso wie die Superdelegierten. Das öffnet Machtspielchen und Kuhhandel hinter den Kulissen jedoch Tür und Tor. Eine „Brokered Convention“ ist sehr selten. Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keinen Parteitag mit unschlüssigem Ergebnis. Das letzte Mal war es sehr knapp im Jahr 2008, als die Vorwahlen der Demokraten lange Zeit weder für Hillary Clinton noch für Barack Obama ein eindeutiges Ergebnis hervorbrachten.

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