Omikron laut Chinas Regierung "ungefährlich"
Im diametralen Gegensatz zu den Berichten vor Ort stehen die offiziellen Aussagen der politischen Elite. Seit die Regierung in Peking vor zwei Wochen eine 180-Grad-Wende in der Pandemiebekämpfung vollzogen hat, spielen Staatsmedien und Politiker die Gefahr der Omikron-Variante herunter. Weil es ohnehin kaum noch schwere Verläufe gebe, wurden behördlich angeordnete Massentests in allen Großstädten abgeschafft – und die Gesundheitsbehörde veröffentlicht keine Infektionszahlen mehr.
Noch Anfang Dezember wurden Infizierte in China meist ins Krankenhaus, im Falle eines großflächigen Lockdowns sogar in staatliche Isolationszentren gebracht. Seit dem 7. Dezember gesteht die Regierung ihren Bürgern nicht nur zu, die Isolationszeit zu Hause zu verbringen, sie empfiehlt es sogar. In manchen Regionen, wie der Provinz Guiyang im Südwesten Chinas, sollen Angestellte in Supermärkten oder Gesundheitseinrichtungen bei milden Symptomen plötzlich sogar zur Arbeit gehen.
Warum wurde so schnell geöffnet?
Die Öffnungsschritte waren zunächst als Antwort auf die landesweiten Proteste gegen die Null-Covid-Strategie Ende November gesehen worden. Doch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lieferte in dieser Woche eine andere mögliche Erklärung. Eine Infektionswelle wie jene, die man aktuell in China erlebe, müsse schon „lange, bevor die Maßnahmen geändert wurden“, im Entstehen gewesen sein, erklärte WHO-Nothilfe-Koordinator Mike Ryan.
Epidemiologen gehen nach der aktuellen Welle noch von zwei weiteren aus: Die erste dürfte die Landbevölkerung treffen, wenn am 22. Jänner viele Chinesen ihre Verwandten besuchen, um das Neujahrsfest zu feiern. Die zweite träfe demnach im Februar erneut die Städte, wenn die Feiernden zurückkehren.
Neben der menschlichen Tragödie von knapp einer Million erwarteten Toten ist erneut kurzfristig mit globalen wirtschaftlichen Folgen zu rechnen.
Politische Folgen auf höchster Ebene dürfte das neuerliche Covid-Chaos keine nach sich ziehen. Die Verantwortung für die Lockerungsschritte hat man den Provinzregierungen umgehängt. Präsident Xi Jinping hatte ohnehin stets vor einer Abkehr von Null-Covid gewarnt – und auf hohe Todeszahlen verwiesen.
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