Italiens Regionen diskutieren über Lockdown für Ungeimpfte

Neapel
Die Berater des Gesundheitsministeriums sind allerdings gegen die Maßnahme nach österreichischem Vorbild.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen diskutieren die italienischen Regionen über einen Lockdown für Ungeimpfte nach österreichischem Vorbild. "Diejenigen, die ihre Pflicht erfüllt haben, müssen geschützt werden: Sollte sich die Situation in eine negative Richtung entwickeln, muss es Einschränkungen geben, die diejenigen, die geimpft wurden, nicht betreffen", forderte Attilio Fontana, Präsident der Lombardei, gegenüber der Tageszeitung La Stampa (Donnerstag).

Auf die Frage, ob er das "österreichische Modell" im Sinn habe, antwortete Fontana: "Das sind Entscheidungen für die Regierung. Lassen Sie uns zuallererst die Freiheit derjenigen schützen, die ihre Pflicht getan haben", sagte der lombardische Präsident. Mit rund zehn Millionen Einwohnern ist die Lombardei die größte der 20 italienischen Regionen.

Anders sieht die Lage der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia. Ein Lockdown für Ungeimpfte sei seiner Ansicht nach verfassungswidrig und schwer umsetzbar. "Wir sollten lieber mehr auf Dialog setzen und die Impfgegner zur Immunisierung zu überreden", so Zaia im Interview mit der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera (Donnerstagsausgabe).

Regierung wirbt für dritten Stich

Die Regierung verfolgt die Entwicklung der Epidemie mit großer Aufmerksamkeit und wirbt für die dritte Impfdosis. "Die getroffenen Entscheidungen erlauben es uns, die Situation einigermaßen gelassen zu betrachten, aber es ist klar, dass wir uns in den schwierigsten Monaten befinden. Wir werden prüfen, ob es notwendig ist, die Regeln, die wir uns gegeben haben, im Laufe der Zeit zu ändern", sagte Regionenministerin Maria Stella Gelmini.

Der Berater des Gesundheitsministeriums, Walter Ricciardi, schloss aus, dass Italien dem Beispiel Österreichs folgen und Beschränkungen für Ungeimpfte einführen könnte. "Wir brauchen keinen Lockdown für Nicht-Geimpfte. Österreich hat diese Entscheidung getroffen, weil es mit der Impfkampagne im Rückstand ist und eine zehnmal höhere Inzidenz von Coronafällen hat als wir", so Ricciardi. Er erwarte, dass dieses Weihnachten "beschaulicher sein wird als 2020".

Impfrate in Italien 

Mehr als 86 Prozent der italienischen Bevölkerung über zwölf Jahren haben mindestens eine Dosis des COVID-Impfstoffs erhalten. 3,2 Millionen Italienern wurde die dritte Spritze verabreicht. Ricciardi betonte jedoch, dass die aktuelle Zahl von sieben Millionen nicht geimpfter Italiener noch immer zu hoch sei. Die Tatsache, dass jemand durch einen Test einen Grünen Pass für 48 Stunden erhalten könne, sei die "Achillesferse" des italienischen Vorbeugungssystems.

Die Lombardei drückt inzwischen für die Auffrischungsimpfung auf das Gaspedal. Für die dritte Phase der Covid-Impfkampagne sollen Impfstationen in Einkaufszentren, sowie in zwei U-Bahn-Stationen in Mailand eingerichtet werden, erklärte der Koordinator für die Impfkampagne der Region Lombardei, Guido Bertolaso. Bis zu 70.000 Menschen pro Tag könnten auf diese Weise geimpft werden. Die bereits aktiven Impfzentren werden während der Weihnachtsferien geöffnet bleiben. Auch in 365 Apotheken in der Lombardei wird die dritte Dosis gespritzt.

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