USA

Clinton – Trump: Kein Duell für zart Besaitete

Hillary Clinton lässt sich feiern: Sie wird für die Demokraten als Präsidentschaftskandidatin ins Rennen um das Weiße Haus ziehen.
Der Kampf um das Weiße Haus geht in voller Härte los. Pragmatikerin Clinton gegen Provokateur Trump .

Ihre Mutter, sagte eine strahlende Hillary Clinton Dienstag Nacht, habe Zeit Lebens den größten Einfluss auf sie gehabt. "Sie hat mir beigebracht, nie vor einem Rüpel zurückzuschrecken – und das hat sich als ziemlich guter Rat erwiesen." In ihrem bevorstehenden Duell gegen Donald Trump kann Clinton diese Weisheit nur gut tun. Schallendes Gelächter ihrer begeisterten Anhänger hob an, als sich die Demokratin, die als erste Frau in der Geschichte der USA ins Weiße Haus einziehen will, bei ihrem endgültigen Sieg über ihren parteiinternen Kontrahenten Bernie Sanders feiern ließ.

Noch immer will sich der selbsternannte Sozialist Sanders nicht geschlagen geben, sondern den "Kampf bis zum Parteitag" der Demokraten Ende Juli weiter tragen. Doch hinter der aussichtslosen Hartnäckigkeit des Senators aus Vermont steht weniger die Überzeugung, Clinton die Nominierung als Präsidentschaftskandidatin noch streitig machen zu können. Vielmehr pocht der 74-Jährige darauf: Seine Forderungen nach mehr sozialer Gerechtigkeit, müssen am Parteitag einbezogen werden. Und Hillarys künftiger Vize-Präsidentschaftskandidat müsse ein Linker sein, hinter den sich die Sanders-Getreuen guten Gewissen stellen können.

Für Hillary Clinton aber ist die Schlacht gegen Sanders geschlagen – der echte Wahlkampf-Krieg um die Präsidentschaft kann beginnen. Fünf Monate nie dagewesener politische Schlammschlachten stehen bevor, bei der es an frischer Munition vor allem von seiten Donald Trumps nicht fehlen wird.

Die Seitensprünge

Der New Yorker Bautycoon, der für die Republikaner nach achtjähriger Durststrecke das Weiße Haus zurückholen will, ließ bereits in ersten TV-Spots anklingen, worauf er abzielt: Auf die legendären Seitensprünge Bill Clintons. Mehr noch, deutete er doch an, Hillary habe Bills außereheliche Ausflüge sogar ermöglicht. "Widerlich", nennt es Trump genüsslich. Gestern legte der Provokateur noch nach: "Die Clintons haben die Politik der Bereicherung für sich selbst zu einer Kunstform gemacht", sagte Trump und ließ damit durchblicken: Das Politpaar stecke tief im Sumpf der Wall Street, im schmutzigen Filz aus Politik und der sie finanzierenden Hochfinanz.

Im Wahlkampfteam der Clintons geht man indes davon aus, dass die alten Skandale des früheren Präsidenten niemanden mehr interessieren. Doch von schlichter Kritik am Selbstdarsteller Trump schaltet seine Kontrahentin nun auf Angriff um:

Es sei unschwer vorstellbar, dass Trump als Präsident die USA in einen Krieg führen würde, nur weil jemand "unter seine sehr dünne Haut geraten ist", warnte die Ex-Außenministerin vergangene Woche. Sie bezeichnete ihren Gegner als "charakterlich unfähig, ein Amt auszuüben, das Wissen, Stabilität und immenses Verantwortungsbewusstsein erfordert".

Alle gegen Hillary

Der reagierte wie erwartet cholerisch. Noch während ihrer Rede twitterte der Milliardär: "Schlechter Auftritt der betrügerischen Hillary Clinton! Sie sieht nicht einmal präsidentiell aus!"

Zumindest in Einem kann sich der in seiner eigenen Partei umstrittene Republikaner sicher sein. Bei vielen Themen liegt der 70-Jährige mit seinen konservativen Parteikollegen übers Kreuz, aber so lange er mit voller Kraft gegen Hillary Clinton vom Leder zieht, steht die Partei hinter ihm.

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