Clinton: Elfstündige Anhörung über Benghazi-Anschlag

Fast einen halben Tag dauerte die Anhöhrung Hillary Clintons im US-Repräsentantenhaus in Washington.
Ex-Außenministerin übernimmt politische Verantwortung für Attacke auf US-Konsulat vor drei Jahren.

Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton hat bei einer elfstündigen Anhörung im Repräsentantenhaus die politische Verantwortung für den Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Benghazi vor drei Jahren übernommen. Die Favoritin für die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten verteidigte sich am Donnerstag vor dem Untersuchungsausschuss aber gleichzeitig gegen Vorwürfe der Republikaner.

In die Sicherheitsvorkehrungen für das Konsulat sei sie nicht persönlich eingebunden gewesen. "Ich übernehme Verantwortung für das, was in Benghazi passiert ist", sagte Clinton. Allerdings seien die damals abgelehnten Forderungen von Diplomaten nach verstärkten Sicherheitsmaßnahmen nicht auf ihrem Tisch gelandet. "Ich habe sie nicht gesehen", sagte die frühere Chefdiplomatin.

Clinton: Elfstündige Anhörung über Benghazi-Anschlag
Democratic presidential candidate Hillary Clinton testifies before the House Select Committee on Benghazi, on Capitol Hill in Washington October 22, 2015. The congressional committee is investigating the deadly 2012 attack on the U.S. diplomatic mission in Benghazi, Libya, when Clinton was the secretary of state. REUTERS/Jonathan Ernst

Nach den Attacken habe sie alle Empfehlungen einer internen Kommission für einen besseren Schutz von Auslandsvertretungen umgesetzt. Clinton blieb trotz der Marathon-Befragung gefasst. Den Republikanern warf sie vor, den Anschlag in Benghazi zu politischen Zwecken auszuschlachten.

Gefahr ignoriert und verschleiert?

Der Untersuchungsausschuss prüft, ob die Regierung von Präsident Barack Obama vor dem Anschlag am 11. September 2012 die Gefahr durch Islamisten ignoriert und den terroristischen Hintergrund der Attacke zunächst verschleiert habe. Clinton war damals Außenministerin. Der republikanische Ausschussvorsitzende Trey Gowdy (Bild unten) erklärte zu Beginn der Anhörung, dass die Todesumstände des US-Botschafters Chris Stevens und drei weiterer US-Bürger ans Licht kommen müssten. "Wir schulden ihnen und uns die Wahrheit", sagte Gowdy.

Clinton: Elfstündige Anhörung über Benghazi-Anschlag
Committee Chairman U.S. Representative Trey Gowdy (R-SC)(C), flanked by committee members, speaks to reporters after questioning Democratic presidential candidate Hillary Clinton in a day-long testimony before the House Select Committee on Benghazi, on Capitol Hill in Washington October 22, 2015. Clinton deflected harsh Republican criticism of her handling of the deadly 2012 attack in Benghazi, Libya, at a testy hearing in Congress on Thursday that seemed unlikely to put a dent in the front-runner's campaign. REUTERS/Jonathan Ernst
Clinton machte deutlich, dass die Vereinigten Staaten die Anschläge nie vollständig verhindern werden können. "Chris Stevens war klar, dass Diplomaten an vielen Orten arbeiten, wo wir keine Soldaten haben", sagte sie. Der getötete Botschafter habe gewusst, dass "wir niemals jeden Terrorakt verhindern oder perfekte Sicherheitsbedingungen schaffen können".

Clinton hatte bereits im Jänner 2013 zu dem Angriff in Benghazi im Kongress ausgesagt und die Verantwortung übernommen. Der Geheimdienstausschuss des Senats kam in seinem im Jänner 2014 vorgelegten Untersuchungsbericht zu dem Schluss, dass die Attacke hätte verhindert werden können. Das Außenministerium habe damals "bekannte Sicherheitslücken" und die wachsende Bedrohung durch Islamisten in Libyen vernachlässigt. Doch eine direkte Verantwortung Clintons belegte der Bericht nicht.

Demokraten: Republikaner wollen Clinton schaden

Die Demokraten kritisieren, dass die längliche Untersuchung des Repräsentantenhauses parteipolitisch motiviert sei und Clinton im Präsidentschaftswahlkampf schaden solle. Sie beklagen, dass die Nachforschungen der Republikaner zu Benghazi bereits länger als die Ermittlungen des Kongresses zum Watergate-Skandal dauerten, der in den 1970er Jahren zum Rücktritt von Präsident Richard Nixon geführt hatte.

Clinton rief die Abgeordneten am Donnerstag auf, die Ereignisse von Benghazi ohne "Parteilichkeit" zu beleuchten. Gowdy wies die Kritik an der Arbeit des Ausschusses zurück. "Mir ist bewusst, dass es Leute in beiden Parteien gibt, die nahegelegt haben, diese Untersuchung drehe sich um Sie", sagte er zu der früheren Außenministerin. "Lassen Sie mich versichern, das tut sie nicht."

E-Mail-Affäre

Im Frühjahr hatte die Affäre um Clintons E-Mails den republikanischen Nachforschungen neuen Auftrieb gegeben. Clinton musste einräumen, als Außenministerin nur eine private E-Mail-Adresse genutzt zu haben - nach ihren Angaben aus "Bequemlichkeit". Die auf einem Server in ihrem Anwesen im Staat New York gespeicherten Daten ließ sie teilweise löschen. Die Republikaner sehen dies als Indiz dafür, dass Clinton unliebsame Details ihrer Amtsführung verheimlichen wollte. Die frühere Außenministerin und ehemalige First Lady gilt als aussichtsreichste Bewerberin für die Kandidatur der Demokraten bei der Präsidentschaftswahl 2016.

Clinton: Elfstündige Anhörung über Benghazi-Anschlag
epa04990255 Former Secretary of State and Democratic presidential candidate Hillary Clinton testifies before the House Select Committee on Benghazi, on Capitol Hill in Washington DC, USA, 22 October 2015. Clinton faces scrutiny over her response to the the 11 September 2012 attack on the US diplomatic compound in Benghazi, Libya; and her use of a private email server while holding the position of Secretary of State. EPA/SHAWN THEW

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