China späht angeblich weltweit Politiker aus - auch in Österreich

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Laut geleakten Dokumenten wurden Daten von 2,4 Millionen Menschen gesammelt, in Österreich sollen 444 Personen betroffen sein.

Xhenhua Data Technology, ein chinesisches Unternehmen, hat geleakten Informationen zufolge weltweit Millionen Menschen ausspioniert - wohl auf Geheiß der Führung in Peking. Gesammelt wurden demnach unter anderem Adressen, Telefonnummern, Bankdaten, Job-Bewerbungen, Familien-Stammbäume oder private Fotos. Als Quelle dienten vorrangig öffentlich zugängliche Social-Media-Accounts auf Facebook, LinkedIn, Twitter oder YouTube.

Vorrangiges Ziel der großangelegten Spähaktion seien Politiker, Manager oder Militärs sowie deren Angehörige, wie mehrere europäische Medien bereits in der Vorwoche berichtet haben. So wurden etwa über den britischen Premier Boris Johnson oder die Tochter des ungarischen Premiers Viktor Orban Dossiers angelegt. 

Van der Bellen, Maurer, Häupl

Nun hat die Aufregung über die sogenannten "Xhenhua Files" auch Österreich erreicht. Die Tageszeitung Der Standard, der Auszüge aus den geleakten Dokumenten vorliegen, berichtet von 444 österreichischen Betroffenen, darunter Bundespräsident Alexander Van der Bellen, die grüne Klubobfrau Sigi Maurer und ÖVP-Klubchef August Wöginger.

Auch die Ex-Frauen von Wiens früherem Bürgermeister Michael Häupl und von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz seien betroffen - ebenso wie ÖBB-Chef Andreas Matthä, Gewerkschaftschef Wolfgang Katzian und mehrere Bischöfe.

Die Österreicher werden laut Standard in drei Kategorien eingestuft: "politisch exponierte Person", "Verwandter oder enger Vertrauter" und "Person von besonderem Interesse". Ausgiebig gesammelt würden auch Informationen über Botschafter, Bundesheeroffiziere und Richter des Verfassungsgerichtshofes.

"Cambridge Analytica auf Steroiden"

Xhenhua Data mit Sitz in Shenzhen ist eine private Firma, deren wichtigste Kunden das chinesische Verteidigungsministerium und das chinesische Militär sind. Aufgedeckt wurde die weltweite Datensammlung des Unternehmens durch den US-Wirtschaftsdozenten Christopher Balding, der in Shenzhen lehrte. Ihm wurde nach eigenen Angaben ein gigantisches Datenkonvolut von einem Informanten mit Beziehungen zu Xhenhua Data zugespielt.

Balding zog die australische Datensicherheitsfirma Internet 2.0 hinzu, die bisher rund 250.000 Datensätze basierend auf 2,3 Milliarden Nachrichtenartikeln und 2,1 Milliarden Social Media-Posts entschlüsseln konnte. Der Großteil der Daten sei zwar öffentlich zugänglich, teilte Internet 2.0. laut Deutsche Welle mit. 20 Prozent der gesammelten Daten stammten allerdings aus öffentlich nicht zugänglichen Datenbanken - könnten also durch Hacking gesammelt worden sein. 

Der zur Datensammlung benutzte Algorithmus, der die ausspionierten Personen in verschiedene Kategorien stufe, sowie die Tatsache, dass auch Kriminelle beobachtet werden, deutet laut Balding darauf hin, dass die Informationen mit dem Ziel der Schädigung gesammelt werden. 

Experten vergleichen die "Xhenhua Files" mit dem Skandal um die britische Firma Cambridge Analytica, deren Analysen u. a. von Facebook-Profilen den US-Wahlkampf 2016 sowie das Brexit-Votum in Großbritannien beeinflussten. "Cambridge Analytica auf Steroiden", nannte ein australischer Experte die chinesische Datensammlung gegenüber ABC

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