"Können jeden Feind besiegen": China droht Japan im Taiwan-Streit

Japans Ministerpräsidentin Sanae Takaichi mit US-Präsident Donald Trump
Die Aussage von Japans neuer Ministerpräsidentin Sanae Takaichi, ein möglicher chinesischer Angriff auf Taiwan könnte eine japanische Reaktion auslösen, hat einen alten diplomatischen Konflikt mit China wieder aufleben lassen.

Zusammenfassung

  • China warnt Japan vor Einmischung im Taiwan-Konflikt und droht mit Konsequenzen bei Überschreitung einer "roten Linie".
  • Japans Regierungschefin Takaichi hatte mit Aussagen zu möglicher Militäraktion bei chinesischem Angriff auf Taiwan einen diplomatischen Streit ausgelöst.
  • US-Präsident Trump bittet Japan um Zurückhaltung, um eine weitere Eskalation mit China zu vermeiden.

China verschärft den Ton im Streit mit Japan über Taiwan. "Die Volksbefreiungsarmee verfügt über mächtige Fähigkeiten und zuverlässige Mittel, um jeden angreifenden Feind zu besiegen", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Donnerstag in Peking. Wenn Japan eine rote Linie überschreite und sich selbst in Schwierigkeiten bringe, "wird es unweigerlich einen schmerzhaften Preis zahlen." Die USA versuchen, in dem Streit zu beschwichtigen.

Japans prononciert rechte Ministerpräsidentin Sanae Takaichi hatte Anfang November den schwersten diplomatischen Konflikt mit China seit Jahren ausgelöst. Sie sagte im Parlament, ein möglicher chinesischer Angriff auf Taiwan könnte eine japanische Militäraktion auslösen. Ihr Verteidigungsminister Shinjiro Koizumi sagte vor wenigen Tagen, dass die Pläne zur Stationierung einer Raketeneinheit auf einem Militärstützpunkt auf Yonaguni stetig voranschritten. Die Insel liegt etwa 110 Kilometer vor der Ostküste Taiwans.

Das demokratisch regierte Taiwan wird von der kommunistischen Führung in Peking als abtrünnige Provinz gesehen, die notfalls mit Gewalt in den Staatsverband zurückgeholt werden soll. Taiwan weist die Ansprüche zurück: Nur die Inselbewohner könnten über ihre Zukunft entscheiden.

Trump interveniert in Tokio

US-Präsident Donald Trump hat Insidern zufolge die japanische Regierungschefin gebeten, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Trump habe in einem Telefonat am Dienstag den Wunsch geäußert, Peking nicht weiter zu verärgern, sagten zwei japanische Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Konkrete Forderungen habe Trump jedoch nicht gestellt. Das Wall Street Journal hatte zuerst über das Gespräch berichtet.

"Die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu China sind sehr gut, und das ist auch sehr gut für Japan, das unser lieber und enger Verbündeter ist", sagte Trump in einer Erklärung, die das Weiße Haus als Antwort auf Fragen von Reuters veröffentlichte. "Wir haben wunderbare Handelsabkommen mit Japan, China, Südkorea und vielen anderen Nationen unterzeichnet, und die Welt ist in Frieden. Lasst uns dafür sorgen, dass das so bleibt!"

Auf die Frage nach Takaichis Telefonat mit Trump verwies deren Büro auf seine offizielle Erklärung. Demnach sprachen die beiden Verbündeten über die Beziehungen zwischen den USA und dem Rivalen China.

Jahrzehntelanger Konflikt

In Tokio befürchten Regierungsvertreter seit langem, dass Trump bereit sein könnte, seine Unterstützung für Taiwan zu lockern, um ein Handelsabkommen mit China zu erreichen. Das könne Peking ermutigen und Konflikte in einem zunehmend militarisierten Ostasien auslösen. "Für Trump sind die Beziehungen zwischen den USA und China am wichtigsten", sagte Kazuhiro Maejima, Professor für US-Politik an der Tokioter Sophia-Universität.

Der Konflikt um Taiwan geht auf den Bürgerkrieg in China zurück: Nach der Niederlage gegen die Kommunisten flüchtete die nationalchinesische Regierung damals mit ihren Truppen nach Taiwan. Die Insel wurde seither eigenständig regiert, während in Peking 1949 die kommunistische Volksrepublik ausgerufen wurde.

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