Charlottesville: Fallon appelliert an US-Bürger

Donald Trump hat lange gebraucht, um sich gegen die Rassisten von Charlottesville zu positionieren. Die Proteste im ganzen Land konnte er damit nicht stoppen. Auch Talkshow-Star Jimmy Fallon findet die Reaktion des Präsidenten beschämend.

Nach den gewaltsamen Ausschreitungen in der US-Stadt Charlottesville beruhigt sich der Zorn in der US-Öffentlichkeit nur langsam. Bei einer Aktion gegen weiße Rassisten stürzten Demonstranten im US-Bundesstaat North Carolina am Montag ein Denkmal für Soldaten der ehemaligen Südstaaten Amerikas. Am Dienstag protestierten hunderte Menschen vor dem Trump-Tower in New York.

Fallon: "Es ist beschämend"

Doch vor allem die Reaktionen von Barack Obama (unten) und Jimmy Fallon erregten zu Wochenbeginn weit über die Vereinigten Staaten hinaus Aufmerksamkeit. Entertainer Fallon hat in der aktuellen Ausgabe seiner "The Tonight Show" Stellung genommen, mit ungewohnt ernster Miene. "Die Tatsache, dass der Präsident zwei Tage gebraucht hat, um sich zu äußern und Rassisten klar zu verurteilen, ist beschämend".

Und weiter: "Wie soll ich meinen zwei- und vier Jahre alten Töchtern erklären, dass so viel Hass in dieser Welt ist?" Man müsse der nächsten Generation zeigen, "dass wir nicht vergessen haben, wie hart Menschen um Bürgerrechte gekämpft haben."

Obamas Mandela-Zitat wird viral

Ein Twitter-Eintrag von Ex-Präsident Barack Obama wurde unterdessen zum Social-Media-Hit. Obama hatte ein berühmt gewordenes Zitat des früheren südafrikanischen Präsidenten und Anti-Apartheid-Kämpfers Nelson Mandela wiedergegeben: „Niemand hasst von Geburt an jemanden, aufgrund dessen Hautfarbe, dessen Herkunft oder dessen Religion“, schrieb Obama.

Der Eintrag wurde bis Dienstagabend mehr als 2,5 Millionen Mal "geliked" und avancierte damit zu einem der erfolgreichsten Tweets in der Geschichte des Kurznachrichtendienstes.

Obamas Nachfolger Donald Trump hatte dagegen erst nach langem Zögern die rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville verurteilt, bei denen eine 32-Jährige Gegendemonstrantin von einem Auto erfasst und getötet wurde und 19 weitere Menschen verletzt worden waren.

Die Proteste gingen dennoch weiter. Unter anderem verließen drei hochrangige Wirtschaftsführer mit Hinweis auf Trumps zögerlichen Umgang mit den Rassisten ein Beratergremium. Trump selbst schrieb auf Twitter, er könne jeden mit mehreren anderen Kandidaten ersetzen, die Abtrünnigen seien "Aufsprechern".

Film aus den 1940ern

Im Internet machte auch ein Kurzfilm aus den 1940er Jahren die Runde, den die US-Regierung damals der deutschen Nazi-Propaganda entgegengestellt hatte. In dem Film hetzt ein Mann gegen Minderheiten. Den anfangs zustimmenden Zuhörern wird nur langsam klar, dass letztlich auch sie selbst Gegenstand seiner Hasstiraden sein könnten.

Konföderierten-Statue in Durham gestürzt

Auf Fernsehbildern von US-Sendern war am Dienstag zu sehen, wie eine Demonstrantin in Durham eine Schlinge um den Hals der Konföderierten-Statue legte. Daraufhin begannen andere Teilnehmer, an der Schlinge zu ziehen und die Statue zu stürzen. Menschen traten auf das gefallene Symbol ein. Es ist ein weiteres Beispiel einer seit Monaten anhaltenden Protestserie gegen die umstrittenen Konföderierten-Denkmäler.

Nach Angaben der Veranstalter war die neueste Aktion eine direkte Antwort auf die Zusammenstöße von Rassisten und Gegendemonstranten in Charlottesville. Das Denkmal aus dem Jahr 1924 stand für Soldaten, die auf der Seite der Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg starben. Die Südstaaten wollten damals die Sklaverei beibehalten.

Erst nach Druck aus eigenen Reihen distanzierte sich Trump

Trump hatte sich nach heftiger Kritik aus der ganzen Welt und sogar aus der eigenen Partei schließlich mit klaren Worten von den Ausschreitungen in Charlottesville distanziert. Neonazis, der rassistische Ku Klux Klan oder andere Gruppen voller Hass hätten keinen Platz in Amerika, sagte der Präsident am Montag in Washington. "Rassismus ist böse und diejenigen, die in seinem Namen Gewalt anwenden, sind Kriminelle und Verbrecher", sagte Trump.

Weil er zunächst von "Gewalt von vielen Seiten" gesprochen und Rassisten nicht explizit beim Namen genannt hatte, war er unter erheblichen Druck geraten. "Es kommt nicht auf die Hautfarbe an", sagte Trump. Gewalt, Hass und Fanatismus hätten keinen Raum in den Vereinigten Staaten, betonte der Präsident, der am Montag in seiner Heimatstadt new York von Hunderten Demonstranten empfangen wurde.

Bannon in Bedrängnis

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Steve Bannon zu besseren Zeiten.
Im Weißen Haus wuchs nach den Ereignissen von Charlottesville der Druck auf den nationalistischen Flügel in der Regierungszentrale, um Chef-Berater Stephen Bannon. Kritiker wollen, dass Trump Bannon entlässt. Ihm wird in den vergangen Tagen seit dem Amtsantritt von John Kelly als Stabschef ein Bedeutungsverlust im inneren Zirkel Trumps nachgesagt.

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