Charlie Kirks Begräbnis: Staatsakt für den "Märtyrer" der Rechten

Eine Gedenkfeier für den erschlagenen konservativen Kommentator Charlie Kirk in Glendale.
Nach dem Mord an Charlie Kirk inszeniert die Trump-Regierung eine Trauerfeier im Super-Bowl-Format – und nutzt den Fall für neue Angriffe auf Medien und Demokraten.

Was sich an diesem Wochenende im US-Wüstenstaat Arizona abspielt, ist viel mehr als nur eine Trauerfeier. Schon am Samstag strömten tausende Anhänger in die Hauptstadt Phoenix, um selbstgebastelte Schilder, Kränze und Blumen für den vor elf Tagen erschossenen, erzkonservativen Aktivisten Charlie Kirk zu hinterlassen. Die Straße vor dem Büro der von Kirk gegründeten NGO "Turning Point USA" verwandelte sich in ein Meer aus USA-Fahnen und MAGA-Kappen. 

Menschen trauern um den Tod von Charlie Kirk vor einem Gedenkgottesdienst in Phoenix, Arizona.

Trauernde Anhänger in Phoenix, Arizona.

Wer hier herkam, wollte in erster Linie um ein politisches Idol trauern. Doch nicht wenige Kirk-Fans äußerten auch Rachegelüste – gegen „die Linken, die Medien, die Demokraten“, wie der rechte Aktivist Jack Posobiec die „Feinde“ am Sonntag gleich zu Beginn der stundenlangen Trauerzeremonie aufzählte. „Wir werden dafür sorgen, dass sie den Namen Charlie Kirk niemals vergessen.“

Es hat sich etwas verändert in diesem Land an jenem 10. September, als der 31-jährige Kirk am Rande eines Auftritts auf einem Universitätscampus in Utah von einer Kugel in den Hals getroffen wurde. Als dieser Mann, der die Polarisierung in den USA mit vielen, scharfen Aussagen gegenüber Andersdenkenden, Minderheiten, Frauengruppen und sogar Waffengegnern über Jahre vorantrieb, zum Märtyrer für die neue politische Rechte wurde.

Die Trump-Regierung nutzt Kirks Ermordung seither als Grundlage für politische Maßnahmen gegen unliebsame Medien, die sie für die aufgeheizte Stimmung im Land verantwortlich macht. So gab das Pentagon erst am Sonntag bekannt, dass US-Medienvertreter keinen Zutritt mehr erhalten würden, wenn sie nicht alle Beiträge vorab autorisieren ließen; selbst jene, die unbestätigte Informationen enthielten.

100.000 Anhänger im Football-Stadion

Vor diesen Entwicklungen lässt sich erklären, warum die Regierung zum Gedenken an jemanden, der keine offizielle Regierungsposition innehatte, einen regelrechten Staatsakt veranstaltet. 

Eine Frau mit Sternenmuster-Kleid steht mit erhobenen Armen in einer Menschenmenge.

Die fünfstündige Veranstaltung war enorm religiös aufgeladen.

Für Kirks Begräbniszeremonie wurde kurzerhand das örtliche Football-Stadion angemietet, das normalerweise Platz für 63.000 Zuschauer bietet. Mit zusätzlichen Rängen auf dem Rasen wurde die Kapazität noch einmal um rund 10.000 Sitze ausgebaut; in der angehängten Basketball-Arena schuf man weitere 19.000 Plätze.

Neben tausenden Kirk-Anhängern werden etliche Ehrengäste der konservativen Bewegung erwartet, etwa Außenminister Marco Rubio, Verteidigungsminister Pete Hegseth, Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. sowie TV-Moderator Tucker Carlson.

Kirks Witwe Erika reiste gemeinsam mit US-Vizepräsident J. D. Vance an Bord der Air Force 2 an. Beide hielten anschließend Reden auf den Verstorbenen, die stark religiös aufgeladen waren. Unter Tränen erklärte Erika Kirk gar mit Blick auf den 22-jährigen, mutmaßlichen Mörder ihres Mannes: "Ich vergebe ihm. Denn auch Jesus vergab jenen, die ihn ans Kreuz genagelt hatten."

Handshake zwischen Donald Trump und Elon Musk

Zum Abschluss trat US-Präsident Donald Trump höchstpersönlich ans Rednerpult. Und nutzte die Bühne, um die Stationierung der Nationalgarde nach Chicago anzukündigen: "Eines der letzten Dinge, das Charlie zu mir sagte, war: 'Bitte, Sir, retten Sie Chicago.'", so Trump. "Und genau das werden wir tun. Wir werden Chicago vor grauenvollen Verbrechen schützen."

Donald Trump spricht bei einer Veranstaltung von „Turning Point USA“.

US-Präsident Donald Trump lieferte den Abschluss der fünfstündigen Zeremonie.

Dann deutete er noch eine große Ankündigung für Montag an: "Es wird eine der wichtigsten Pressekonferenzen in der Geschichte des Landes", so Trump, der davon sprach, seine Regierung habe "die Ursache von Autismus" gefunden. Wie US-Medien berichten, könnte das bei schwangeren Frauen beliebte Medikament Tylenol verboten werden, das laut aktuellen medizinischem Forschungsstand unbedenklich sei.

Für die größten Schlagzeilen des Abends sorgte Trump jedoch abseits der Bühne: Auf dem Platz neben dem US-Präsidenten nahm zwischenzeitlich Elon Musk Platz. Die beiden Wegbegleiter traten damit erstmals nach ihrem Zerwürfnis wieder gemeinsam öffentlich auf - und schienen ihren Streit mit einem längeren Händeschütteln zu beenden.

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