Klima-Aktivisten dürfen Venedig nicht mehr betreten

Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion seilten sich von der Rialto-Brücke ab und schütteten Farbstoff in das Wasser des Canal Grande
Am Samstag hatten Aktivisten der "Extinction Rebellion" das Wasser grün gefärbt. Die Behörden verhängten harte Strafen.

Am Samstag hatten Aktivisten der Bewegung Extinction Rebellion das Wasser des Canale Grande grün gefärbt. Sie wollten damit auf die Klimakonferenz COP 28 in Dubai aufmerksam machen. Die Behörden in Venedig handelten schnell und entschlossen: Wie am Montag bekannt wurde, hat die Polizei gegen 28 Aktivisten eine Strafe verhängt. Sie wurden wegen Störung des öffentlichen Lebens angezeigt. Der für Venedig wichtige Wasserbusverkehr war nämlich für rund eine Stunde und 20 Minuten als Vorsichtsmaßnahme im gesamten Gebiet der Rialto-Brücke gesperrt gewesen.

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Die Aktivisten protestieren gegen die Strafen

Die Bewegung "Extinction Rebellion", denen die Aktivisten angehören, betonten, dass die Strafen in keinerlei Verhältnis zu den tatsächlich begangenen Taten stünden. Unter den Personen, die auf die Polizeiwache gebracht wurden, befanden sich auch ein Tourist sowie vier Mitarbeiter des Pressebüros von "Extinction Rebellion", darunter Fotografen und Videofilmer. Mit Ausnahme des Touristen wurden alle anderen Personen angeklagt, auch diejenigen, die lediglich Flugblätter verteilten oder Fotos und Videos machten, kritisierte "Extinction Rebellion".

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"Venedig ist eine zerbrechliche Stadt"

Anders sieht die Lage Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro. "Wir mussten den öffentlichen Verkehrsdienst und die Schifffahrt auf dem Canal Grande unterbrechen, Umweltkontrollen für das Wasser durchführen und die kürzlich restaurierten Säulen der Rialto-Brücke überprüfen. Venedig ist eine zerbrechliche Stadt, die geliebt und respektiert werden muss! Genug ist genug", so der Bürgermeister.

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Färbung gegen das Scheitern der COP

Die Umweltaktivisten von "Extinction Rebellion" hatten am Samstag Farbstoff in den Canale Grande in Venedig und in mehrere italienische Flüsse gekippt, um gegen das "Scheitern" der laufenden internationalen Klimaverhandlungen zu protestieren. Gleichzeitig entrollten sie an Seilen und Gurten hängend von der Rialto-Brücke ein Transparent mit der Aufschrift "COP28: Während die Regierung redet, hängen wir am seidenen Faden".

Streit um verwendeten Farbstoff

Die Gruppe teilte im Onlinedienst X (ehemals Twitter) mit, dass sie einen "harmlosen" Farbstoff eingesetzt habe. "Die Klimakrise hat bereits katastrophale Auswirkungen auf Italien, die Wissenschaft sagt uns, dass es noch schlimmer wird und die Politik verschwendet ihre Zeit mit einer Farce", erklärten die Aktivisten zur derzeit in Dubai stattfindenden UN-Klimakonferenz. "Wir lehnen uns gegen diese Untätigkeit auf, wir können nicht schweigen, während unsere Zukunft an die fossilen Industrien verkauft wird!"

Die Extinction Rebellion (deutsch ‚Rebellion gegen das Aussterben‘) ist laut Wikipedia eine radikale Umweltschutzbewegung mit dem erklärten Ziel, durch Mittel des zivilen Ungehorsams Maßnahmen von Regierungen gegen das Massenaussterben von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen sowie das mögliche Aussterben der Menschheit als Folge der Klimakrise zu erzwingen. Sie ging im Jahr 2018 im Vereinigten Königreich aus verschiedenen Vorläufergruppen hervor. Im März 2020 war sie laut Eigenaussage in 67 Ländern auf sechs Kontinenten mit 1141 Ortsgruppen vertreten, in Deutschland waren im März 2020 über 130 aktive und in Gründung befindliche Ortsgruppen ausgewiesen, in der Schweiz 16, in Österreich 11.

Inzwischen bildeten sich mehrere noch radikalere Aktivistengruppen wie Just Stop Oil und Insulate Britain, die beispielsweise den Autobahnring rund um London lahmlegten und das Meisterwerk "Sonnenblumen" von Vincent van Gogh mit Suppe bewarfen.
 

Einzelne Aktivisten dürfen Venedig nicht mehr betreten

Über fünf Aktivisten verhängte die Stadt ein vierjähriges Aufenthaltsverbot in Venedig, teilte die Polizei am Sonntag mit. Einige der Aktivisten sind Studenten der venezianischen Universität Ca' Foscari. Sie dürfen künftig daher nicht mehr ihre Universität betreten. 

Den Umweltschützern wird auch eine unangemeldete Demonstration vorgeworfen, sowie das Sprühen gefährlicher Substanzen, obwohl sie versichert hatten, dass die verwendete Flüssigkeit "weder für die Umwelt, noch für Menschen oder Tiere schädlich ist, und sich in maximal 48 Stunden auflöst". Gegen die Aktivisten wurden Strafen in Höhe von 1.250 Euro verhängt. Insgesamt sind damit 35.000 Euro fällig. Bereits im Mai hatte es in Venedig einen ähnlichen Vorfall gegeben. 

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