Klimagipfel auf Kollisionskurs - weil niemand die Klimakrise ernst nimmt

A view shows oil pump jacks outside Almetyevsk
Weder die EU noch Österreich haben konkrete Ziele für ein Ende der Fossilen. Also können wir das schwerlich von anderen erwarten.
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Wer hätte ahnen können, dass der 28. Welt-Klimaschutzgipfel im Öl-Emirat Dubai unter der Leitung des Chefs der zwölftgrößten Ölfirma der Welt dermaßen entgleitet? Eh alle?

Eine kurze Rekapitulation nach vier Tagen Klimakonferenz: Der Konferenz-Präsident Sultan Al Jaber hatte entgegen jedem wissenschaftlichen Konsens behauptet, es gebe „keine Wissenschaft“, die darauf hindeutet, dass ein schrittweiser Ausstieg aus fossilen Brennstoffen notwendig sei, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Wenig überraschend sorgt das für viel Wirbel, angeführt vom Verband der kleinen Inselstaaten, deren faktischer Untergang angesichts einer zu erwartenden Erderwärmung von knapp 3° C gewiss ist.

Al Jaber dementiert nun nach Leibeskräften. Er habe auch nie gesagt, dass ein fossiles Ende die Welt in die Steinzeit (zurück in Höhlen, sagt er) bringen würde.

Weiters haben zahlreiche Staaten zwar angekündigt, den Ausbau ihrer Erneuerbaren Energien zu verdreifachen, es haben aber auch mehr als 20 Staaten angekündigt, ihren Atomstrom zu verdreifachen. Darunter Österreichs Nachbarländer Tschechien (mit den AKW Temelin und Dukovany), Slowakei (Bohunice und Mochovce), Ungarn (Paks) und Slowenien (Krsko).

Kaum zu ertragen ist (wie noch bei jeder der bisherigen 27 Klimakonferenzen) der Eiertanz rund um das eigentliche Thema: Ein Ende aller fossilen Energieträger, die ja ursächlich für die Energie- und Temperaturzunahme sind. Doch solange so ein Batzengeschäft mit Öl und Gas gemacht werden kann, warum damit freiwillig aufhören? Der weltweite Umsatz der fossilen Energieträger belief sich im Jahr 2022 auf rund 12.500 Milliarden US-Dollar (11,4 Billionen Euro). Unsere OMV will ja auch sowohl im Schwarzen Meer als auch im Weinviertel ein neues Erdgasfeld explorieren und ist als Ölkonzern damit wirklich nicht alleine. Hunderte neue Fossilprojekte sollen demnächst starten.

Derweil sind wir am Weg in eine 3° C heißere Welt und das auch nur, wenn die aktuellen Klimaschutzpläne der Staaten umgesetzt werden. Im kommenden Jahr sind Europa- und Nationalratswahl, und mit den Freiheitlichen liegt eine Partei in allen Umfragen deutlich voran, die den anthropogenen Klimawandel negiert.

Wahr ist aber auch, dass Österreich nach wie vor zu zwei Drittel von fossilen Energien abhängig ist und weder EU noch Österreich einen Ausstieg aus fossiler Energie bis 2040 oder 2050 gesetzlich verankert haben. Mit welchem Finger wollen wir also auf OPEC-Staaten zeigen, wenn wir die Klimakrise selber nicht wirklich ernst nehmen?

Was bleibt, ist eine Fassungslosigkeit, Wut und Regression all jener, die der Klimawissenschaft zuhören.

Klimagipfel auf Kollisionskurs - weil niemand die Klimakrise ernst nimmt

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