Bye bye love: Die Songs zum Brexit-Tag

Bye bye love: Die Songs zum Brexit-Tag
Die schönsten Lieder wurden über Abschiede und Trennungen geschrieben. Deshalb passen sie so gut zum Brexit.

Während sich auf der Insel die musikaffinen Brexit-Gegner und -Befürworter in den Charts einen Kampf liefern - ob nämlich heute die Europahymne "Ode an die Freude" oder der Brexit-Song "17 Million Fuck-Offs" auf Platz eins landet - sei hier erwähnt, dass es doch noch viel bessere Abschiedslieder für unsere britischen Freunde gibt. Die Brexit-Playlist mit Ohrwurmgarantie für den Tag des Austritts:


In wenigen Stunden ist es so weit. Heute Mitternacht wird Großbritannien die EU verlassen. Was passt da besser als der Klassiker "The Final Countdown", adäquaterweise von der Band Europe (die aber nicht aus England, sondern aus Schweden kommt)?

Bei den Pro-Europäern herrschte in den vergangenen Tagen immer noch Verdrängung, Trauer und Unglaube darüber, dass Großbritannien nun tatsächlich austritt. Während die Briten Goodbye sagen, nennen es die Brexit-Gegner "Auf Wiedersehen".

Für sie sei der Klassiker "Hello Goodbye" von den Beatles erwähnt. Über das Verdrängen beim Abschied: "Hello, hello, I don't know why you say goodbye, I say hello." Keine Ahnung, warum du dich verabschiedest, ich sag' einfach mal Hallo. Kann man natürlich auch im Falle des Brexit versuchen. Aber ob es was bringt...?

John Lennon war da schon ein bisschen einsichtiger. In "Jealous Guy" (eifersüchtiger Typ) gibt er - offenbar vor der Trennung - zu, dass er unsicher war, ob er überhaupt noch geliebt werde ("I was feeling insecure - You might not love me anymore"). Davon können die Briten wohl ein Lied singen. Die Beziehung zu Europa war schon ziemlich schwierig.

Jetzt aber wieder ein bisschen was Schwungvolleres: "When you're gone, how can I even try to go on?", fragten sich ABBA 1975 in ihrem Hit S.O.S. - Wenn du weg bist, wie soll es weitergehen? Traurig. Aber immerhin partytaugliche Töne, wenn man auf Pop aus der Vergangenheit steht.

"Bye bye love, bye bye happiness" - Na hoffentlich müssen wir bzw. die Briten jetzt nicht auf die Fröhlichkeit verzichten. Wie auch immer das jetzt weitergeht - der britische Humor wird wohl zuletzt sterben. Sogar noch nach der Hoffnung (auf ein gutes Abkommen mit Brüssel).

Etwas subtiler besangen die Rolling Stones den Abschied. Mit dem Koffer in der Hand ist das Gegenüber auf dem Weg zum Bahnhof. Ob all die Liebe am Ende wohl umsonst war, fragte sich Mick Jagger einst in der Coverversion "Love in Vain". Gut möglich, dass sich das Jean-Claude Juncker in seinem EU-Ruhestand jetzt auch fragt.

Auch einer der bekanntesten Abschiedssongs passt gut zum Brexit. „It’s all over now, Baby Blue“ von Bob Dylan beschreibt die letzten Szenen einer Trennung. „Was immer du behalten willst, nimm mit, aber schnell“, heißt es bei Dylan sinngemäß. Der sprichwörtliche Himmel bricht über dich herein, alles ist vorbei.

"Verlass' mich nicht auf diese Weise!", flehte Thelma Houston. "Ich kann nicht überleben", glaubt sie. Ein Gefühl, das die Brexit-Gegner gut nachvollziehen können.

"If you leave me now, you'll take away the biggest part of me" - naja, ganz stimmt es nicht, aber ein sehr großer Teil verlässt heute die Gemeinschaft. Großbritannien ist immerhin die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU (gewesen).

„Uh, Baby, please don’t go“, geh nicht, flehen auch wir die Briten an, doch man kann die Entscheidung offenbar nicht mehr rückgängig machen. Und alle fragen sich jetzt: "How could we let it slip away?" Wie konnten wir es uns entgleiten lassen, dieses wundervolle Königreich?

Manchmal weiß man ja - wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist - schon bevor eine Beziehung zuende geht, dass es eigentlich aus ist. Das erzählt uns auch Oasis in diesem Song: "Slip inside the eye of your mind - don't you know you might find a better place to play."

Und wie die ewig zerstrittenen Gallagher-Brüder wissen, ist der beste Rat nach einer Trennung: „Schau nicht wütend auf die Zeit zurück!“ (Hätten sich die Guten vielleicht mal selber hinter die Ohren schreiben können. Aber bitte, darum geht's jetzt nicht.)

Zurück zum Thema: „At first i was afraid, I was petrified“ sang Gloria Gaynor und seither wissen auch wir, dass petrified "versteinert" heißt. Auch die EU ist versteinert - wie soll es jetzt weitergehen?

„It took all the strength I had not to fall apart“ - mit großer Mühe hat man sich (bisher erfolgreich) um die Einheit der übrigen 27 Staaten bemüht.

Und am Ende wird man sehen: Die EU wird überleben, die blöden Schlösser austauschen ("change that stupid lock") und den Briten sagen: „You‘re not welcome anymore!“ ... oder?

Es gibt allerdings Menschen in Großbritannien, aber auch in der Rest-EU, die genau das Gegenteil hoffen. Nämlich, dass in Brüssel für die Briten ein sprichwörtliches "Licht" angelassen, ein Plätzchen freigehalten wird. Die Belinda-Carlisle-Fraktion findet vor allem unter den Liberalen Verbreitung, die ihr Fünkchen Hoffnung bewahren wollen.

"Ich kann es nicht erklären, ich weiß einfach nicht, wie weit ich gehen muss. Aber Schatz, ich behalte den Schlüssel, lass das Licht für mich an." Jaja, machen wir.

Und wohin soll's gehen? Ja, das weiß man nicht so genau. Aber "here we go"! Großbritannien wirkt ein bisschen wie der Teenager, der sich vom Elternhaus lossagt und endlich auf eigenen Beinen stehen will.

Die Talking Heads beschreiben das so: "Wir sind keine kleinen Kinder, wir wissen, was wir wollen. Und die Zukunft ist sicher - gebt uns Zeit, sie zu entdecken!"

Na, dann bleibt nur noch zu hoffen, dass es in dieser Zeit nicht zum Chaos auf der Insel kommt. "Anarchie für das Vereinigte Königreich. Sie kommt. Irgendwann und vielleicht", sagten die Sex Pistols einmal. Aber, na gut, die haben ja auch "God shave the Queen" gesagt, oder?

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