Bürgerkrieg erfasst Damaskus

Bürgerkrieg erfasst Damaskus
Die syrische Hauptstadt, bisher Hochburg des Assad-Regimes, wird zunehmend von Gewalt erschüttert.

Allmählich wird es eng für Syriens Diktator Bashar al-Assad. Der Aufstand gegen ihn kommt auch in Damaskus dem Stadtzentrum immer näher. Donnerstag kam es dort zu einer gewaltigen Explosion. Offenbar hatten Rebellen ein militärisches Fahrzeug angegriffen. Die zunehmend heftigen Artilleriegefechte in den von Aufständischen kontrollierten armen Vorstädten machen sich auch im Stadtzentrum bemerkbar. "Das Artilleriefeuer lässt den Boden erzittern", schildert Johannes Högl, Österreichs Vize-Botschafter in Damaskus, dem KURIER die Lage, "auch in wohlhabenden Stadtteilen gibt es Schießereien." Überall in der Stadt würden Fahnen  und Graffiti der  Revolutionäre auftauchen, für Högl ein klarer Hinweis, "dass die Sicherheitskräfte Damaskus nicht mehr flächendeckend im Griff haben." Entsprechend nervös seien Armee und Polizei, ständig gebe es neue Checkpoints und Straßensperren.

Gepanzerte Autos

Bürgerkrieg erfasst Damaskus

Im Gegensatz zu fast allen ausländischen Vertretungen, die bereits abgezogen sind, hält Österreichs diplomatische Vertretung Stellung in Damaskus. Nicht ohne Grund: Immerhin gibt es fast 200 Auslandsösterreicher in Syrien und das Bundesheer, das mit mehr als 350 Mann auf dem Golan stationiert ist. Allerdings hat das Botschaftspersonal seinen Bewegungsradius stark eingeschränkt, man macht nur noch unbedingt notwendige Wege –  und die in einem gepanzerten Fahrzeug der höchsten Sicherheitsklasse.

Chemiewaffen

Immer unübersichtlicher wird die Lage auch im Rest des Landes. Donnerstag Nacht wurden die ersten Berichte über ein neues Massaker in der Nähe der Stadt Hama  im Norden des Landes veröffentlicht. Die Rebellen machten das Regime dafür verantwortlich und sprachen von bis zu 250 getöteten Zivilisten. Regierungstruppen hätten das Dorf Tremseh mit Hubschraubern aus der Luft angegriffen, danach wären Assad-treue Milizen in das Dorf eingedrungen und hätten dort die Bewohner systematisch exekutiert.

Das Regime dagegen macht die Rebellen für die Morde verantwortlich, deren Ziel sei es, die Welt gegen Assad aufzubringen und so ein militärisches Eingreifen gegen Syrien vorzubereiten. Nicht umsonst habe sich das Massaker  an jenem Tag ereignet, an dem der UN-Sicherheitsrat in New York erneut  über Syrien verhandelte. Eine Einigung über eine Resolution und weitere Sanktionen gegen Syrien zeichnete sich aber nicht ab. Doch die nächste militärische Eskalation könnte nicht aus dem Ausland, sondern durch das Regime selbst erfolgen. Nach US-Medienberichten hat die Armee begonnen, Chemiewaffen aus den Depots zu holen und so möglicherweise deren Einsatz vorzubereiten.

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