Briten wollen Trump doch einreisen lassen

Donald Trump, polternd
Nach einer Debatte im Parlament will man den "Witzbold" Donald Trump nun doch nicht ausschließen.

Sie nannten ihn "Trottel", "Witzbold", "Hassprediger" und "gefährlichen Rassisten" - aber ein Einreiseverbot für Donald Trump haben die meisten Redner im britischen Parlament abgelehnt. "Wir haben ihm schon zu viel Aufmerksamkeit geschenkt", sagte der Labour-Abgeordnete Paul Flynn am Montag in London zur Eröffnung der Debatte.

Der Forderung des US-Präsidentschaftsbewerbers, Muslime nicht in die USA zu lassen, solle man mit Höflichkeit begegnen und ihn einladen, um ihm das multikulturelle Zusammenleben in London zu zeigen. "Wir sollten ihn nicht durch Angriffe noch größer machen."

Aufschrei

Trump hatte mit seiner Forderung einen Aufschrei in Großbritannien provoziert. Mehr als 575.000 Menschen hatten bis Montagabend eine Online-Petition unterzeichnet, die ein Einreiseverbot für Trump fordert. Darüber können in Großbritannien aber nicht die Abgeordneten entscheiden, dies könnte nur die Regierung.

Premierminister David Cameron hat Trumps Aussagen zwar verurteilt, es aber abgelehnt, ihn aus dem Land auszuschließen. An der Debatte, die in einem Nebenraum des Parlaments stattfand und für die keine Abstimmung geplant war, nahmen weder der konservative Premier noch Innenministerin Theresa May teil, die für das Einreiseverbot zuständig wäre. Auch Oppositionschef Jeremy Corbyn war nicht dabei. Er hatte am Vortag angeboten, Trump in seinem nordlondoner Wahlkreis Islington mit in die Moschee zu nehmen.

Die "falsche Antwort"

Die meisten Abgeordneten waren sich einig, dass Trumps Äußerungen zwar gefährlich und inhaltlich grundfalsch seien, aber ein Einreiseverbot die falsche Antwort sei. Verschiedene Redner begründeten das mit der Rede- und Meinungsfreiheit, mit der "Märtyrer-Rolle", die man Trump damit zuweise, oder mit der Möglichkeit, dass er tatsächlich US-Präsident werden könnte.

Andere Abgeordnete forderten, ihn "1.000 Meilen von der britischen Küste" fernzuhalten und ein klares Zeichen gegen Diskriminierung von Muslimen zu setzen. Am Vortag hatten rund 40 Trump-Gegner auf zwei schottischen Golfplätzen protestiert, die dem Milliardär gehören. Auch eine Vereinigung schwarzer Anwälte, die Society of Black Lawyers (SBL), hat gefordert, den 69-Jährigen nicht mehr ins Land zu lassen.

Debatten im Netz

Verärgert hat Donald Trump die Briten auch mit seiner Behauptung, Teile Londons seien so radikalisiert, dass Polizisten dort um ihr Leben fürchteten. Trump habe "eindeutig den Verstand verloren", erwiderte Londons Bürgermeister Boris Johnson im Dezember, auch Scotland Yard widersprach. Unter dem Schlagwort #TrumpFacts, Trump-Fakten, hatten Briten den Amerikaner im Netz verspottet, am Montag war die Debatte mit dem Schlagwort "TrumpDebate" eines der beliebtesten Themen im sozialen Netzwerk Twitter.

Die Debatte ist nicht der einzige Ärger für Trump im Königreich: Im Dezember verlor er den Kampf gegen einen Windpark vor seinem Luxus-Golfclub an der schottischen Küste. Das höchste britische Gericht wies seine Klage gegen das geplante Projekt ab. Trumps Argument: Die rund ein Dutzend Windräder würden die Aussicht von seinem Golfplatz auf die Nordsee verschandeln. Bereits in der Vergangenheit hatte Trump gedroht, weitere Investitionen zu stoppen.

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