Brasilien: „Tropen-Trump“ greift am Sonntag nach der Macht

Präsidentschaftswahl: Der ultra-rechte Populist Jair Bolsonaro ist klarer Favorit – das Geheimnis seines Erfolgslaufes

Der globale Siegeszug von Populisten wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit am Sonntag in Brasilien fortsetzen. Der ultra-rechte Jair Bolsonaro wird laut Umfragen mit klarer Mehrheit die Präsidenten-Stichwahl gegen den Kandidaten der Linken für sich entscheiden. Damit kommt wohl eine der umstrittensten Figuren an die Staatsspitze.

„Ich werde den Saustall in Brasilia ausmisten“, trommelte der 63-Jährige bei jeder Gelegenheit. „Bala, Boi, Biblia“, diese portugiesische Alliteration – „(Pistolen-)Kugel, Stier, Bibel“ – umreißt gut die Ideologie des Armee-Hauptmannes der Reserve.

Mit äußerster Härte will er gegen die Drogenmafia vorgehen. Die Bevölkerung will er bewaffnen, damit sie sich besser schützen könne (tatsächlich uferte zuletzt die Gewalt dramatisch aus). Seinen Hang zum Militarismus hat der Offizier nie verschleiert, im Gegenteil: Mehrmals ließ er Sympathien für die Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985) erkennen. Einmal meinte er: „Das Problem der Diktatur war, dass sie nur gefoltert, aber nicht getötet hat.“

Mit der mächtigen Agrarlobby ist er einen Pakt eingegangen. Ökologie-Experten befürchten, dass unter Bolsonaro die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes massiv beschleunigt würde. Das würde, so die Kritiker, auch die Lunge der Welt nachhaltig schädigen. Ist die Region doch der größte Kohlendioxid-Speicher des Planeten und somit entscheidend für das Weltklima. Das ist dem Rechtspopulisten aber ohnehin egal: Als Präsident will er seinem Amtskollegen in den USA, Donald Trump, folgen und aus dem Pariser Klimaschutz-Abkommen aussteigen.

Evangelikale

Als früherer Katholik ließ sich Bolsonaro 2016 von einem evangelikalen Pastor taufen – und lässt seither bei jeder Gelegenheit seine Neu-Bekehrung durchblitzen. Damit sind ihm die Stimmen dieser Bevölkerungsgruppe gewiss, immerhin jeder vierte der 148 Millionen Wahlberechtigten.

Auch dass der Populist gegen Schwarze, Indigene, Frauen und Schwule poltert, ist seiner Beliebtheit nicht abträglich. „Wir haben die Ablehnung der traditionellen Politik lange unterschätzt“, analysiert der Politologe Mauricio Santoro Rocha von der Uni Rio. Das Paradoxe daran: Obwohl drei Jahrzehnte Teil des Polit-Establishments in Brasilia, ist es Bolsonaro gelungen, sich als Anti-System-Kandidat zu etablieren.

Sein Kontrahent um das höchste Amt im Staat, Fernando Haddad von der Arbeiterpartei, dürfte chancenlos sein. Für viele Wähler ist er eine Marionette von Ex-Präsident Lula da Silva, der eine mehrjährige Haftstrafe wegen Korruption absitzt. Diesen Sumpf, in den fast alle Parteien verwickelt sind, haben die Brasilianer gründlich satt. Sie hoffen, dass ihn Bolsonaro nun trockenlegt.

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