Rousseff vor Amtsenthebungsverfahren: "Bin unschuldig"
Brasiliens suspendierte Präsidentin Dilma Rousseff hat vor dem offiziellen Beginn ihres Amtsenthebungsverfahrens erneut ihre Unschuld beteuert. "Wir müssen die Demokratie in unserem Land stärken und deshalb ist es nötig, dass der Senat den Prozess der Amtsenthebung beendet", hieß es am Dienstag in einem Offenen Brief an das brasilianische Volk, den Rousseff in Brasilia vor Journalisten verlas.
"Demut und Entschlossenheit"
"Ich bin unschuldig", sagte Rousseff. "Ich habe mir die harte Kritik meiner Regierung wegen der Fehler, die ich gemacht habe, angehört", fuhr sie fort. Sie akzeptiere diese Kritik mit "Demut und Entschlossenheit". Nur so könne wieder nach vorn geschaut werden. Der Senat müsse angesichts der "unwiderlegbaren Beweise" aber anerkennen, dass sie kein Verbrechen begangen habe, sagte Rousseff.
Rousseff war Anfang Mai vom Parlament für zunächst 180 Tage ihres Amtes enthoben worden. Der Politikerin der linksgerichteten Arbeiterpartei (PT) wird vorgeworfen, Geld ohne Zustimmung des Kongresses ausgegeben und Budgetzahlen geschönt zu haben, um vor der Präsidentschaftswahl 2014, bei der sie wiedergewählt wurde, ihre Chancen zu verbessern. Rousseff selbst betrachtet das Amtsenthebungsverfahren als verdeckten Putsch der Konservativen im Parlament. Als Übergangspräsident wurde ihr Vize und Rivale Michel Temer eingesetzt.
Nach Olympia beginnt der Prozess
Nach dem Ende der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro beginnt ihr Prozess vor einem förmlichen Tribunal des Senats, an dessen Ende die endgültige Absetzung Rousseffs stehen könnte. Die Abstimmung im Senat darüber findet dann im September statt, nötig ist dafür eine Zweidrittelmehrheit.
Unterdessen hat ein Richter vom Obersten Gerichtshof laut GloboNews zugestimmt, in einer Untersuchung klären zu lassen, ob Rousseff und ihr Vorgänger Luiz Inacio Lula da Silva der Arbeiterpartei Korruptionsermittlungen behindert hätten.
Rousseff: Keine Behinderung
Die Staatsanwaltschaft solle der Frage nachgehen, ob Rousseff Lula nur einen Posten im Kabinett verschafft habe, um ihn vor Strafverfolgung zu schützen. Lula wird im Zusammenhang mit dem riesigen Korruptionsskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras Geldwäsche und die Verheimlichung eines Anwesens vorgeworfen.
Rousseff ließ über Mitarbeiter mitteilen, es habe keine Behinderung der Justiz gegeben und die Untersuchung werde die Wahrheit zutage fördern. Ähnlich äußerten sich die Anwälte von Lula.
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