Brandstätters Blick: Künstliche Intelligenz wird unsere Existenz verändern

Brandstätters Blick: Künstliche Intelligenz wird unsere Existenz verändern
Noch können wir uns nicht ausmalen, was neue Technologien für unser Arbeitsleben bedeuten werden.

Natürlich kann man die kommenden Monate damit verbringen, über einen halben Feiertag zu diskutieren und diese kreative Lösung vor Gerichten zu verteidigen. Auch das neue „Gelegenheitsverkehrsgesetz“ – so heißt das wirklich – das fixe Tarife festlegen und UBER umbringen soll, ist ein konsequenter Blick in die Vergangenheit.

Aber es gibt elegantere Möglichkeiten, die Zukunft zu verschlafen. Traut sich wirklich niemand in ÖVP oder FPÖ darauf aufmerksam zu machen, dass wir mitten in einer technischen Revolution leben, dass Algorithmen schon jetzt unser Leben bestimmen und die Verfügbarkeit über Daten über Armut und Wohlstand entscheiden werden? Da werden weder Mauern noch Grenzkontrollen helfen, über die ständig geredet wird, anstatt über die wahren Bedrohungen zu informieren.

Roboter als Show

Bundeskanzler Sebastian Kurz hat eben bei seiner Reise nach Südkorea und Japan Asimo begrüßt, den Roboter, den Honda seit dem Jahr 2000 entwickelt und der äußerlich uns Menschen ähneln soll. Das sorgt für gute Bilder, aber in diesem Fall täuschen die Bilder besonders stark. Denn die große Neuigkeit ist nicht, dass ein verwandt aussehender Maschinenmensch uns unterstützt oder wir ihm beim Fußball spielen zusehen können. Umwälzend ist das Zusammenspiel von Computern, die auch noch voneinander lernen können. Diese Künstliche Intelligenz wird schon bald unser Arbeitsleben und damit unsere Existenz ganz grundsätzlich verändern.

Auto-Mobilität

Wenn jetzt Taxifahrer mit Uber-Drivern um Tarife streiten, dann wird dieser Konflikt nur noch diese Generation beschäftigen. Autos werden bald auf kurzen Befehl ihre Passagiere sicher ans Ziel bringen. Die deutschen Autokonzerne, die weltweit bewunderte Fahrzeuge produzieren und doch – oder vielleicht deshalb – dazu neigen, Entwicklungen zu verschlafen, vom Katalysator bis zum E-Auto, haben in dieser Woche aufgezeigt. Daimler Benz und BMW haben ein gemeinsames Unternehmen gegründet, das zunächst die Car-Sharing-Flotten zusammenführen soll. Ziel ist aber, elektrische und selbstfahrende Flotten aufzubauen. Wenn die besten Autobauer der Welt die Zukunft nicht aufhalten können, wird das der Wiener Taxi-Innung auch nicht gelingen.

Das Problem ist ja, dass unsere Vorstellungskraft von Bildern geprägt ist und wir uns nicht ausmalen können, was Künstliche Intelligenz für uns bedeutet. Umso mehr müssen wir versuchen, uns darauf einzustellen. Einer der Vordenker ist Kai-Fu Lee. Der 57-Jährige wurde in Taiwan geboren, hat in den USA studiert, in China Google aufgebaut, er investiert in Start-Ups und hat sich mit dem Buch „AI Super Powers – China, Silicon Valley and the new World Order“ den Ruf als Orakel der Künstlichen Intelligenz (AI) erworben.

In einem aktuellen Interview blickt „Orakel“ Kai-Fu Lee in die Zukunft und erklärt, welche Berufe am wenigsten von dieser technischen Revolution, die wir noch nicht begreifen könne, betroffen sein werden. Er sieht vier Bereiche: Zunächst sind das „kreative Jobs“, wozu er künstlerische Berufe aller Art zählt, aber auch Wissenschafter: „Die Künstliche Intelligenz braucht ein Ziel, das sie verbessern kann. Sie kann nichts selbst erfinden.“

Dann werden Berufe erhalten bleiben, wo komplexe Strategien erarbeitet werden müssen, Er nennt Führungskräfte, Diplomaten oder Ökonomen. Noch viel wichtiger werden Jobs, bei denen Empathie gefragt ist, wie medizinische, pädagogische und betreuende Berufe. „Computer kennen so etwas wie Mitgefühl oder Vertrauen nicht.“ Freilich wird gerade in der Medizin AI massiv eingesetzt werden, um Krankheiten zu erkennen.

Ewiges lernen

Schließlich wird es eine Reihe von neuen Berufen geben, die die Künstliche Intelligenz hervorbringen wird. Autoflotten werden überwacht werden müssen. Aber auch wenn wir da noch nicht alle Berufe kennen – lebenslange Lernbereitschaft, Flexibilität und Kreativität werden die Voraussetzung sein.

Das Zusammenspiel von Daten und Algorithmen sowie lernende Maschinen werden nicht nur das Arbeitsleben, sondern die Gesellschaft massiv ändern. In Japan leitet der Regierungschef selbst eine Kommission, die Antworten sucht. Da entstehen keine tollen Fotos, das ist harte Denkarbeit ohne Aussicht auf schnellen Applaus. Da hilft weder ein halber Arbeits- noch ein halber Urlaubstag.

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