Boykottaufruf gegen OMV von Rechtsextremen in Rumänien halbherzig befolgt
Rumänische Fahnen, wütende Sprüche gegen Österreich: Es ist eine kleine, aber entschlossene Truppe, die seit Tagen OMV-Tankstellen in Rumänien ansteuert, um dort lautstark ihren Unmut kundzutun. Angeführt wird sie vom rechtsextremen Parlamentarier George Simion, der die Frustration der Rumänen über Österreichs Schengen-Blockade politisch für sich nützen will.
Bei Auftritten im Fernsehen wettert der Populist, den seine Anhänger „starker Mann“ nennen, gegen Österreich, das sich in Rumänien eine goldene Nase verdiene – und das Land eiskalt vor der EU-Tür stehen lasse.
Eine Ansicht, die im Gespräch viele Rumänen teilen, auch jene, die mit dem rechten Radaubruder Simion politisch nichts am Hut haben. Wer sich im vorweihnachtlichen Bukarest umhört, stößt auf Ärger über die „Frechheit“ Österreichs, über Unverständnis – man habe doch alles für den Schengen-Beitritt erfüllt – bis zum Gefühl, zum Sündenbock in einem politischen Spiel geworden zu sein. „Da geht es doch um irgendetwas, das wir Bürger wieder nicht erfahren“, gibt sich eine Gruppe Studenten skeptisch. Der eigenen Regierung traut man ohnehin nicht über den Weg – und der EU nach diesem Veto auch nicht.
Einzelaktionen
Doch ein Boykott österreichischer Waren und Firmen, wie es etwa Simion fordert, wird nur vereinzelt umgesetzt. Da taucht in Sozialen Medien ein Bild eines von Red Bull und österreichischen Fruchtsäften leer geräumten Supermarktregals auf – und dazu ein fast poetischer Spruch: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber irgendwo muss man anfangen.“
Bei den OMV-Tankstellen dagegen – wenn nicht gerade Simions Truppe auftaucht – herrscht weitgehend Normalbetrieb. So wichtig sei ihm das alles nicht, mit der Politik, meint der junge Dino an der Zapfsäule. Und der Sprit gelte nun einmal als besser als der der russischen Konkurrenz: „Die sollen ja Wasser beimischen, so was tank ich doch nicht.“
Nachdenklicher die Studentin Irina, die fast entschuldigend meint, dass sie einen Reifenplatzer hatte -– und da sei die OMV-Tankstelle gerade recht gekommen. Ärgern über Österreich kann und will sie sich nicht so recht, lieber über manche ihrer Landsleute: „Wir haben uns zu billig an den Westen verkauft, den Lebensstil kopiert. Wir Rumänen sollten mehr Selbstbewusstsein zeigen, statt uns zu ärgern, wenn wir eine Abfuhr kriegen.“
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