Feiertage vor Weihnachten
Für Zoran Starčević ist das jetzt nicht mehr wichtig. Der kroatische Geschäftsführer der Niederlassung von cargo-partner in Zagreb bringt die Freude vieler Unternehmen auf den Punkt: „Durch den Wegfall der Grenzkontrollen ab Anfang 2023 werden wir uns viel Zeit und damit auch Geld ersparen.“ Nach einem Jahr mit anhaltenden Corona-Erschwernissen und hohen Preisen aufgrund des Kriegs in der Ukraine spricht Zoran Starčević von einem Momentum, das Hoffnung gibt fürs neue Jahr. In kroatischen Medien war von gut 100 Millionen Euro Ersparnis für die Wirtschaft zu lesen.
Auch Touristiker und Touristen darf die Öffnung der sattsam bekannten Grenzübergänge zwischen Slowenien und Kroatien freuen. Stundenlange Staus sollten schon im Sommer 2023 der Vergangenheit angehören. Wenn tatsächlich 2024 die Vignette in Kroatien eingeführt werden sollte, wären dann auch die letzten Nadelöhre beseitigt.
Kaum Freude mit dem Veto-Kurs des österreichischen Innenministers Gerhard Karner zeigt die Mehrheit der in Kroatien geschäftlich aktiven Österreicher. „Das hat bei unseren kroatischen Freunden schon zu sehr deutlichen Irritationen geführt“, sagt eine Managerin, die nicht mit Namen zitiert werden möchte.
Entspannter sieht es Domagoj Mičić, Medienmanager in Zagreb: „Ach wissen Sie, am Ende ist doch alles gut für uns ausgegangen. Und jetzt, wo wir dem Halbfinalspiel gegen Argentinien bei der Fußball-WM in Katar entgegenfiebern, wird das bald vergessen sein.“ In der Tat ist man in Kroatien – wie schon bei der Fußball-WM 2018 – seit dem Sieg gegen Brasilien am Freitagabend kollektiv in Feierstimmung.
Kritik, allerdings am kroatischen Innenminister Davor Božinović und dem kroatischen Grenzregime an der EU-Außengrenze zu Bosnien und Herzegowina, kommt indes von Menschenrechtsorganisationen. Die haben seit dem Jahr 2016 Hunderte schwere Vergehen der kroatischen Polizisten gegen Schutzsuchende penibel dokumentiert.
„Die kroatische Polizei hat, um damit den Schengen-Beitritt zu schaffen, bei Pushbacks quasi als Musterschüler agiert“, kritisiert die Soziologin Tea Vidović vom Center for Peace Studies in Zagreb. Große Hoffnung, dass Kroatiens Schengen-Beitritt auch den Flüchtlingen helfen wird, hat Vidović nicht: „Ich erwarte, dass es noch brutaler wird.“
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