Bolivien: Evo Morales gratuliert sich selbst zum Sieg

Der Langzeitpräsident schließt jedoch eine Stichwahl nicht gänzlich aus - es seien erst 98 Prozent ausgezählt.

Inmitten des Streits um den Ausgang der Präsidentschaftswahl in Bolivien hat Langzeit-Präsident Evo Morales am Donnerstag den Wahlsieg in der ersten Runde für sich beansprucht - eine Stichwahl aber nicht ausgeschlossen. Der seit 2006 amtierende Morales sagte auf einer Pressekonferenz, er habe nach der Auszählung von 98 Prozent der Stimmen 46,83 Prozent erreicht, sein konservativer Herausforderer Carlos Mesa 36,7 Prozent.

Für einen Sieg bereits in der ersten Runde benötigt ein Kandidat nach bolivianischem Wahlrecht entweder mehr als 50 Prozent der Stimmen oder aber mehr als 40 Prozent und mindestens zehn Punkte Abstand zum Zweitplatzierten. Das von Morales genannte Ergebnis, das vom Obersten Wahlgericht zunächst nicht bestätigt wurde, würde also seine direkte Wiederwahl bedeuten.

Dennoch schloss Morales eine Stichwahl nicht aus: „Wenn wir nicht mit zehn Prozent gewinnen, dann werden wir das respektieren“, sagte der Präsident. „Wenn wir in zweite Runde gehen müssen, dann werden wir gehen.“

 

Morales' Herausforderer Mesa wirft dem Präsidentenlager Wahlbetrug vor und hatte erklärt, die Ergebnisse nicht anerkennen zu wollen. Er forderte seine Unterstützer auf, auf den Straßen Boliviens gegen das Wahlergebnis zu protestieren.

Der ehemalige Kokabauer und erste indigene Staatschef des südamerikanischen Landes hatte bisher alle Präsidentschaftswahlen im ersten Wahlgang gewonnen. Bei einer Wiederwahl könnte Morales bis 2025 im Amt bleiben.

Die Kandidatur des 59-Jährigen für eine vierte Amtszeit war allerdings heftig umstritten. Boliviens Verfassung hätte eine weitere Kandidatur eigentlich nicht zugelassen. In einer viel kritisierten Entscheidung räumte das Verfassungsgericht Morales jedoch 2017 das Recht auf eine Bewerbung für eine weitere Amtszeit ein.

Kommentare