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Blitz-Wahlkampf als letzte Chance

Blitz-Wahlkampf als letzte Chance
USA: Zwei der drei TV-Debatten entschied Barack Obama für sich. Noch immer zu wenig für eine sichere Bestätigung im Präsidentenamt.

Obama hat die dritte TV-Debatte gewonnen, bescheinigten Amerikas Fernsehzuschauer ihrem Präsidenten Dienstagnacht mehrheitlich in allen Umfragen. Doch die Serie der Rede-Duelle zwischen dem Amtsinhaber und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney brachte letztendlich zwei Sieger: Einen Präsidenten, der bis auf seinen verpatzten ersten Auftritt medial gute Figur machte. Und einen Kontrahenten, der seinen Rückstand wettmachte, sich vor Zigmillionen Fernsehzuschauern keine groben Fehler leistete und nun Kopf-an-Kopf mit seinem demokratischen Gegner ins Wahlkampffinale einzieht.

Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht. Noch in der Nacht nach dem TV-Duell bestieg Obama die Air-Force-One und telefonierte – so besagt es zumindest die Saga seines Wahlkampfteams – von Bord der Maschine aus mit unentschlossenen Wählern. Innerhalb von nur zwei Tagen wird der Präsident sechs US-Bundesstaaten ("blitz"-)besuchen, Dutzende Wahlkampftermine absolvieren, Tausende Hände schütteln.

Mitt Romney tut es ihm gleich: Kein Tag bis zu den Wahlen am 6. November ohne Wahlkampfauftritte, Reden und flammende Appelle. Seine moderaten TV-Auftritte haben dem Republikaner zuletzt einen Wählerstimmen-fördernden Imagewandel beschert: Romney positionierte sich als konservativer, aber um Konsens bemühter Politiker, der im Grunde nur noch eine Botschaft trommelte: Obama habe seine Chance gehabt – und verspielt. Nur er, Romney, sei in der Lage, die marode Wirtschaft in den USA wieder anzukurbeln. Die Wähler scheinen ihm dies mehrheitlich auch zuzutrauen.

Wirtschaftskompetenz

Blitz-Wahlkampf als letzte Chance

In allen Umfragen sprechen die Befragten dem Ex-Firmenboss Mitt Romney mehr Wirtschaftskompetenz zu als Obama. Wären die Präsidentenwahlen eine Abstimmung über den Wirtschaftskurs des Landes, hätte Obama schon verloren. Stünde wiederum der außenpolitische Kurs der USA zur Wahl, ginge "Commander-in-Chief" Barack Obama als klarer Sieger hervor.

Die Wahlen entscheiden viele unterschiedliche Wählergruppen – bei den meisten von ihnen hat eindeutig Präsident Obama die Nase vorne: So beträgt sein Vorsprung bei der schnell wachsenden Wählergruppe der Latinos uneinholbare 45 Prozentpunkte. Afro-Amerikaner wählen auch dieses Mal nahezu geschlossen ihren "ersten schwarzen" Präsidenten. Und auch bei der größten und wichtigsten Wählergruppe, den Frauen, konnte Mitt Romney nicht aufschließen: Noch immer liegt er acht Prozentpunkte hinter Obama.

Indirekte Wahlhilfe lieferte Obama zuletzt auch die Wirtschaftsentwicklung: Langsam zeigen die Konjunkturdaten wieder nach oben, die Arbeitslosenquote sank auf 7,8 Prozent. Dies wird dem Präsidenten keine Wählermassen zutreiben. Der kleine Silberstreifen am Wirtschaftshorizont dürfte aber genügen, Obama für seine Politik zumindest nicht abzustrafen.

Nachgefragt: "Romney hat nicht verloren"

Nach den drei TV-Duellen und zwei Wochen vor der Präsidentenwahl sei es immer noch unsicher, wer ins Weiße Haus einziehen wird, meint Michael Adler , a­ußenpolitischer Analyst vom Washingtoner Woodrow Wilson Center. "Ich glaube, es ist wirklich offen. Die Debatten sind vorbei, es bleibt aber unklar, wer die Wahl gewinnen wird", sagt er zum KURIER.

Obwohl die Außenpolitik offiziell Thema des dritten Fernsehduells war, wichen Obama und Romney oft zu den Themen Arbeitslosigkeit und Budget aus. "Es war erstaunlich, dass beide immer wieder auf innere Themen zurückgriffen. Das ist aber normal – man kann ja die innenpolitischen Fragen kaum von den außenpolitischen trennen", sagt Adler. Außerdem mussten am Ende ihrer letzten direkten Auseinandersetzung wohl beide ihr Schlusswort dem Hauptthema des Wahlkampfes widmen – der maroden heimischen Wirtschaft.

Von Anfang an habe man Romney als den schwächeren Kandidaten betrachtet. Das habe sich aber nach der ersten Debatte am 3. Oktober geändert. "Da war Obama so selbstsicher, dass er es nicht für notwendig hielt, seinen Gegner anzugreifen", so der Analyst. Das habe er im zweiten Fernsehduell revidiert.

Im dritten habe sich Romney erneut gut geschlagen. "Vergessen Sie für einen Moment den Inhalt des Gesagten und schauen Sie, wie sich beide Kandidaten verhalten haben. Obama sah verärgert und unbehaglich aus, während Romney seine Ruhe bewahren konnte", analysiert Adler. Auch wenn Obama seine Aussagen scharf infrage gestellt habe, sei es Romney gelungen, staatsmännisch zu wirken.

In der dritten Debatte hätten Obama seinen Gegner endgültig aus dem Weg räumen müssen – das sei ihm aber nicht gelungen. "Mitt Romney hat es geschafft, nicht zu verlieren, und allein das schon ist für ihn wichtig", sagt der Analyst.

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