Berg-Karabach: Stadt von Versorgung abgeschnitten, Massaker droht
Die umkämpfte Südkaukasusregion Berg-Karabach hat den Verlust der strategisch wichtigen Stadt Schuschi eingeräumt. Die Stadt sei nicht mehr unter Kontrolle von Berg-Karabach, teilte der Sprecher des Anführers der Region, Wagram Pogossjan, am Montag mit. Bereits am Sonntag hatte der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev die Eroberung der Stadt verkündet. Armenien und Berg-Karabach hatten das zu dem Zeitpunkt noch zurückgewiesen.
Schuschi gilt als Schlüsselstadt, die Behörden in Berg-Karabach hatten selbst mitgeteilt, dass ihr Verlust am Ende auch eine Niederlage im Kampf um die ganze Region bedeuten könnte. Die Führung in Berg-Karabach räumte zudem ein, dass die aserbaidschanischen Truppen kurz vor der Hauptstadt Stepanakert stünden.
Aliyev hatte verkündet, dass der Sieg in dem Konflikt mit Armenien nah sei. Er hatte am Montag auch mitgeteilt, weitere 23 Ortschaften unter aserbaidschanische Kontrolle gebracht zu haben. Der Sprecher der Karabach-Führung Pogossjan schrieb bei Facebook: „Leider verfolgt uns eine Serie der Misserfolge, und die Stadt Schuschi ist komplett außerhalb unserer Kontrolle. Der Feind steht vor Stepanakert, nun ist schon unsere Existenz in Gefahr.“
Der Grund liegt darin, dass Aserbaidschan mit der Einnahme von Schuschi beide wichtigen Versorgungsstraßen nach Stepanakert kontrolliert - und von dort aus die 50.000 Einwohner zählende Stadt nach Belieben unter Beschuss nehmen kann. Bereits jetzt schlagen regelmäßig Bomben und Granaten ein, viele Menschen flüchten. Die Zahl der Getöteten Armenier stieg am Montag um 44 auf 1.221.
Die schweren Gefechte um Berg-Karabach dauern seit dem 27. September an. Aserbaidschan verlor in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren die Kontrolle über das bergige Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Aserbaidschan kann sich in dem Konflikt auf seinen „Bruderstaat“ Türkei berufen. Russland wiederum ist Schutzmacht Armeniens.
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