Premier Rudd als Nazi-Offizier abgebildet

epa03821461 Australian Prime Minister Kevin Rudd (C) holds five-month-old Patrick Wilkinson during an election campaign visit to the hearing hub at Macquarie University in the electorate of Bennelong, in Sydney, Australia, 12 August 2013. Australia will hold federal elections on 07 September. EPA/LUKAS COCH AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT
Eine Boulevardzeitung von Medienmogul Murdochs fährt schwere Geschütze gegen den Premier auf.

Als Nazi-Offizier und als Dieb, der das Land ausplündert, so muss sich Australiens Ministerpräsident Kevin Rudd derzeit in den Zeitungen von Medienmogul Rupert Murdoch beschimpfen lassen. Eine Woche nach Beginn des Wahlkampfes zwischen der Labor-Partei Rudds und der konservativen Opposition haben die Medien des gebürtigen Australiers Murdoch einen noch raueren Ton angeschlagen als in der Vergangenheit. "Schmeißt das Gesindel raus", heißt es in der Murdoch-Boulevardzeitung Daily Telegraph unter einem Foto von Rudd im Parlament.

Premier Rudd als Nazi-Offizier abgebildet
Murdoch kontrolliert rund 70 Prozent der großen Tageszeitungen. Und dieser Einfluss sei spürbar, räumt die Labor-Abgeordnete Julie Owens ein. Die Menschen "können uns nur noch wie bei einer Reality-TV-Show im Fernsehen bewerten - wer ist böse, wer schlecht, wer fühlt sich ungerecht behandelt", sagt sie. "Das ist aus den Nachrichten geworden." Eine Einschätzung der eigentlichen Regierungsarbeit sei für die meisten Bürger gar nicht mehr möglich.

Motivsuche

Über die Motive Murdochs wird ausgiebig diskutiert. Viele gehen davon aus, dass der 82-Jährige vor allem die dominante Stellung seiner News Corp im Kabelfernsehgeschäft schützen will. Diese wird durch ein 34 Milliarden Dollar schweres staatliches Programm für den Ausbau des Super-Breitbandnetzes National Broadband Network (NBN) bedroht. Das Unternehmen sehe sein Geschäftsmodell durch NBN gefährdet, schrieb in der konkurrierenden Fairfax-Gruppe der Kolumnist Paul Sheehan.

Faserkabel bedrohen Murdoch

Das Regierungsvorhaben, mit dem Faserkabel in fast jedes australische Heim gelegt werden sollen, bedroht vor allem das Monopol des Murdoch-Kabelsenders Foxtel. "Breitband untergräbt grundsätzlich das Geschäftsmodell von Foxtel und anderer, bei denen man ein Programmpaket kauft, das man nicht will und das zu 90 Prozent aus Müll besteht", sagt Telekommunikationsanalyst Paul Budde. Die Opposition will das staatliche Projekt deutlich verkleinern.

Facebook-Postings als Gegenstrategie

Rudd und seine Unterstützer gehen gegen die Medien-Übermacht mit einer Offensive in sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook an. Der Labor-Regierungschef heuerte drei Experten für digitale Medien aus dem Wahlkampfteam von US-Präsident Barack Obama an, unter ihnen der Brite Matthew McGregor. Dieser produziert Clips wie "Was wir jetzt tun". Darin erfahren zumindest die digital kundigen Wähler, dass die Chancen 50 zu 50 stehen und dass jetzt damit begonnen werde, den konservativen Rudd-Herausforderer Tony Abbot zu stoppen. Diese neuen Plattformen sollen nach den Worten des für Breitband zuständigen Ministers Ed Husic dabei helfen, den Einfluss Murdochs zu begrenzen. Nach einer Woche Wahlkampf hat Labor leicht an Zustimmung verloren, während die Opposition zulegen konnte.

Doch nicht nur Murdoch macht Rudd zu schaffen. Allgemein herrscht der Eindruck, dass weder die Parteien noch Murdoch die Menschen erreichen. Einige Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Proteststimmen am 7. September ein Rekordhoch erreichen dürfte. In Australien herrscht Wahlpflicht. "Ich kann Rudd nicht leiden", sagt etwa der 86-jährige Jim Baker in Blacktown. "Aber ehrlich, die Leute kotzt die Politik sowieso nur noch an, und wir vertrauen keinem von denen mehr".

Kommentare