Australien: Enthauptungen vereitelt
Was der australische Premier Tony Abbott seinen Landsleuten am Donnerstag mitteilte, löst weltweit Entsetzen aus: Bei der größten Anti-Terror-Operation der Geschichte seien am Donnerstag in Sydney 15 Männer festgenommen worden, die öffentliche Enthauptungen nach dem Vorbild der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) geplant hätten. "Es ging nicht um einen Verdacht, sondern um ein konkretes Vorhaben", stellte Abbott klar. Oppositionschef Bill Shorten sagte: "Wie allen Australiern dreht sich mir der Magen um, wenn ich daran denke, dass (...) das auch auf unseren Straßen passieren könnte."
Laut Abbott wollten die Islamisten willkürlich Passanten auf offener Straße entführen, köpfen, ihre Leichen in IS-Flaggen hüllen und Videos der Bluttaten ins Internet stellen. Hintermann der Verschwörung sei ein Australier, der eine hohe Position innerhalb des IS besetze. Er soll die 15 Verhafteten angeworben haben. Ein 22-jähriger Mann wurde am Donnerstag wegen geplanter Terroranschläge angeklagt und einem Richter vorgeführt. Die anderen 14 Verhafteten können aufgrund der Anti-Terror-Gesetze zwei Wochen ohne Anklage festgehalten werden. Der Großteil der Männer stammt aus Afghanistan – einem klassischen Herkunftsland für Bootsflüchtlinge auf dem Weg nach Australien. Das könnte neue Diskussionen über eine Verschärfung der ohnehin schon extrem restriktiven australischen Einwanderungspolitik entfachen.
"Reale Gefahr"
Den Razzien in Sydney, bei denen unter anderem Kampfanzüge, Gesichtsmasken und Macheten gefunden wurden, waren monatelange Ermittlungen vorausgegangen. Am Donnerstag musste die Polizei dann binnen Stunden zuschlagen, nachdem der australische Hintermann den 22-jährigen Verhafteten telefonisch kontaktiert und instruiert hatte.
Die Polizei, die Übergriffe auf Muslime befürchtet, rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Die geplanten Anschläge seien vereitelt worden, die Sache solle nicht zusätzlich "aufgebauscht werden". Allerdings zeige die aufgedeckte Verschwörung, wie real die vom IS ausgehende Gefahr für Australien sei.
Mindestens 60 Menschen mit australischem Pass haben sich den IS-Kämpfern mittlerweile angeschlossen. Wie alle Länder, aus denen Dschihadisten in den Irak und nach Syrien reisen, fürchtet Australien gewaltbereite Rückkehrer. Erst vorige Woche wurden zwei IS-Rekrutierer verhaftet. Im Zusammenhang damit fanden auch im westaustralischen Brisbane Razzien statt.
Ein internationaler Militäreinsatz gegen die Terrormiliz ist derzeit noch nicht geplant, auch wenn die USA bereits Ziele im Irak bombardieren, Angriffe in Syrien angekündigt haben und wie u. a. auch Deutschland IS-Gegner ausbilden und mit Waffen ausrüsten. Bei einem internationalen Einsatz könnten laut der regierungsnahen türkischen Zeitung Yeni Safak bis zu vier Millionen Flüchtlinge allein in die Türkei kommen. Schon jetzt leben dort 1,2 Millionen Syrer, die vor dem seit dreieinhalb Jahren tobenden Bürgerkrieg in ihrer Heimat geflohen sind.
5-Punkte-Plan in Österreich
Da sich auch aus Österreich Dutzende junge Männer und Frauen dem IS angeschlossen haben, kündigte Außenminister Sebastian Kurz im Ö1-Morgenjournal einen 5-Punkte-Plan an. Durch Aufklärung, unter anderem in Moscheen, Zusammenarbeit mit islamischen Religionslehrern, aber auch durch verstärkte Kontrollen etwa in rein-islamischen Kindergärten soll Radikalisierung vorgebeugt werden. "Dschihadismus ist ein Schwerstverbrechen", so Kurz auf seiner Facebook- Seite.
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