Ausgangssperren, Masken, Kontrollen: Wie Europa den zweiten Lockdown verhindern will

Heimkehrende Urlauber gelten als eines der größten Risiken für eine Neuverbreitung des Virus
Die Menschen werden unachtsamer, die Corona-Zahlen steigen. In Europa müssen die Maßnahmen wieder verschärft werden.

Das Robert-Koch-Institut hält den jüngsten Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland für gefährlich. „Die neueste Entwicklung in Deutschland macht mir und uns allen im Robert-Koch-Institut große Sorgen“, sagt RKI-Chef Lothar Wieler. Der Trend gehe nach oben, und zwar deutschlandweit.  „Die Pandemie ist nicht vorbei. Wir sind mitten drin in dieser Pandemie.“ Grund sei, dass die Menschen sich nicht mehr ausreichend an Hygiene- und Abstandsregeln hielten.

Testpflicht für Reisende

Flughäfen und Gesundheitsbehörden rüsten sich jedenfalls für zusätzliche Corona-Tests für heimkehrende Urlauber – ab kommender Woche solle es eine Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten  geben. Dazu zählen aktuell Länder wie Ägypten, die USA, Russland und die Türkei. Aus der EU ist Luxemburg dabei.

Urlaubsziele wie Italien oder Österreich stehen derzeit nicht auf der Liste. Zentrales Kriterium ist, in welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gab. Über die genaue Umsetzung der Testpflicht wird freilich noch debattiert. Innenminister Horst Seehofer ist jedenfalls gegen erneute Grenzkontrollen.

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Teststation am Flughafen Köln-Bonn - für Heimkehrer aus Risikogebieten ab kommender Woche verpflichtende Tests

Großbritannien, das quasi über Nacht eine 14-tägige Quarantänepflicht für Rückkehrer aus dem Spanien-Urlaub eingeführt hat, hat angekündigt, eine solche Isolierungspflicht gegebenenfalls auch für Reisende aus anderen Risikogebieten einzuführen. „Wenn wir sehen, dass die Raten in einem Land hochgehen (...), müssen wir Maßnahmen ergreifen, weil wir nicht riskieren dürfen, dass das Coronavirus erneut in Großbritannien verbreitet wird“, sagte Gesundheitsstaatssekretärin Helen Whately.

Belgien verschärft die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus wieder drastisch. Seit Mittwoch dürfen Familien oder zusammenlebende Personen nur noch fünf anstatt der bisher erlaubten 15 Personen treffen.  Die Zahl der Besucher bei Veranstaltungen wird in geschlossenen Räumen auf 100 und im Freien auf 200 halbiert. Einkaufen darf man nur noch alleine. Zudem soll so viel wie möglich von zu Hause aus gearbeitet werden. In der Provinz Antwerpen gilt eine nächtliche Ausgangssperre von  23.00 bis 6.00 Uhr. Maskentragen ist  an allen öffentlichen Plätzen Pflicht. In Belgien gab es zuletzt täglich mehr als 300 Neuinfizierte.

In Griechenland ist die Maskenpflicht seit gestern ausgeweitet: Der Mund-Nasen-Schutz muss in Einzelhandels- und Lebensmittelgeschäften, Büros, Banken und Bäckereien getragen werden. Kirchen bleiben vorerst ausgenommen. Bislang galt die Maskenpflicht nur in Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln.

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Ausgeweitete Maskenpflicht auch in Griechenland

In der bei Touristen beliebten portugiesischen Insel Madeira müssen ab Samstag Gesichtsmasken auch im Freien getragen werden. Bislang war der Schutz nur in geschlossenen Räumen und im Nahverkehr vorgeschrieben. In Madeira wurden seit Beginn der Pandemie 105 Infektionen gezählt, die Insel ist damit vergleichsweise glimpflich davongekommen.

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Italiens Premier Conte wurde der Notstand verlängert

In Italien hat nach dem Senat auch die Abgeordnetenkammer am Mittwoch der Verlängerung des Corona-Ausnahmezustands  bis zum 15. Oktober zugestimmt. Die Maßnahme gibt der Regierung besondere Rechte. Der Staat kann so Einsatzkräfte besser koordinieren und bürokratische Hürden vermeiden.

Regierungschef Giuseppe Conte hatte den Notstand am 31. Januar für ein halbes Jahr ausgerufen, nachdem bei einem chinesischen Paar in Rom das Coronavirus nachgewiesen worden war. Im Februar brach dann die Pandemie im Norden des Landes heftig aus. Mittlerweile registrierte Italien mehr als 35 000 Tote mit und durch Corona. Derzeit ist die Infektionswelle mit dem Virus Sars-CoV-2 nach Experteneinschätzung aber unter Kontrolle.

 

 

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