So lag der Immo-Branchenindex der Insel zeitweilig 6,6 Prozent im Plus. Der britische Aktienindex FTSE-250 gewann 3,5 Prozent an Wert.
Die Aktie der auf den Heimmarkt fokussierten Royal Bank of Scotland legte um satte 14 Prozent zu.
Und auch Anleger der Versorgungsfirmen Centria, SSE und National Grid durften über Kurssprünge frohlocken: Den Firmen bleibt eine Verstaatlichung erspart, die Labour-Chef Jeremy Corbyn in Aussicht gestellt hatte.
Für Aufatmen sorgte das klare Resultat auch im fernen Wien. „Der Sieg von Boris Johnson hat Sicherheit gebracht, dass der Brexit stattfindet“, sagte Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann am Freitag. Auch wenn einige den EU-Austritt bedauern mögen: Der Prime Minister könne mit der absoluten Mandatsmehrheit im Rücken leichter über den Brexit-Deal verhandeln.
Wie sich der EU-Austritt konkret auf die Wirtschaft beiderseits des Ärmelkanals auswirkt, lässt sich unterdessen weiterhin nur anhand von Szenarien und Modellrechnungen beantworten. Denn Ende Jänner 2020, wenn die Briten formell aus der EU ausscheiden, wird noch offen sein, wie die künftigen Handelsbeziehungen aussehen.
Das Problem: Ein umfassender Handelsvertrag benötigt viel Zeit, wie die EU-Deals mit Kanada (CETA) oder das gescheiterte Abkommen mit den USA (TTIP) gezeigt haben. Mindestens fünf Jahre seien dafür zu veranschlagen, sagen EU-Insider.
In der Übergangsfrist bis Ende 2020, die Johnsons Austrittsabkommen vorsieht, gehe sich das sicher nicht aus. Ob die Briten einer Verlängerung der Frist zustimmen würden, ist offen.
„Die schwierige Phase kommt noch“, warnt Fabian Zuleeg von der Brüsseler Denkfabrik European Policy Centre (EPC). Johnsons Austrittspapier regle nämlich nur die Vergangenheit, nicht aber die Zukunft. Wenn überhaupt sei in der kurzen Frist nur ein sehr einfaches Abkommen möglich, das Zölle im Warenexport vermeidet.
Und auch dafür müssten die Briten viele EU-Standards einhalten, so Zuleeg: „Dann wird Großbritannien akzeptieren müssen, was die EU vorlegt.“ Denn deren strikte Bedingung heißt: Großbritannien dürfe sich keine Steuer-, Sozial- oder Umweltdumping- Vorteile verschaffen, wenn es weiter Handel mit der EU treiben will – immerhin der größte britische Absatzmarkt.
Deshalb sind auch ein harter Brexit und Rückfall auf die Minimal-Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) zwischen EU und Briten nach 2020 nicht ganz vom Tisch. Ein harter Brexit würde Österreich 0,2 Prozentpunkte Wachstum über zwei Jahre gerechnet kosten, warnte die Bank Austria. Die Nationalbank hat mehrere Studien verglichen. „Ganz grob kann man sagen, die größten Nachteile gibt es für 'UK'“, sagte Direktorin Doris Ritzberger-Grünwald. Österreich zählt zu jenen EU-Ländern, die der Brexit vergleichsweise wenig trifft. Negativ spüren würden die Folgen Tourismusorte, in denen viele Briten nächtigen.
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