Anschlag in Bogota: Präsident fordert Verhaftung der Guerilla

Anschlag in Bogota: Präsident fordert Verhaftung der Guerilla
Die Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit der ELN-Führung wurde begraben.

Der tödliche Anschlag auf eine Polizeischule in Kolumbien hat die Hoffnungen auf eine baldige Wiederaufnahme der Friedensgespräche zwischen Regierung und der linken Rebellengruppe ELN endgültig begraben. Die im Zuge des Dialogs ausgesetzten Haftbefehle gegen die ELN-Führung würden wieder in Kraft gesetzt, sagte Präsident Iván Duque am Freitag. Er bat alle Staaten um die Festnahme der Rebellen.

Die Regierung macht die Guerillagruppe für den Bombenanschlag auf die Polizeiakademie in der Hauptstadt Bogotá verantwortlich, bei dem am Donnerstag mindestens 21 Menschen getötet und 68 weitere verletzt worden waren. Es handelte sich um das folgenschwerste Attentat in der Hauptstadt seit 16 Jahren. Der Attentäter, ein langjähriges Mitglied und Sprengstoffexperte der ELN, kam bei dem Anschlag ums Leben. Ein Verdächtiger wurde nach dem Attentat in Bogotá festgenommen.

Anschlag in Bogota: Präsident fordert Verhaftung der Guerilla

"Wir werden nicht ruhen, bis wir alle Täter und Drahtzieher zur Rechenschaft gezogen haben", sagte Duque in einer Fernsehansprache. Die Guerilla-Organisation habe den "abscheulichen Anschlag" viele Monate voraus geplant. "Für ganz Kolumbien sei nun klar, dass die ELN keinen echten Willen zum Frieden hat", betonte der Präsident. Die Wiederaufnahme der ohnehin seit vergangenem Jahr auf Eis liegenden Friedensgespräche sei deshalb "fast unmöglich".

Bitte um Festnahme

Duque bat zudem all alle Staaten um die Festnahme der ELN-Kommandanten. Die Mitglieder des ELN-Oberkommandos halten sich auch immer wieder in Kuba auf. Aus Havanna hieß es in einer ersten Reaktion, man wolle sich zuerst mit den Verhandlungsparteien und weiteren Ländern besprechen. Kuba wird die zwischen der Regierung (Kolumbiens) und der ELN unterzeichneten Protokolle für den Friedensdialog streng einhalten, einschließlich des Protokolls für den Fall der Unterbrechung der Verhandlungen", schrieb der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez am Freitagabend (Ortszeit) auf Twitter.

Das Nationale Befreiungsheer (ELN) ist die letzte aktive Rebellengruppe des lateinamerikanischen Landes. Duques Vorgänger Juan Manuel Santos hatte den jahrzehntelangen Guerilla-Krieg mit den linksgerichteten Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) im November 2016 mit einem Friedensabkommen beendet. Die FARC-Kämpfer gaben daraufhin ihre Waffen ab und wandelten sich in eine politische Partei um. Auch die FARC-Partei verurteilte den Anschlag.

Kleinkrieg in Kolumbien

Kolumbien litt jahrzehntelang unter dem Kleinkrieg zwischen den Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Rebellengruppen und das Medellín-Kartell des Drogenbosses Pablo Escobar verübten vor allem in den 1980er Jahren immer wieder schwere Sprengstoffanschläge in Bogotá.

Zuletzt hatte sich die Sicherheitslage verbessert. Allerdings sorgten FARC-Dissidenten, die das Abkommen nicht mittrugen und sich unter anderem über Drogenhandel finanzieren, weiter für Gewalt. Auch Verbrechersyndikate, die in Drogenschmuggel verwickelt sind, liefern sich blutige Auseinandersetzungen mit Polizei und Streitkräften.

Vor einem Jahr wurden bei einem Anschlag auf eine Polizeiwache in der Hafenstadt Barranquilla fünf Beamte getötet und zahlreiche weitere verletzt. Die Regierung setzte die Friedensgespräche mit der ELN daraufhin aus. Erst vor wenigen Tagen hatten ELN-Kämpfer im Osten Kolumbiens den Helikopter einer Sicherheitsfirma abgeschossen, drei Mitarbeiter als Geiseln genommen und 1,7 Milliarden Pesos (478.000 Euro) geraubt.

Kommentare