Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Vor dem Champions-League-Duell zwischen Dortmund und Monaco explodierten am Teambus des BVB mehrere Sprengsätze. Die Polizei spricht von "ernst zu nehmenden Sprengsätzen" und einem "gezielten Angriff". Das Spiel wurde auf Mittwoch verschoben.
  • Drei Sprengsätze explodierten am Dienstag um kurz nach 19.00 Uhr in unmittelbarer Nähe des Dortmunder Mannschaftsbusses.
  • Innenverteidiger Marc Bartra wurde dabei schwer verletzt.
  • Das Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco wurde abgesagt und soll bereits am Mittwoch um 18.45 Uhr nachgeholt werden.
  • Genaue Hintergründe zur Tat sind noch nicht bekannt. Die Polizei fand jedoch ein Bekennerschreiben, dessen Echtheit noch überprüft werde.


Drei Bomben, ein Verletzter und ein Déjà-vu-Erlebnis. Bereits 2015 musste ein Fußballspiel in Deutschland nach einer Bombendrohung abgesagt werden. Diesmal war es ernst. Kurz nach der Abfahrt des Mannschaftsbusses von Borussia Dortmund zum Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco explodierten in der Nähe des Fahrzeugs mehrere Sprengsätze. Die Wucht der Explosion ließ mehrere Scheiben des Busses zerbersten, BVB-Innenverteidiger Marc Bartra wurde schwer verletzt.

Das bestätigte Dortmund-Boss Hans-Woachim Watzke am Dienstagabend noch im Rahmen der Fußball-Live-Übertragung auf Sky Sport (siehe auch Video unten). Bartra, der mit Splittern im Gesicht und einer gebrochenen Speiche in ein umliegendes Krankenhaus eingeliefert werden musste, wurde noch am Dienstagabend operiert.

Dass es keine weiteren Verletzten gab, dürfte dem Panzerglas, mit dem der BVB-Bus gesichert ist, zu verdanken sein.

"Gezielter Angriff"

Die Polizei sprach in einer Pressekonferenz von einem "gezielten Angriff" auf den BVB. Genauere Hintergründe seien aber noch nicht bekannt, sagte der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange. Laut Staatsanwaltschaft wurde in der Nähe des Tatorts auch ein Schreiben gefunden. Die Echtheit werde derzeit "intensiv geprüft", sagte Staatsanwältin Sandra Lücke bei der Pressekonferenz. Genauere Angaben wollte man aus "ermittlungstaktischen Gründen" nicht machen.

"Solche Bilder bekommst du nicht aus dem Kopf heraus"

"Die ganze Mannschaft ist in einer Schockstarre. Solche Bilder bekommst du nicht aus dem Kopf heraus", sagte BVB-Boss Watzke, der in Gedanken auch schon bei dem Spiel am Mittwoch war. Dann nämlich – der straffe Spiel-Kalender ließ offenbar keinen anderen Termin zu – soll das Spiel bereits nachgeholt werden. Er hoffe, dass die Mannschaft einigermaßen in der Lage sei, wettbewerbsfähig auf dem Feld zu stehen. "In solcher einer Krisensituation rücken alle Borussen zusammen."

Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Die Polizei eskortierte das Team des BVB umgehend zurück in das Mannschaftshotel.
Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Die Spieler von Borussia Dortmund, im Bild unter anderem Pierre-Emerick Aubameyang (li.), wurden umgehend ins Mannschaftshotel zurückgebracht.
Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Zehn Kilometer vor dem Stadion explodierten drei Sprengsätze. Polizei und Rettungskräfte waren schnell vor Ort.
Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Die Evakuierung des Stadions verlief ohne Zwischenfälle.
Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Rund 80.000 Fans mussten das Stadion verlassen - die Tickets für das Champions-League-Viertelfinale behalten ihre Gültigkeit.
Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Polizeiaufgebot vor dem Spiel
Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Polizeiaufgebot vor dem Spiel
Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke im Signal Iduna Park

Ursprünglich hätte das Viertelfinale der UEFA-Champions-League im Dortmunder Signal-Iduna-Park um 20.45 Uhr angepfiffen werden sollen. Nach Beratungen eines Krisenstabes wurde das Spiel 15 Minuten vor Spielbeginn aber abgesagt.

Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund
ABD0074_20170411 - Spieler von Borussia Dortmund, darunter Pierre-Emerick Aubameyang (l) stehen am 11.04.2017 in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) vor einem Hotel. Kurz nach der Abfahrt der Mannschaft von Dortmund vom Hotel zum Stadion sind in der Nähe des Mannschaftsbusses drei Sprengsätze explodiert. Das teilte die Polizei in Dortmund am Dienstagabend mit. Der BVB-Bus wurde nach Vereins-Angaben an zwei Stellen beschädigt. BVB-Spieler Bartra ist bei der Explosion verletzt worden. Foto: Ina Fassbender/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Wie Sven Schönberg, Sprecher der Polizei Dortmund, gegenüber dem KURIER bestätigte, ereignete sich der Vorfall im Stadtteil Höchsten, knapp 10 Kilometer vom Dortmunder Stadion entfernt. Erst später wurde bekannt, dass es auch einen vierten Sprengsatz in der Nähe des Mannschaftshotels gab, der offenbar nicht zündete.

Die Polizei ermittelt aktuell die Hintergründe des Zwischenfalls. Bisher gäbe es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. Man gehe aber nach ersten Erkenntnissen von "ernst zu nehmendem Sprengstoff" aus. Die Sprengsätze könnten "in einer Hecke in der Nähe eines Parkplatzes versteckt gewesen sein."

BVB-Torwart Roman Bürki saß im Mannschaftsbus neben dem verletzten Verteidiger Marc Bartra. Gegenüber Blick.ch schilderte er die ersten Momente nach dem Vorfall. "Nach dem Knall haben wir uns alle im Bus geduckt und wer konnte, auf den Boden gelegt. Wir wussten ja nicht, ob noch mehr passiert", sagte Bürki. Die Polizei sei schnell vor Ort gewesen und habe alles abgesichert. "Wir sind alle geschockt - an ein Fussballspiel dachte in den Minuten danach keiner."

Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund
Die Sicherheitsvorkehrungen waren bereits vor dem Spiel enorm. Seit den Terroranschlägen in Paris werden Fußballspiele penibel gesichter.
 

Stadionsprecher Norbert Dickel informierte die Fans noch vor Ort: "Es besteht jetzt hier im Stadion kein Grund zur Panik", sagte Dickel, der von einem "gravierenden Zwischenfall" sprach.

Polizei: "Gezielter Angriff" auf Borussia Dortmund
Die 80.000 Besucher des Signal Iduna Parks wurden gebeten, das Stadion zu verlassen, was ohne Zwischenfälle funktionierte.

Die 80.000 Besucher wurden aufgefordert, das ausverkaufte Stadion zu verlassen, was ohne Zwischenfälle vonstatten ging.

Auf Twitter informierte die Dortmunder Polizei penibel über alle Ermittlungsschritte, um Panik unter den abreisenden Fans zu vermeiden.

Große Anteilnahme

Die FIFA und die UEFA verurteilten den Angriff auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund scharf. "Unsere Gedanken hier bei der FIFA sind nach den unerklärlichen Vorfällen von heute Abend bei der Dortmunder Bevölkerung, dem BVB-Team sowie bei den Fans von Borussia Dortmund und der AS Monaco", teilte FIFA-Präsident Gianni Infantino ließ am Dienstagabend in Zürich mit.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin zeigte sich dankbar, dass die Verantwortlichen beider Clubs so vernünftig auf die Lage reagiert hätten. "Die Entscheidung, das Champions-League-Spiel zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco zu verschieben, war richtig", schrieb er in einer Stellungnahme. Die Sicherheit von Fans, Offiziellen und Spielern habe immer Vorrang.

Fußball-Fans und Profis aller Lager drückten ihr Mitgefühl aus. Der FC Barcelona twitterte vor seinem Champions-League-Spiel bei Juventus Turin am Abend: "Unsere ganze Unterstützung für @MarcBartra, @BVB und alle seine Fans". Auch aus München kamen Nachrichten an die Kollegen im Westen. Bayern-Verteidiger Jérôme Boateng hoffte, dass "alle okay", seien. Auch Schalke 04 drückte seine Anteilnahme aus. "In solchen Momenten hält man im Revier fest zusammen", schrieben die Schalker. Und unter dem Hashtag #bedforawayfans boten Dortmunder Fans der gegnerischen Mannschaft AS Monaco Schlafplätze an.

Auch der deutsche Innenminister Thomas de Maizière meldete sich am späten Abend zu Wort. "Jetzt gilt es die Hintergründe aufzuklären", hieß es in einem Statement auf Twitter. Nach dem Abbruch des Fußball-Länderspiels in Hannover zwischen Deutschland und den Niederlanden im November 2015 war de Maizière noch in der Kritik gestanden, als er nach einer Bombendrohung davon sprach, dass "Teile der Antwort die Bevölkerung beunruhigen könnten".

Welche Antworten die Polizei bei dem nunmehrigen Sprengstoffanschlag findet, bleibt abzuwarten.

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